Trotz Experten-Gutachten - Land hält an Bäderbahn-Aus fest
Die Gemeinde Timmendorfer Strand und die Hansestadt Lübeck wehren sich mit allen Kräften gegen das beschlossene Aus der Bäderbahn. Nun hat sich das Land erneut positioniert: Die Entscheidung steht fest.
Die Schleswig-Holsteinische Landesregierung hat nochmals bekräftigt, an der Stillegung der Bäderbahn festzuhalten. Das teilte das Wirtschaftsministerium am Dienstagnachmittag mit. Hintergrund ist eine von der Gemeinde Timmendorfer Strand (Kreis Ostholstein) und der Stadt Lübeck beauftragte Expertise eines Hamburger Verwaltungsjuristen. Demzufolge würde die Planung der sogenannten Hinterlandanbindung deutlich länger dauern, sollte die Bäderbahn stillgelegt werden.
"Die (...) vorgebrachten Argumente sind uns und der Deutschen Bahn gut bekannt, ändern aber an der Entscheidungslage nichts", sagte Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide. Weiter erklärte der CDU-Politiker, man sei vom Gegenteil überzeugt: Ein Weiterbetrieb der Bäderbahn würde die Planung der Hinterlandanbindung verzögern und gefährden. "Natürlich verstehe ich den Wunsch des Bürgermeisters von Timmendorfer Strand, möglichst beides zu haben", so von der Heide. Doch das berge die "riesige Gefahr, dass Deutschland nicht startklar ist, wenn die Dänen 2029 mit ihrem Tunnel auf Fehmarn ankommen."
Entscheidung schon in 2014 getroffen
Dass ab 2029 auch der Personenverkehr über die neue Schienenstrecke der Festen Fehmarnbeltquerung entlang der A1 abgewickelt werden soll, sei bereits vor knapp zehn Jahren entschieden worden, erinnerte der Verkehrsstaatssekretär. Außerdem betonte von der Heide, dass Lübeck und Timmendorfer Strand dem Vorhaben damals ausdrücklich zugestimmt haben.
Das Land bekräftige also einmal mehr den "Letter of Intent" aus 2014 und halte daran fest, nach der Fertigstellung der Belttrasse auf der Bäderbahn keine Nahverkehre mehr zu bestellen.
Land und Bahn unter Druck
Während sich einzelne Gemeinden, Urlauber und Landwirte aus unterschiedlichen Gründen an der Entscheidung reiben, stehen die Bahn und das das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium unter großem Druck: Denn wenn die Stilllegung der Bäderbahn bis zum Planfeststellungsbeschluss der Hinterlandanbindung nicht besiegelt ist, muss die Bäderbahn mit in die Pläne aufgenommen werden. Das wollen Land und Bahn mit Blick auf den Zeitplan vermeiden.
Zusätzlichen Druck bereiten Fahrgast-Prognosen: Berechnungen im Auftrag der Hansestadt Lübeck, die NDR Schleswig-Holstein vorliegen, zeigen, dass sich die Fahrgastzahlen zum Teil fast halbieren, wenn die Bäderbahn aufgegeben wird. Den Abschnitt zwischen Bad Schwartau (Kreis Ostholstein) und Timmendorfer Strand würden demnach im Jahr 2035 nur rund 2.400 Fahrgäste täglich nutzen. Bliebe die Bäderbahn erhalten, wären es dagegen 4.500.