Verringerter Methan-Ausstoß durch neuen Futtermix
In Norddeutschland produzieren Menschen mit Heizungen, Autos und Maschinen zu viel CO2, also Kohlendioxid, so der Stand der Wissenschaft. Aber es ist nicht nur der Mensch, es sind auch die Tiere, die in Sachen Klimabilanz für Treibhausgasemissionen sorgen. Die Landwirtschaft hat einen Anteil von mehr als sieben Prozent an den gesamten Treibhausgasemissionen. Davon sind 40 Prozent durch Methan verursacht, allein durch Furzen und Rülpsen der Kühe. Forschende der Uni Kiel untersuchen, wie sich Treibhausgase bei den Kühen reduzieren lassen. Die "NDR Info Perspektiven" haben mit den Forschern über die deutschlandweit einmalige Feldstudie gesprochen.
In Lindhöft in Schleswig-Holstein fressen und rülpsen die Kühe nun für die Wissenschaft. Denn die Wiederkäuer produzieren dabei das klimaschädliche Treibhausgas Methan. Drei Prozent der gesamtdeutschen Emissionen lassen sich auf die Kuh zurückführen, erklärt der Forscher der Universität Kiel und Projektleiter Dr. Carsten Malisch. Um herauszufinden, wie man diese Gase reduzieren kann, wird das Fressverhalten von Jersey Rindern untersucht.
Ausscheidungen werden gemessen
Die braunen Kühe sehen mit den blauen Schläuchen auf dem Kopf und auf dem Rücken aus, als kämen sie vom Mars. "Die Kühe haben einen ganz normalen Voltegiergurt, den Sie von Ponys kennen, und da sind zwei Flaschen dran und von diesen Flaschen gehen zwei Gurte zum Maul. In den Flaschen ist ein Unterdruck, um den Atem und das Methan der Kuh in den Flaschen zu sammeln."
Abgastest für Kühe
96 Prozent des Methans atmet die Kuh aus, weil das Futter durch das Wiederkäuen immer wieder hochbewegt wird und dann das Methan aus dem Magen mit ausgestoßen wird. Das Prinzip ist also eine Art Abgastest für Kühe. "Wir haben die Parallele zum Auto gezogen. Wir haben Abgase, die keinen Nutzen haben und klimaschädlich sind. Die Emissionen gehen klar über das Rülpsen und nicht über das Furzen."
Klee wirkt sich günstig aus
Aber wie kann man der Kuh Manieren beibringen, damit sie nicht so viel rülpst? "Ganz einfach", sagt Agrarwissenschaftler Dr. Ralf Loges von der Kieler Abteilung Grünland und Futterbau, "mit dem richtigen Kräutermix. Das übernimmt im ökologischen Landbau die Familie der Kleeartigen zu denen Weißklee, Rotklee und Hornschotenklee zählt. Diese liefern viel Protein, was wir sonst in Form von Sojaschrot aus Südamerika importieren müssten."
Speiseplan: Frisch und vielseitig
Mit sieben verschiedenen Kleesorten auf dem Speiseplan der Kühe soll der Methanausstoß reduziert werden: "Ganz wichtig ist: je mehr Rohfaser das Futter enthält, desto mehr Methan wird freigesetzt. Daher bieten wir ein sehr junges Futter an. Wir versuchen außerdem durch eine erweiterte Saatmischung Kleearten mit reinzunehmen, die auch Einfluss auf die Methanbildung nehmen können."
Kostspielig aber klimafreundlich
Man habe von Bauern aus Irland gelernt, immer frisches junges Gras zu verfüttern, dadurch konnte der Methanausstoß pro Liter Milch bereits um 20 Prozent gesenkt werden. Allerdings kosten die Kleesorten auch mehr als gewöhnliches Gras: Der Preis für die Saat kann doppelt so teuer sein. Ob sich das jeder Viehhalter schmecken lässt? Doch das ist für die Wissenschaftler zweitrangig. Sie wollen bis Ende des kommenden Jahres die Wirkungen des klimafreundlichen Klees weiter untersuchen.