Unterkünfte für Obdachlose in Schleswig-Holstein am Limit
Kälte kann für Menschen ohne Wohnung schnell zur Gefahr werden. Bei Minusgraden auf der Straße zu übernachten, ist lebensbedrohlich. Gleichzeitig werden in den Notunterkünften im Land die Plätze knapp.
Wohlfahrtsverbände schlagen Alarm: Die Obdachlosenunterkünfte in Schleswig-Holstein sind am Limit. Viele ihrer Unterkünfte seien komplett ausgelastet, berichtet die Diakonie. "Zurzeit sind unsere Plätze in den Wohnungslosenunterkünften alle belegt", berichtet etwa Lutz Regenberg von der Vorwerker-Diakonie, die in der Hansestadt drei Unterkünfte mit rund 120 Plätzen betreibt. Auch in Kiel und Flensburg sind die Obdachlosenunterkünfte nach Angaben einer Sprecherin voll. Teilweise müssten Notbetten in die Zimmer gestellt werden, um niemanden abweisen zu müssen. Die Sprecherin befürchtet, dass der Andrang in den kommenden Wochen noch zunehmen könnte.
Nicht alle obdachlosen Menschen wollen in Notunterkünfte
Allerdings, so erzählen die Helferinnen und Helfer, wollen nicht alle Obdachlosen in den Unterkünften übernachten. Einige würden trotz der klirrenden Kälte weiter im Freien schlafen. Die Diakonie-Sprecherin schätzt, dass alleine in Kiel bis zu sechzig Menschen weiter freiwillig auf der Straße übernachten. Das ist bei den derzeitigen Minusgraden unter Umständen lebensgefährlich. Hilfsorganisationen wie die Malteser oder die Diakonie sind deshalb mit mobilen Teams auf den Straßen unterwegs, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie verteilen zum Beispiel Schlafsäcke, Isomatten oder Mützen.
Ein Problem sei auch, dass es zu wenige Plätze für Obdachlose mit Hund gibt, kritisiert der Leiter der Norderstedter Tagesaufenthaltsstelle, Stefan Warner. In Norderstedt zum Beispiel gebe es keine einzige Unterkunft, die Hunde erlaube. "Die Menschen, die mit ihrem Vierbeiner unterwegs sind, werden auch niemals auf diesen Begleiter verzichten, der ihnen in vielen Stunden geholfen hat", erklärt Warner. "Da fehlt einfach das passende Angebot." Das sei nicht nur ein Norderstedter, sondern ein deutschlandweites Problem. Es müsse mehr getan werden, damit auch Menschen mit Hund untergebracht werden können.
Augen offen halten, Hilfe rufen
Lutz Regenberger von der Vorwerker-Diakonie appelliert auch an die Aufmerksamkeit der Menschen: "Unsere Bitte ist wirklich, dass die gesamte Bevölkerung die Augen auf hat und wenn sie irgendjemanden sieht, der auf der Straße wohnt, der nicht ansprechbar ist, dann den Rettungsdienst ruft, damit jetzt bei der klirrenden Kälte niemandem etwas Lebensgefährliches zustößt", sagt er. Die Mitarbeitenden der Vorwerker Diakonie würden außerdem immer wieder anbieten, doch einen Schlafplatz in einer Notunterkunft anzunehmen. In Schleswig-Holstein haben nach Schätzungen der Landesregierung rund 11.000 Menschen keine Wohnung. Wie viele davon zurzeit auf der Straße leben, ist unklar.