Wie die App eines Feuerwehrmanns Leben retten soll
Vor fünf Jahren hatte Feuerwehrmann Leo Mergel aus dem Kreis Pinneberg einen schwierigen Einsatz. Daraus entstanden ist die Idee für eine App, die Einsatzkräften mit detaillierten Infos über ein Haus die Arbeit erleichtern soll.
Es war eigentlich nur ein kleiner Küchenbrand, zu dem Leo Mergel und seine Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Klein Nordende im Kreis Pinneberg 2018 ausgerückt sind. Aber er erinnert sich noch heute daran. Denn: Die Einsatzkräfte konnten das Schlafzimmer im Spitzboden nur schwer finden. Die Treppe dorthin war hinter einem Schrank versteckt. "Und da dachte ich mir, da müssen wir mal irgendwas machen", erzählt Mergel.
Nach und nach setzte er seine Idee in die Tat um. Seit Januar gibt es nun die App "HomeResQ". Im September wurde sie bereits beim Schleswig-Holsteinischen Digitalisierungspreis in der Kategorie "Gesellschaftliches Wirken" ausgezeichnet.
HomeResQ-App soll Einsätze effizienter machen
Dass Feuerwehrleute nicht genau wissen, was bei einem Einsatz auf sie zukommt, sei kein Einzelfall, erzählt der App-Erfinder. "Wenn wir in ein Gebäude gehen, was verraucht ist, dann haben wir 20, mit Glück 30 Zentimeter Sichtweite." Ein Einsatztrupp müsse sich dann durch das ganze Gebäude tasten. "Weil wir einfach blind sind ab der Haustür. Wir wissen nicht, was sich hinter der Haustür befindet", sagt Mergel. Von der Leitstelle gebe es nur die Straße und Hausnummer des Einsatzortes, erklärt Landesbrandmeister Frank Homrich. "Das heißt, die Einsatzkräfte fahren los, kommen zu diesem Objekt und dann stehen sie da."
Hausbesitzer liefern Informationen freiwillig
Diesen blinden Fleck soll die App überbrücken. Hausbesitzer können sich auf der Internetseite von "HomeResQ" registrieren und dann knapp 30 Fragen zu ihrem Haus beantworten. Wie ist das Dach beschaffen? Welche Räume gibt es? Wo genau liegen die Schlafzimmer? Wo ist der Gasanschluss? Wo die Heizungsanlage? Ist irgendwo am Haus eine Photovoltaik-Anlage verbaut? Wissen die Einsatzkräfte Bescheid, könnten dann schneller die richtigen Rettungsmittel angefordert werden, meint Homrich. "Das sind genau die Informationen, die wir brauchen."
Zugriff über QR-Code nur für örtliche Feuerwehr
Darauf zugreifen können die Feuerwehrleute im Fall eines Einsatzes nur vor Ort durch einen QR-Code. Der wird durch einen Aufkleber an Hauswand oder Briefkasten angebracht. Scannen kann den nur die örtliche Feuerwehr. Für alle anderen bildet der Code einfach eine lange Zahlenkombination. "Und nur wenn man den Zugang über unser System über die App hat als Feuerwehr, kann man überhaupt auf die Daten zugreifen", so Mergel.
Jedes Mal, wenn der Code gescannt wird, bekommt der Hausbesitzer außerdem eine E-Mail. "Wir haben sämtliche Sicherheitsstandards. Und selbst wir von 'HomeResQ' können nicht auf die Daten von Einfamilienhäusern zugreifen", sagt Mergel. Welche Infos Hausbesitzer angeben, ist außerdem freiwillig.
Landesbeauftragte sieht Datenschutz der App positiv
Genau diese Freiwilligkeit sieht die Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein, Marit Hansen, besonders positiv. Insgesamt mache die App aus Datenschutzsicht einen guten Eindruck. Weil die Anwendung für Hausbesitzer monatlich rund zwei Euro kostet, sei klar, dass keiner mit seinen Daten zahlt. Bei sensiblen Daten gebe es aber auch immer Gefahren, so Hansen: "Das kann auch für einen Einbrecher spannend sein zu sehen: Wo ist wahrscheinlich irgendwas gelagert? Wie kommt man aus dem Haus wieder raus?"
Auch ob ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung dort wohnen, könnte Tätern einen Einbruch erleichtern. "Hier ist es aber so, dass die Daten ja gesichert werden, nur im Fall eines Einsatzes darauf zugegriffen wird und das auch noch protokolliert wird", so Hansens Fazit. Risiken und Nutzen müsse jeder selbst abwägen.
Bislang 200 Häuser: App in der Verbreitung noch am Anfang
Rund 200 Häuser, vor allem aus den Kreisen Pinneberg und Steinburg, sowie 40 Feuerwehren sind mittlerweile bei "HomeResQ" angeschlossen. Einige Wehren sind laut Landesbrandmeister Homrich noch zögerlich. Offene Fragen betreffen zum Beispiel die Aktualität der Infos. "Wir müssen dem System etwas Zeit geben", meint der Landesbrandmeister - sowohl den Kunden als auch den Feuerwehrleuten. Der Feuerwehrverband aber unterstütze die App: "Weil wir das als ein richtig gutes Hilfsmittel sehen, mit dem die Feuerwehr arbeiten kann."