Wenn der Bundespräsident über den Eckernförder Wochenmarkt spaziert
So viel Trubel wie am Mittwoch, gab es in Eckernförde auf dem Wochenmarkt selten. Doch wie oft kommt es schon vor, dass man bei seinem Einkauf oder in der Mittagspause dem Bundespräsidenten begegnen kann?
Für drei Tage hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) seinen Amtssitz vom Schloss Bellevue an die Ostsee verlagert. In Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) möchte er im Rahmen dieser "Ortszeit" mit den Menschen aus der Region in Kontakt kommen und erfahren, was sie in diesen Zeiten bewegt. Nachdem sich das deutsche Staatsoberhaupt am Dienstag in das goldene Buch der Stadt eingetragen hat, folgen am Mittwoch Termine in einer Berufsschule, bei den Freiwilligen Seenotrettern und danach ein Spaziergang durch die Altstadt bis zum Wochenmarkt.
Dem Bundespräsidenten mal die Hand schütteln
Beim Spaziergang durch den Hafen und die Altstadt nutzen viele Menschen die Gelegenheit, um mit dem Bundespräsidenten in Kontakt zu kommen. Eine der Ersten an diesem Vormittag ist Natascha Lux. Sie engagiert sich selbst politisch auf lokaler Ebene und ergreift die Chance, Frank-Walter Steinmeier die Hand zu geben. "Die Gelegenheit hat man nicht alle Tage", so Lux. Sie lobt den Bundespräsidenten als "guten Politiker, der sich offen für Fragen aus der Bevölkerung zeigt". Viel Zeit zum Schnacken gibt es aber nicht. Zügig geht es weiter über die Holzbrücke im Hafen in Richtung Innenstadt.
Man ist auch ein bisschen stolz
Auf der Brücke ergattern Elisabeth und Hans-Joachim Wandt ein Selfie mit Frank-Walter Steinmeier. Das Ehepaar aus der Nähe von Göttingen in Niedersachsen macht seit Jahren Urlaub in Eckernförde. Die Kleinstadt an der Ostsee bezeichnen sie inzwischen als ihre zweite Heimat. Am Dienstag haben sie den Bundespräsidenten schon aus der Ferne in das U-Boot steigen sehen. Hans-Joachim Wandt findet gut, dass sich das Staatsoberhaupt auf Augenhöhe mit den Bürgern begibt und freut sich schon darauf, das Selfie seinen Enkeln zu zeigen. "Da ist man dann auch ein bisschen stolz drauf".
Apothekerin hätte gern mit Steinmeier geschnackt
Etwas enttäuscht ist Sigrun Kramer. Die Apothekerin aus der Nähe von Eckernförde demonstriert an diesem Tag mit Kolleginnen und Kollegen für bessere Verhältnisse in ihrer Branche. Zu geringe Margen, Medikamentenengpässe und Personalmangel, beschäftigen sie in diesen Tagen. Über all diese Dinge hätte sie gerne mit dem Bundespräsidenten gesprochen. Doch als sich der Protestzug von etwa 60 Personen lautstark mit Trillerpfeifen bemerkbar macht, wird er von der Polizei gestoppt. Der Tross um Frank-Walter Steinmeier biegt zügig in eine andere Straße ein. Dass Sicherheitsbedenken der Personenschützer dieses Gespräch verhindert haben, findet Sigrun Kramer "verständlich, aber schade".
Kaffee am kleinen Wagen
Jens Weniger aus Eckernförde wurde in seiner Mittagspause in der Altstadt vom Besuch des Bundespräsidenten überrascht. Er ist hier jeden Tag um diese Zeit, so viel wie am Mittwoch war hier bisher noch nie los. "Ich bin froh, dass ich meinen Kaffee schon hatte", sagt er, als Frank-Walter Steinmeier, umgeben von einer Traube neugieriger Menschen und zahlreicher Pressevertreter, einen Kaffee an dem kleinen Wagen bestellt. Weniger freut sich, dass der Bundespräsident "mal aus dem Elfenbeinturm herauskommt". Er findet gut, dass mit Eckernförde eine Kleinstadt zum vorübergehenden Amtssitz des Bundespräsidenten wurde. Zu oft würde sich die Politik eher an den großen Städten orientieren und auf Bundesebene scheine alles nördlich vom Hamburg manchmal sogar komplett unsichtbar zu sein.
Bundespräsident und Bürger diskutieren bei Kaffeetafel
Am Mittwochnachmittag diskutierten dann Eckernfördes Bürgerinnen und Bürger zweieinhalb Stunden mit dem Bundespräsidenten bei der "Kaffeetafel kontrovers" über Wohnraumknappheit, Arbeitskräftemangel, Tourismus und die Überlegungen zum Nationalpark Ostsee. "Die Art und Weise, wie die Menschen hier miteinander umgehen, lässt sich wirklich sehen", sagte Steinmeier im Anschluss an die Veranstaltung.
Bundesverdienstkreuz wird verliehen
Am Donnerstag besichtigte Frank-Walter Steinmeier einen Windpark in Holtsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Mittags erhielten dann noch zwölf engagierte Menschen aus Schleswig-Holstein in der St. Nicolai-Kirche das Bundesverdienstkreuz vom Bundespräsidenten.