Wieder Jugendgewalt in Heide - zwei Tatverdächtige in U-Haft
Die Polizei in Heide hat eine Gruppe von etwa zehn Kindern und Jugendlichen im Visier. Sie soll seit Anfang des Jahres für mehrere Straftaten rund um den Bahnhof verantwortlich sein.
Heides Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat (SPD) hat sich nach den jüngsten Vorfälle von Jugendgewalt in seiner Stadt entsetzt gezeigt. "Ich bin schockiert und traurig, dass es hier in Heide schon wieder zu solchen Vorfällen von Jugendgewalt kommt", sagte er. In der Vergangenheit hatte Heide einige Maßnahmen getroffen, um das Problem einzudämmen. So gibt es inzwischen mehr Polizeipräsenz, mehr Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche sowie mehr Sozialarbeiter.
Am Sonntagnachmittag waren am Heider Bahnhof (Kreis Dithmarschen) erneut zwei Kinder und Jugendliche überfallen worden. Eine Gruppe Jugendlicher soll zwei andere angegriffen haben, darunter einen 13 Jahre alten Jungen. Er wurde bei dem Überfall leicht verletzt. Die alarmierten Beamten konnten am Tatort noch drei Tatverdächtige antreffen, eine vierte Person konnte flüchten. Die Tatverdächtigen wurden befragt und die Beamten nahmen ihre Personalien auf.
Schwerer Raub - zwei Tatverdächtige in U-Haft
Der 13-Jährige wurde nach Angaben von Polizeisprecherin Merle Neufeld auch schon etwa zwei Wochen zuvor - am 21. Januar - am Bahnhof überfallen. Der Geschädigte erstattete laut Neufeld Anzeige. Zwei Tatverdächtige - ein 16-Jähriger und ein 18-Jähriger - sitzen wegen dieses Vorfalls bereits in U-Haft. Ihnen wird schwerer Raub vorgeworfen. Das bestätigte auch Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow. Dem 13-Jährigen wurden Handy, Jacke und Schuhe geraubt.
Außerdem soll es den Angaben zufolge auch am 20. Januar einen Vorfall gegeben haben. Insgesamt sind vier Fälle seit Anfang des Jahres bekannt. Bei einem Fall wurden einem 22 Jahre alten Mann und einer gleichaltrigen Frau Schuhe gestohlen.
Auch ein Zwölfjähriger aus Nordfriesland ist im Visier
Die Tatverdächtigen gehören laut Polizei zu einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die seit Anfang des Jahres für Straftaten im Bereich des Bahnhofes verantwortlich sind. "Sie sind alle im Alter von 12 bis 18 Jahren", sagte Polizeisprecherin Merle Neufeld. Sie kommen den Angaben zufolge aus Heide und aus dem Heider Umland. Ein Zwölfjähriger kommt aus dem Kreis Nordfriesland. Er soll laut Neufeld der mutmaßliche Haupttäter von zwei Taten am 20. Januar sein.
Polizeidirektion Itzehoe: Jeder mit mindestens fünf Delikten
Von einer Gang oder Jugendbande will die Polizei nicht sprechen. Jede beziehungsweise jeder von der Gruppe soll in den vergangenen Wochen mindestens fünf Delikte verübt haben, sagte der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft Itzehoe dauern an.
Polizei spricht mit Behörden und Erziehungsberechtigten
Befragungen mit allen Beteiligten laufen, sagte Merle Neufeld. Und auch ein Kontakt zu Jugendamt und Erziehungsberechtigten bestehe. Es habe bereits sogenannte "Gefährderansprachen" gegeben. Das bedeute so viel wie: "Wir haben dich auf dem Zettel, du siehst uns wieder, wenn wieder was passiert." Die Staatsanwaltschaft behandelt die Fälle laut Polizei priorisiert.
Auf die Frage, warum die Polizei nach dem größeren Vorfall am 21. Januar die Öffentlichkeit nicht informiert habe, sagte Merle Neufeld NDR Schleswig-Holstein: "Wir haben keine Erfordernis gesehen."
Fall von Mädchengewalt ist ein Jahr her
Vor genau einem Jahr hatte ein anderer Fall von Jugendgewalt in Heide bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Vier Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren hatten eine 13-Jährige geschlagen, gedemütigt und die Taten gefilmt und verbreitet. Die Mädchen zündeten der Jugendlichen laut Gericht unter anderem die Haare an und drückten eine Zigarette im Gesicht aus. Die Angeklagten hatten die Taten gestanden und wurden vom Jugendschöffengericht des Amtgerichts Meldorf verwarnt. Sie mussten gemeinnützige Arbeit leisten und ein Anti-Gewalt-Training absolvieren.
Heides Bürgermeister zeigt sich schockiert
Bei der Gruppe, die derzeit am Bahnhof durch Straftaten auffällt, handele es sich nicht um die Personen, die bereits im Bereich des Südermarktes auffällig geworden waren, so Heides Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat. Trotzdem seien die Ereignisse besorgniserregend. "Ich bin schockiert und traurig, dass es hier in Heide schon wieder zu solchen Vorfällen von Jugendgewalt kommt. Insbesondere, weil wir viele Maßnahmen getroffen haben, um dem entgegenzuwirken", sagte Schmidt-Gutzat auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein. Eine zeitweise Überwachung durch Kameras oder die Einführung eines Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), wären angesichts der aktuellen Vorfälle denkbare Maßnahmen. Stadtpolitik und -verwaltung stünden diesbezüglich in engem Austausch mit Polizei und Staatsanwaltschaft. "Gemeinsam mit der Polizei und der Bahn werden wir nach Lösungen suchen, die zu einer zeitnahen Verbesserung der Situation rund um den Bahnhof führen", kündigte Schmidt-Gutzat an.