Stutthof-Prozess: Über Vergasungen "sprach man im Kommandanturstab"
Im Prozess gegen die ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F. hat ein historischer Gutachter am Landgericht Itzehoe Zeugenaussagen zu Massenmorden in Stutthof verlesen. Sie belasten die Angeklagte.
Im Itzehoer Prozess gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin hat am Dienstag der historische Gutachter Stefan Hördler zahlreiche Zeugenaussagen zu Massenmorden in Stutthof bei Danzig verlesen. Darunter war eine Aussage eines SS-Mannes, der nach dem Krieg die Angeklagte geheiratet hatte. Der Ehemann der heute 96-Jährigen hatte demnach 1954 ausgesagt: "Im Lager Stutthof sind Personen vergast worden. Darüber sprach man im Kommandanturstab."
Angeklagt ist die 96 Jahre alte Irmgard F.. Sie soll von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers gearbeitet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Schreibarbeit Beihilfe zum systematischen Mord an mehr als 11.000 Gefangenen geleistet zu haben.
Gutachter zitiert SS-Mann: Es wurde etwas in Waggons geschüttet
Ein anderer SS-Mann aus dem Kommandanturstab sagte laut Gutachter Hördler 1974 aus, dass er in etwa sechs Fällen beobachtet habe, wie Männer und Frauen in Kleinbahnwaggons steigen mussten. Anschließend seien die Türen geschlossen worden.
Ein SS-Mann in Eisenbahneruniform sei auf das Dach des Waggons geklettert und habe etwas in den Wagen hineingeschüttet. Erst später habe er erfahren, dass es sich um Vergasungen handelte, zitierte Hördler den Zeugen.