Streit um Mülldeponie in Naturschutzgebieten bei Eckernförde
Die Planung für die Errichtung einer Bauschuttdeponie am Bültsee bei Eckernförde gehen voran. In der Bevölkerung und den umliegenden Gemeinden wächst der Widerstand. Der Druck auf das Land nimmt zu.
Eine leichte Schneedecke liegt über dem Ufer des Windebyer Noors. Der Frost der letzten Tage hat sich als dünne Eisdecke über das Gewässer gelegt. Der Winter hat Anfang Januar die Natur fest im Griff. Doch diese friedliche Idylle droht schon bald zerstört zu werden. Die geplante Bauschuttdeponie vor Eckernförde erhitzt die Gemüter der Anwohner und Politiker.
Die bRG-Entsorgungsgesellschaft möchte in einem Kiesaabbaugebiet zwischen dem Bültsee und dem Schnäpper See (Kreis Rendsburg-Eckernförde) an der B76 eine der größten "Bauschutt"-Deponien in Schleswig-Holstein einrichten und betreiben. Das Gebiet, das sich zwischen Naturschutzgebieten befindet, gilt als besonders artenreich und damit schützenswert. Es dient den Anwohnern als Erholungsgebiet und zieht in den Sommermonaten viele wanderlustige Touristen an.
Umweltminister Tobias Goldschmidt macht sich ein Bild von der Lage
Aus diesem Grund trifft am Montagmittag der schleswig-holsteinische Umweltminister Minister Tobias Goldschmidt (Grüne) am Windebyer Noor ein. "Als Umweltminister schaue ich sehr genau hin, ob Bauanträge in einem Naturschutzgebiet genehmigt werden können. Darum ist es mir wichtig, die Gegebenheiten vor Ort genau unter die Lupe zu nehmen und mir ein eigenes Bild zu machen", sagte der Minister.
Die geplante Grundfläche der Bauschutthalde soll zehn Hektar, sowie eine Zufahrtsfläche von 1,6 Hektar umfassen und würde einer Flächengröße von 14 Fußballfeldern entsprechen. "Ich sorge mich darum, dass es nicht dabei bleiben wird. Die Fläche könnte jederzeit erweitert werden. Im Laufe der nächsten 30 Jahre würden dort mindestens zwei Millionen Kubikmeter Abfall abgelagert werden. Nach einigen Jahren Betrieb würde sich ein weithin sichtbarer Schuttberg von über 40 Meter Höhe erheben", sorgt sich Gemeindevertreterin Christiane Knabe (Grüne), die sich gegen den Bau der Deponie positioniert hat.
Die Deponie würde in einer Kette von Grundwassserseen entstehen, die unterirdisch miteinander in Verbindung stünden. Ausgetretene Schadstoffe würden sich schnell ausbreiten und das Grundwasser zusätzlich schädigen, führt die Politikerin weiter aus. Bereits im letzten Jahr startete Christoph Schleusener (CDU) eine Petition gegen die geplante Deponie und sammelte dabei 3.192 Unterschriften. Noch im Dezember fand eine öffentliche Anhörung statt. Aktuell befindet sich die Petition in parlamentarischer Beratung. Einen konkreten Termin gibt es bisher nicht.
Ortsnahe Deponien sind wichtig für die Bauwirtschaft
Während der Ortsbesichtigung stellt Michael Packschies das Windeby Noor vor und macht dabei auf die Relevanz für die Natur und der Stadt Eckernförde aufmerksam. Der Fußweg führt vorbei an einem Feld mit Zwischenfrüchten, das für die Natur besonders wertvoll ist. An der Einmündung zum Birkenseer Weg stellt Christiane Knabe die Grundwasserleiter direkt an den Schnaaper Seen vor und macht auf die Gefahren der Verunreinigung des Grundwassers durch die geplante Deponie aufmerksam. "Die Seen sind direkt mit dem Meer verbunden und könnten zur Gefahr für das geplante Naturschutzgebiet Ostsee werden.", erklärt Frau Knabe
Trotz allen Gegenwindes ist eine ortsnahe Deponie für die Bauwirtschaft wichtig. Uwe Meyer aus dem Umweltministerium weißt darauf hin, dass es im Land weiterhin "Deponiebedarf" gebe. Die ohnehin durch hohe Kosten gebeutelte Bauwirtschaft sei an einer standortnahen Entsorgung interessiert. Mit Blick auf die ökologischen Bedenken stehe aber fest, dass Kosel und Gammelby kein idealer Standort seien, verdeutlicht Meyer.
Deponiebedarf wird gerade ausgerechnet
"Als Gesellschaft produzieren wir extrem viele Abfälle, und Bauschuttabfälle sind die größte Fraktion davon. Was davon nicht recycelt werden kann, muss irgendwohin. Aktuell ermitteln wir den genauen Bedarf an Deponien, aber schon jetzt ist klar, dass wir neue brauchen werden. Dafür müssen jetzt Lösungen gefunden werden", teilte Umweltminister Goldschmidt nach seiner Begehung der betroffenen Naturschutzgebiete NDR Schleswig-Holstein mit. Wie es am Bültsee bei Eckernförde weitergeht, ist also noch offen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass die vorhandenen Deponien in Schleswig-Holstein bis 2030 ausreichen und Umweltminister Goldschmidt zurzeit keinen Bedarf für eine weitere Deponie sieht. Dies ist nicht der Fall. Richtig ist, dass aktuell der Bedarf an Deponien ermittelt wird und laut Goldschmidt neue Deponien benötigt werden. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.