Zeitreise: Die Geschichte der "Hitler-Eichen"
Auch in Schleswig-Holstein haben die Gemeinden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Eichen gepflanzt - zu Ehren des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler. Heute sind die sogenannten Hitler-Eichen weitgehend vergessen.
So sah es in vielen Gemeinden im Frühling 1933, 1934 in Deutschland aus: Am 30. April oder 1. Mai versammelten sich die Honoratioren der Gemeinden, um einen Baum zu pflanzen. Ein Festakt, zu dem auch Kriegervereine, Liedertafeln, Turnvereine und ganze Schulklassen kamen. Und natürlich war auch die örtliche SA angetreten. Der Baum, der hier gepflanzt werden sollte, war dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler gewidmet: eine "Hitler-Eiche".
Die Eiche - der "Deutsche Baum"
Dass die Eiche als Baum gewählt worden war, war sicherlich kein Zufall. Die Eiche galt als der "Deutsche Baum". Dichter, wie Joseph von Eichendorff, nannten Deutschland "Land der Eichen". Eichen wurden nach dem Krieg gegen Frankreich 1871 als sogenannte "Friedenseichen" gepflanzt. Noch heute gibt es Luther-Eichen und Bismarck-Eichen - zu Ehren des Reformartors und des Reichskanzlers. 1933 aber waren es Eichen, um den ernannten Reichskanzler Adolf Hitler zu ehren und zu zeigen, dass man gewillt war, an einem "Neuen Deutschland" mitzubauen.
Ein dreifaches "Sieg-Heil" für die Hitler-Eiche
In Hemdingen im Kreis Pinneberg zum Beispiel wurde eine "Ode an Hitler" in einer Flasche direkt neben der neu gepflanzten Eiche vergraben. Darin hieß es: "Adolf-Hitler-Eiche bist Du getauft, ein Denkmal ihm, der nur auf Deutschlands Rettung geschaut. Wir alle stimmen in seinen Schlachtruf ein: Deutschland, Deutschland! Unsere Liebe gilt Dir allein". In Horst im Kreis Steinburg wurde zur Pflanzung das Horst-Wessel-Lied gesungen und auch ein dreifaches "Sieg-Heil" auf Hitler ausgerufen. In Schmalensee im Kreis Segeberg hat der Männergesangsverein "Eintracht Bornhöved" gesungen verbunden mit dem Versprechen des Gemeindevorstehers, auf die Eiche Acht zu geben. All dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie wichtig damaligen Gemeinden das Pflanzen der Eiche nahmen.
Vorboten einer brutalen Gewaltherrschaft
Dabei hätte man schon im Frühling 1933 wissen oder zumindest erahnen können, dass es unter den Nationalsozialisten zu einer brutalen Gewaltherrschaft in Deutschland kommen würde. Auch in Schleswig-Holstein entstanden bereits die ersten Konzentrationslager, wie das KZ Wittmoor, das seit dem 10. April 1933 bestand. Damit begannen erste Hetzjagden gegen Juden. Erste Morde an politischen Gegnern geschahen, wie an dem Sozialdemokraten Wilhelm Spiegel und dem Rechtsanwalt Friedrich Schumm in Kiel.
Aber die meisten Menschen wollten die dunklen Seiten der Nazis nicht erkennen. Sie hofften auf eine starke, beständige Regierung und wollten das mit der kräftigen Eiche ausdrücken.
Die "vergessenen" Bäume
Heute weiß kaum noch jemand, dass es überhaupt jemals diese Eichen zu Ehren von Adolf Hitler gab. Die "Hitler-Eichen" sind vergessen. Einige wuchsen auch niemals richtig an, wie zum Beispiel in Horst. Viermal hat es die Gemeinde mit dem Pflanzen einer Eiche versucht - immer ging sie ein. In der Gemeinde hieß es, dass einige Horster wohl dabei etwas "nachgeholfen" haben sollen. Der Pastor Detlef Juhl schrieb dazu: "Mir war es wie ein Gotteszeichen." Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auf Befehl der Besetzungsmächte viele der "Hitler-Eichen" gefällt. Manche aber sind wahrscheinlich noch heute an den Orten, an dem sie gepflanzt wurden - ohne das man weiß, welche "Last der Geschichte" sie tragen. Sicherlich kann man zu Recht fragen: Was kann der Baum dafür, dass es diesen Namensgeber hatte. Zum anderen aber ist der Baum auch ein Symbol für eine verbrecherische Regierung.