Todesfahrt in Neumünster: Gut vier Jahre Haft für 26-Jährigen

Stand: 21.12.2022 13:56 Uhr

Das Landgericht Kiel hat das Urteil gegen einen 26-jährigen aus Bordesholm gefällt, der im Januar 2021 drei Menschen totgefahren hat. Er muss mehrere Jahre in Haft.

Dem Mann war vorgeworfen worden, im Januar 2021 in Neumünster am Einfelder See ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss drei Passanten angefahren zu haben. Alle drei, zwei Frauen und ein Mann, starben. Am Mittwoch fiel das Urteil: Vier Jahre und drei Monate Haftstrafe für den Mann, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Besitz und Handel von Betäubungsmitteln. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten vier Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe wegen fahrlässiger Tötung beantragt, der Verteidiger forderte maximal drei Jahre Haft.

Kontrolle über das Auto verloren

Am 20. Januar 2021 soll der damals 24-Jährige am Einfelder See in Neumünster die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben. Laut Anklage soll er dann in einer langen Rechtskurve von der Straße abgekommen und mit mehreren Pollern, einem Verkehrsschild und einem Baum kollidiert sein. Anschließend, so der Vorwurf, fuhr er in eine Gruppe Fußgänger auf dem Gehweg. Ein 34-jähriger Polizist und seine 30-jährige Lebensgefährtin, ebenfalls Polizistin, starben noch am Unfallort. Die 27 Jahre alte Schwester der Frau erlag wenige Tage später ihren Verletzungen im Krankenhaus.

Angeklagter entschuldigte sich bei Hinterbliebenen

Vor einer Woche sprach der angeklagte Pflegehelfer im Prozess vor dem Landgericht Kiel erstmals direkt zu den Angehörigen und erklärte: "Ich möchte mich entschuldigen und versichern, dass es wirklich keine Absicht war. Ich würde die Tat gern rückgängig machen." Er sagte weiter, dass er den Hinterbliebenen viel Kraft wünsche.

Prozessauftakt fiel wegen Kokainkonsums aus

Der Start des Prozesses gegen den heute 26-Jährigen war zunächst verschoben worden. Anstatt vor Gericht zu erscheinen, ließ sich der Angeklagte laut Verteidiger in die Rendsburger Imland-Klinik einweisen. Der Vater soll sich bei dem Anwalt gemeldet haben, um ihm mitzuteilen, dass der Sohn nicht in der Lage sei an der Verhandlung teilzunehmen. Demnach hatte der 26-Jährige in großem Ausmaß Kokain konsumiert, war zittrig und kaum fähig zu reden.

Zweifel an Entschuldigungsmail

Drei Tage später erschien der Anklagte dann aber zum Prozessbeginn. Laut Gerichtssprecher war zuvor ein Haftbefehl erlassen worden. Der Richter verlas zu Prozessbeginn dann drei identische Entschuldigungsschreiben an die Angehörigen, welche der Angeklagte verfasst haben soll. "Niemand sollte so aus der Welt gerissen werden", heißt es darin unter anderem. Die Anwälte der Hinterbliebenen, die den Prozess verfolgen, bezweifelten damals, dass die Mails vom Angeklagten stammen - sie sollen vom Account seines Vaters verschickt worden sein. Der 26-jährige bestätigte dem Gericht, sie selbst geschrieben zu haben.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 21.12.2022 | 14:00 Uhr

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