Warnstreik im Einzelhandel in SH: Auswirkungen waren überschaubar
Die Gewerkschaft ver.di hatte für Mittwoch zu einem zentralen Warnstreiktag des Einzelhandels im Norden aufgerufen. Schauplatz der Streikkundgebung war Schleswig-Holstein. Geschlossene Geschäfte gab es laut Handelsverband Nord aber nicht.
Vom Warnstreik im norddeutschen Einzelhandel betroffen waren am Mittwoch Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die zentrale Streikkundgebung fand um 12 Uhr in Kiel auf dem Rathausplatz statt. Zuvor war ein Demonstrationszug vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt gezogen. Laut Handelsverband Nord sind in Folge der Demonstration aber keine Supermärkte oder Modegeschäfte geschlossen geblieben.
Hat die Pandemie die Streikkultur verändert?
Laut ver.di nahmen 800 Menschen an der Demonstration teil, die Polizei sprach von 500 Teilnehmern. Gemessen an den 125.000 Beschäftigten im Einzelhandel allein in Schleswig-Holstein war die Teilnehmerzahl in jedem Fall eher gering. Die Landesbezirksleiterin von ver.di, Susanne Schöttke, erklärte dies mit der nicht so großen Streikkultur im Einzelhandel. Denn: Vor der Pandemie seien die Beschäftigten eigentlich recht zufrieden gewesen. Das habe sich aber während Corona und nun im Zuge der Inflation geändert.
Ver.di-Verhandlungsführer Bert Stach zeigte sich dagegen angesichts der Teilnehmerzahl zufrieden. Es seien mehr gekommen als erwartet und das sei ein starkes Signal für Bewegung in der nächsten Verhandlungsrunde, so Stach. Den Teilnehmenden der Kundgebung in Kiel sprach er Mut zu: "Ohne euch gibt es keinen Handel."
20 Prozent der Betriebe an Tarif gebunden
Beim Demonstrationszug waren unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ikea aus Kiel und Lübeck dabei. Im Einzelhandel sind knapp 20 Prozent der Betriebe tarifgebunden, meistens die größeren Ketten. Kleine Boutiquen betrifft dies eher nicht, diese würden das Gehalt mit ihren Angestellten direkt klären, so der Handelsverband.
Ver.di: Angebot der Arbeitgeber nicht ausreichend
Die Beschäftigten im Einzelhandel fordern mehr Lohn, denn laut Gewerkschaft ist das Angebot der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der ersten Runde der Tarifverhandlung nicht ausreichend - das seien nur 1,6 Prozent. Die letzte Lohn- und Gehaltserhöhung gab es laut ver.di im April 2022 - sie betrug 1,7 Prozent mehr Geld. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne um 2,50 Euro pro Stunde, mindestens aber einen Stundenlohn von 13,50 Euro für alle im Einzelhandel Beschäftigten. Auszubildende sollen monatlich 250 Euro mehr Gehalt erhalten, so die Forderung.
Arbeitgeber: Forderungen passen nicht zur Situation
Das entspricht laut Arbeitgeberseite einer Anhebung der Entgelte um durchschnittlich mehr als 15 Prozent, in der Spitze um 26 Prozent. Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Michael Fink, sagte jüngst, diese Forderung passe weder zu den gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten noch zur aktuellen Situation der Branche. Die Tarifverhandlungen sollen im Groß- und Außenhandel am 15. Juni und im Einzelhandel am 4. Juli fortgesetzt werden.
Erste Warnstreiks im Einzelhandel bereits vergangene Woche
In Hamburg war es bereits der dritte angekündigte Streiktag. Am Freitag und Samstag vergangener Woche waren unter anderem große Lebensmittelmärkte wie Rewe, Netto oder Kaufland sowie ein Einrichtungshaus und einige Modeketten bestreikt worden.