Vor 130 Jahren gesunken: Wrack der "Betty Sauber" gefunden?
Algen gesucht, Wrack gefunden: Vor zwei Jahren stößt ein Forschungsteam in der Nordsee vor Helgoland auf ein Schiffswrack. Der Fundort weckt die Vermutung, dass es sich um die "Betty Sauber" handeln könnte.
Eigentlich wollten sie wie immer Algenproben nehmen und die Wasserqualität in der Nordsee überprüfen. Doch bei eine ihrer Routinefahrten nördlich von Helgoland (Kreis Pinneberg) stoßen die Forschungstaucher von Submaris vor zwei Jahren auf ein gesunkenes Schiff, dass zwischen den Algen am Meeresboden liegt.
Erste Vermutungen legen Nahe, dass es sich dabei um die "Betty Sauber" handeln könnte - ein Dampfschiff, dass laut Aufzeichnungen genau an der Stelle vor 130 Jahren gesunken war. Ein erneuter Tauchgang soll diese Vermutung stützen.
Zufallsfund weckt Neugier der Forschenden
Meeresarchäologe Florian Huber entdeckt damals das Wrack in acht Meter Tiefe im Helgoländer Felswatt. "Wir haben hier ein Arbeitsgebiet und ich war in diesem Gebiet unterwegs. Und dann stolpere ich zufällig über die ersten Wrackteile." Huber folgt den Teilen und findet daraufhin das Hauptwrack. "Dann war natürlich die Neugier geweckt und ich wollte wissen, was für ein Schiff das ist und welche Geschichte dahinter ist." Doch das Wrack ist bereits stark verfallen.
Dichter Algen-Dschungel: "Für Archäologen ein Problem"
Der Tauchgang vor Helgoland stellt die Experten vor eine weitere Herausforderung: "Unter Wasser existiert hier ein riesiger Algenwald - also ein richtiger Dschungel unter Wasser", erzählt Meeresbiologe Uli Kunz. Was für die Biologen eine Freude sei, sei für die Archäologen jedoch ein Problem. Denn die müssten für ihre Untersuchungen quasi unter den Algenwald schauen. "Und das wird auch genau so bei dem Wrack heute sein." Für das Team geht es trotzdem herunter zum Wrack.
Fundstücke liefern neue Erkenntnisse
Unter Wasser untersuchen die Taucher das Schiff und vermessen die einzelnen Wrackteile. Alles, um genau feststellen zu können, ob es sich bei dem Wrack tatsächlich um die "Betty Sauber" handelt oder nicht. Doch die Chancen stehen gut: "Die Wrackfundstelle passt von den Maßen her mit der Schiffslänge überein, ungefähr 67 Meter", berichtet Huber. Auch der Untergangsort passe gut mit den Aufzeichnungen zusammen und die Anker würden für diese Zeit sprechen. "Und die Dampfanlage ist sehr identisch, wie die von der "Betty Sauber". Das haben wir durchgemessen - es sind die gleichen Maße."
Kleine Ungereimtheiten: Doch nicht die "Betty Sauber"?
Kurze Zweifel, ob es sich tatsächlich um das gesunkene Dampfschiff handelt, kommen auf, als die Taucher zwei Kurbelwellen finden - die "Betty Sauber" hatte eigentlich nur eine. "Wir wissen, dass sie vorher einen Unfall hatte und die Kurbelwelle ausgewechselt wurde. Es kann also gut sein, dass die zweite Kurbelwelle noch an Bord war, vielleicht als Ersatzteillager", vermutet Huber.
Huber ist sich sicher: Es ist die "Betty Sauber"
"Ich habe viele Fotos gemacht, habe Bauteile erkannt, die ich vorher nicht erkannt oder gesehen hatte. Man könnte wahrscheinlich noch Hunderte Tauchgänge machen und würde immer wieder etwas Neues entdecken. Aber ich habe jetzt soweit alles zusammen, um den nächsten Schritt zu machen."
Mit dem nächsten Schritt meint Huber eine Publikation, die seine Erkenntnisse zusammenfassen und seine Vermutung stützen sollen. Denn er ist sich nach dem Tauchgang sicher: Es ist die "Betty Sauber". Für den Meeresarchäologen ist es so oder so ein ganz besonderes Wrack, denn die Zeit der Dampfschiffe war ein kurzes, aber wichtiges Kapitel der Schifffahrtsgeschichte - über Tausende von Jahren gab zuvor fast nur Segelschiffe. Wracks von Dampfschiffen sind deshalb selten.