Friseure und Co. - Arbeiten, damit andere Weihnachten feiern können
Haare schneiden, Lebensmittel verkaufen, Rettungseinsätze fahren: Auch in Schleswig-Holstein müssen viele Menschen vor den Feiertagen besonders viel arbeiten, damit andere ihr Weihnachtsfest in aller Ruhe feiern können.
Im Friseursalon von Manuela Vogelhubert, am Rande eines Lübecker Wohngebiets, sind schon lange keine Termine mehr zu bekommen. Schon im September und Oktober vereinbarte sie Termine mit ihren Stammkunden, erzählt sie. Knapp eine Woche vor Weihnachten noch Termine zu bekommen, das sei aussichtslos. Schon seit Tagen sind während der Öffnungszeiten eigentlich alle Stühle durchgängig belegt. Die Pausen für die Friseurmeisterin und ihr Team fallen kurz aus. Am Wochenende ist ihr Salon normalerweise geschlossen - vor Weihnachten wird aber auch am Sonnabend gearbeitet. Das bedeutet auch, weniger Zeit für ihren Sohn zu haben, sagt die Friseurin. Der sei aber Teenager und nicht mehr so stark auf seine Mama angewiesen.
"Die Energie wird einem schon ordentlich geraubt. Da zählt man dann auch schon mal den Countdown." Friseurin Manuela Vogelhubert
Sie arbeitet mehr als sonst, Privates muss zurückstecken - und das kurz vor Weihnachten. Ist sie eine Weihnachtsheldin? Nein, so sieht sich Manuela nicht. Am Ende versuche sie einfach jeden Tag ihre Kunden glücklich zu machen, sagt sie und grinst. Sie fühle sich also jeden Tag wie eine kleine Heldin, wenn die Kunden glücklich den Salon verlassen. Dann geht's auch schon wieder weiter. Die nächste Frisur muss für eine Weihnachtsfeier in Form gebracht werden.
Supermarktleiter: Weihnachtsbaum immer noch nicht ausgesucht
Ähnlich stressig ist es auch bei Christian Ehlers. Der Marktleiter eines kleinen Supermarktes nahe der Lübecker Altstadt hat alle Hände voll zu tun: Neue Ware annehmen, mit Kunden zusammen nach speziellen Artikeln im Laden suchen, Personalplanung und vieles mehr. Die Vorweihnachtszeit sei schon besonders stressig, sagt der hochgewachsene Mann. Darunter leidet im Moment auch ein wenig das Familienleben. Der Weihnachtsbaum ist immer noch nicht ausgesucht. Frau und Tochter fangen zu Hause an zu drängeln, sagt er.
Wochenende vor Weihnachten ist herausfordernd
Das Wochenende vor Weihnachten sei für ihn die größte Herausforderung, sagt Ehlers. Da erwartet er den größten Kundenansturm. Am 24. Dezember würden dann oft nur noch frische Artikel wie Obst und Gemüse eingekauft. Danach zähle dann erst mal nur die Familie, so der Marktleiter. Als Weihnachtsheld sieht auch er sich nicht. Es sei schließlich sein Job, für andere Menschen da zu sein. Und das mache ihm jede Menge Spaß, auch in der Weihnachtszeit.
Vermehrt Rettungseinsätze wegen Einsamkeit
Etwas entspannter als im Friseursalon oder dem Supermarkt läuft die Vorweihnachtszeit bei Jerome Kessel. Für den hauptamtlichen Rettungssanitäter aus Ziethen bei Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) läuft alles wie gewohnt, sagt er. Aber die Einsätze veränderten sich zum Jahresende schon ein bisschen, räumt er ein. Nicht jeder Notfall sei auch ein körperlicher Notfall. Er und seine Kollegen müssten gerade jetzt, wo das Wetter grau ist und die Menschen das Jahr Revue passieren lassen, häufiger zu Notfällen, die eher seelische als körperliche Ursachen haben. Oft gehe es dann auch um Einsamkeit.
An Weihnachten hat er dieses Jahr frei. Wobei: Ganz frei hat Jerome Kessel eigentlich nie. Genau wie viele andere Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in ganz Schleswig-Holstein muss er immer mit einer Alarmierung rechnen. Und wenn der Alarm dann losgeht?
"Wenn der Melder geht, sage ich laut: 'Einsatz'. Ich schrei dann durch die Bude, ziehe mir schon die Schuhe an und bin dann weg. Meine Kinder kennen das schon." Feuerwehrmann Jerome Kessel
Was dann gerade war, ist erst mal egal, sagt Kessel. "Wir rennen oder fahren los, stehen kurz darauf in der Wache und haben gerade noch alle unter der Dusche gestanden oder am Esstisch bei Ente und Klößen gesessen. Und dann, zehn Minuten später, stehen wir in irgendeiner Situation und müssen fachlich richtig handeln."
Häusliche Gewalt ist an Feiertagen oft ein Thema
Und passieren könne an Weihnachten alles, sagt Kessel. Er habe schon oft Verkehrsunfälle an den Feiertagen miterlebt, gerade wenn die Leute nach der Weihnachtsfeier oder dem Familienbesuch nach Hause fahren. Auch häusliche Gewalt sei an den Feiertagen immer wieder ein Thema. Einmal wurden er und seine Kollegen alarmiert, weil ein Mann unter dem Weihnachtsbaum seiner Frau die Nase zertrümmert hatte. "Da mussten wir die Frau versorgen und dann kamen da die Kinder, die uns stolz ihre Weihnachtsgeschenke gezeigt haben. So was beschäftigt einen dann schon auch länger."
Und nach solchen Einsätzen gilt es dann wieder den Schalter umzulegen: Raus aus dem Einsatzmodus, zurück in den Privatmodus, Weihnachtsstimmung auf Knopfdruck. Denn auch er und seine Familie wollen die Feiertage genießen - solange bis der nächste Einsatz für die freiwilligen und hauptamtlichen Retter in Schleswig-Holstein kommt.