Wie auf Amrum ganz besondere Naturfotos entstehen
Sven Sturm ist Naturfotograf - und wurde für seine Bilder mehrfach ausgezeichnet, zuletzt beim Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres. Sturm fotografiert vor allem Vögel, manchmal auch Kegelrobbenbabys auf Amrum.
Mit 14 Jahren bekam Sturm seine erste Kamera geschenkt. "Eigentlich wollte ich einfach nur besser fotografieren als mein Vater und mein Onkel", sagt er. Mit der Zeit wurde es dann Leidenschaft. Er konnte einfach nicht mehr aufhören und das hat sich gelohnt. Der Amrumer wurde bereits zum zweiten Mal beim Wettbewerbe Europäischer Naturfotograf des Jahres ausgezeichnet, drei Mal beim Bird Photographer of the Year, und einmal sogar beim Wild Life Photographer of the year.
Vor 13 Jahren ist der gebürtige Berliner nach Amrum gezogen, der Liebe wegen. Heute lebt der Fotograf mit Frau und seinen Kindern dort. Er arbeitet als Mathelehrer an einer Schule. Doch wenn die Schulglocke klingelt, tauscht er seine Unterlagen gegen seine Fotoausrüstung und fährt Richtung Wasser. Aktuell guckt er da nach Vögeln. Gerade die haben es dem leidenschaftlichen Fotografen angetan, weil sie besonders schwierig sind.
Für gute Fotos liegt er stundenlang im kalten Sand
Nachdem er ein paar Plätze angefahren hat, sieht er endlich eine Hand voll Austernfischer. Noch während sich Sturm die wetterfeste Gummihose überzieht, sind sie auch die schon weggeflogen. Also packt er seinen Fotoapparat wieder ein, fährt weiter zur nächsten Stelle. Dort geht der 47-Jährige erst in die Hocke, um sich dann ganz langsam in Richtung der Vögel zu robben. Stundenlang liegt der Fotograf manchmal regungslos mit seiner Kamera und dem langen Objektiv direkt am Wasser im kalten Sand. "Ich liebe genau das, denn jetzt bin ich voll da und in diesem Moment, der Stress der Schule ist weg", sagt Sturm.
Auch für seine preisgekrönten Bilder, musste er lange still liegen, um sie einzufangen. Einige Bilder sind auch mit einer Fotobox entstanden, die er direkt am Strand aufgestellt hat.
Vogelfotos sind besonders herausfordernd: "Meist klappt nichts"
Manchmal reicht auch ein Schnappschuss, das sei allerdings sehr selten. "Die meisten Tage sind so wie heute. Da klappt nichts", sagt der gebürtige Berliner. "Aber genau das macht dann auch den Wert eines gelungenen Vogelfotos aus". Heute ist kein brauchbares Motiv für ihn dabei. Entweder fliegen die Vögel weg oder stehen im kalten Wind, mit dem Schnabel unter ihrem Gefieder. Stunden sind mittlerweile vergangen, Sven Sturm gibt auf.
Sturm fährt mit dem Fahrrad ein paar Kilometer weiter. Hier warten schon sieben junge Menschen, alle mit einer Fotokamera bewaffnet. Einmal in der Woche zieht er mit ihnen in die Natur Amrums. Aus ganz Deutschland kommen sie, um auf der Insel ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr zu absolvieren. Heute allerdings bekommen sie einen Fotokurs, ziehen mit Sturm durch ein Wäldchen in die Dünen Richtung Kniepsand.
"Auch ein Leuchtturm kann langweilig auf einem Bild aussehen"
Auf dem Weg durch die Dünen liegt ein kleiner See. über ihm, nicht mehr besonders hoch, die Sonne. Sofort werden die Fotoapparate gezückt. Weiter geht es, durch die Dünen Richtung Leuchtturm. "Auch ein Leuchtturm kann langweilig auf einem Bild aussehen", sagt der Fotograf, "Also wie kann man das ändern", fragt er. Keiner antwortet, also redet er weiter. Dabei helfe ein Vordergrund zum Beispiel, ein bisschen Dünengras, oder eine ungewöhnlich Perspektive. Sofort legen sich alle in den Sand und machen Fotos. "Diese Ausflüge mit den Jugendlichen sind mir wichtig, damit sie sehen, was sie schützen müssen, dass sie ein Teil der Natur sind", sagt Sturm.
Mittlerweile wird es schummrig, die Sonne ist fast verschwunden. Allein für das Bild hat sich der Tag gelohnt“, sagen die Kursteilnehmer und treten glücklich den Heimweg an.
Auch Sven Sturm geht nach Hause zu seiner Familie. Hätte er viele Motive gehabt, würde er jetzt noch stundenlang die Fotos auswerten und nachbearbeiten, das muss er heute nicht, bei den wenigen Fotos, die er geschossen hat. Der Tag habe sich trotzdem gelohnt, denn er war in der Natur und das liebt er. Und morgen zieht er wieder los - erst in die Schule und dann mit dem Fotoapparat.