Ungezügelter Handel mit exotischen Tieren
Schlangen, Landschildkröten, Bartagamen, ein Gecko, ein Leguan. Das sind die ersten Bewohner der neu eröffneten Station für exotische Tiere in Kappeln, Schleswig-Holstein. Die Tiere, die in Auffangstationen wie dieser landen, kommen aus privaten Haushalten. Hier wurden sie falsch gehalten, dann abgegeben, ausgesetzt oder beschlagnahmt.
Fehlende Sachkunde, unterschätzte Kosten
Die Station vom deutschen Tierschutzbund will Tierheime bundesweit entlasten. Denn dort werden immer häufiger exotische Tiere abgegeben. Ein Trend, den Stationsleiterin Katrin Umlauf bereits seit 14 Jahren beobachtet. Anfragen von Privatpersonen, die ihre exotischen Tiere loswerden wollen, gebe es hier mittlerweile fast täglich, berichtet sie. Der Leguan ist gewachsen, das Terrarium auf einmal zu klein, die Kosten zu hoch. Die Gründe für die Abgaben sind vielfältig. Meistens steht aber eine fehlende Sachkunde dahinter.
Die Folge: Der Zustand vieler Tiere ist schlecht - oft müssen sie von den Tierpflegern erst wieder aufgepäppelt werden. Ein Leguan muss hier zurzeit per Hand gefüttert werden. Durch die Haltung in einem zu kleinen Terrarium ist ihm ein Teil des Schwanzes abgefault. Hinzu kommt der Stress einer neuen Umgebung.
Exoten für kleines Geld
Neben den Reptilien haben auch Affen hier ein neues Zuhause gefunden. Die Besitzer vieler Exoten sind laut Katrin Umlauf nicht informiert genug über die Bedürfnisse der anspruchsvollen Tiere: "Viele der Tiere, die Sie hier sehen, haben alleine gelebt. Eines sogar in einer Kneipe, wurde dort mit Chips und Cola ernährt. Das ist natürlich überhaupt nicht tiergerecht und entspricht auch nicht den tierschutzrechtlichen Vorgaben."
Die Anschaffung eines exotischen Tieres, auch eines gefährlichen Tieres, ist völlig problemlos. Bundesweit finden immer wieder Börsen zum Verkauf von Reptilien statt. Auch im Internet gibt es neben den üblichen Marktplätzen für Kleinanzeigen zahlreiche spezialisierte Online-Shops. Und hier ist die Auswahl groß: Skorpione, Schlangen, Echsen, Leguane, Vogelspinnen. Schon für kleine Summen gibt es Tiere zu kaufen, die dann bequem nach Hause geliefert werden.
Krokodil im Paket
Der Internethandel geht noch weiter. Für 1.800 Euro ist ein Siam Krokodil zu haben. In der Wildnis ist es vom Aussterben bedroht, im Internet in bis zu drei Werktagen lieferbar. Zusätzliche Informationen zu dem Tier findet man auf der Seite vergeblich. Lediglich die jetzige Größe ist angegeben. Niedliche 40 bis 60 Zentimeter. Versandart: Paket!
Katrin Umlauf sieht den Internethandel kritisch: "Da sehen wir auch die Politik in der Verantwortung, dass sie Regelungen schafft, die nicht einfach alles zulassen."
Die Bundesregierung hat bereits im Koalitionsvertrag 2013 festgehalten, man wolle gewerbliche Börsen für exotische Tiere untersagen. Kurz vor Ablauf der Legislaturperiode ist das jedoch immer noch nicht geschehen. Auf Anfrage betont das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gegenüber Panorama 3, dass belastbare Daten über die Zahl der in Deutschland gehaltenen exotischen Tiere fehlen. Diese Informationslücke wolle man mit einem Forschungsprojekt schließen.
Katrin Umlauf hält die angesetzte Studie für wenig hilfreich: "Man hat genug Erkenntnisse und braucht da jetzt nicht noch lange irgendwie Untersuchungen anstellen, die im Prinzip das Ganze hinauszögern."