Uni-Wahl: Die meisten Studierenden in SH bleiben heimatnah
Fürs Studium bleiben auch im Norden viele Schulabsolventen und -absolventinnen in der Nähe ihrer Heimat. Knapp die Hälfte sucht sich eine Hochschule, die nicht weiter als 50 Kilometer von dem Ort entfernt ist, an dem sie ihr Abi gemacht haben.
Knapp ein Drittel der Schülerinnen und Schüler, die in Kiel ihre Hochschulzugangsberechtigung bekommen haben, haben auch an der Christian-Albrechts-Uni in Kiel angefangen zu studieren. Jeder fünfte Kieler Absolvent mit Hochschulzulassung hat sich für die Fachhochschule entschieden. Das zeigen Zahlen einer Erhebung des Zentrums für Hochschulentwicklung aus dem Wintersemeter 2022/23.
An den anderen beiden großen Uni- und Hochschulstandorten in Schleswig-Holstein - Flensburg und Lübeck - entscheiden die Absolventinnen und Absolventen ähnlich: Die meisten der Lübecker Studienanfänger gehen an die Technische Hochschule, die meisten Flensburger an die dortige Hochschule. Bundesweit studiert etwa die Hälfte der Studienbeginner nicht weiter als 50 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt.
Gestiegene Wohnkosten ein Grund für Studium in der Region
"Die hohe Zahl der Personen in Deutschland, die aktuell heimatnah studieren, hat sicher viele Gründe, zum einen etwa auch die gestiegenen Energie- oder Wohnkosten", sagte Studienleiter Marc Hüsch vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Die Ergebnisse der Auswertung zeigen auch, so Hüsch, dass die Zahl der Studierenden ansteigt, die bei den Eltern wohnt. Mit Blick auf das Wintersemester 2022/2023 waren das bundesweit 28 Prozent. Hier unterschiedet sich der Wert in Schleswig-Holstein allerdings deutlich, hier leben nur 15 Prozent während des Studiums im Elternhaus.
Zulassungsbeschränkungen und Vergabeverfahren in einigen Fächern wie Medizin und Psychologie sorgen dafür, dass die Entfernungen zum Heimatort größer sind. Frauen entscheiden sich öfter als Männer für eine weiter entfernte Uni. Unter den weiblichen Studierenden liegt der Median mit circa 54 Kilometern etwa 10 Kilometer höher als unter den männlichen Studierenden.
Hochschulen in der Nähe der Heimat - wichtiger Faktor für Fachkräftegewinnung
Die Analyse für einzelne Kreise und kreisfreie Städte zeigt, dass die Hochschulen vor Ort eine große regionale Bedeutung haben. In den meisten Kreisen und kreisfreien Städten sind die Hochschulen bei der Hochschulwahl am beliebtesten, die nah am jeweiligen Kreis oder an der jeweiligen Stadt liegen. Studienleiter Hüsch betont, dass das heimatnahe Studieren mit Blick auf Fachkräftegewinnung in den Regionen ein Vorteil sein kann - wenn es ein gutes Hochschulangebot in den Regionen gibt. "Für die Regionen resultiert daraus eine große Bedeutung der Hochschullandschaft vor Ort", so Hüsch. Gehen junge Leute für ein Studium weit weg, ist die Chance entsprechend geringer, für einen Job in der Heimatregion zurückzukommen.