Seenotretter fuhren im vergangenen Jahr fast 2.000 Einsätze
Die deutschen Seenotretter sind im vergangenen Jahr 3.500 Menschen auf Nord- und Ostsee zu Hilfe gekommen. Gründe dafür waren Gefahrensituationen, Verletzungen an Bord oder Erkrankungen.
Die Seenotretter mussten mit ihren Booten 2023 von ihren Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etwas öfter ausrücken als im Vorjahr, nämlich insgesamt 1.938 Mal. 2022 waren es 1.883 Einsätze gewesen. Das teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Dienstag in Laboe (Kreis Plön) mit. Die DGzRS besteht seit 158 Jahren und ist offiziell für die Seenotrettung zuständig. Sie finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
500 Menschen aus Seenot und Gefahr gerettet
Insgesamt wurde bei den Einsätzen zwischen Borkum in Niedersachsen und Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern 3.532 Menschen geholfen, das waren etwa 250 mehr als im Vorjahr. Allein 103 Menschen waren demnach in Seenot geraten (2022: 91). 402 wurden laut DGzRS aus Gefahrensituationen befreit - 2022 waren es fast 100 weniger. Zudem wurden 304 Menschen von Schiffen, aber auch von Halligen oder Inseln ans Festland gebracht, weil sie erkrankt oder verletzt waren. Neben Menschen kamen die Einsatzkräfte auch 40 Schiffen oder Booten zu Hilfe, indem sie verhinderten, dass diese sinken oder zerstört wurden. Weiterhin übernahmen die Seenotretter 986 Hilfeleistungen für verschiedenste Wasserfahrzeuge und unternahmen 607 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten. Zusätzlich gab es 2.500 Kontrollfahrten, so die DGzRS.
Die meisten Einsätze gab es in SH
Am häufigsten waren die Seenotretter in Schleswig-Holstein im Einsatz, nämlich 888 Mal, davon 199 Mal an der Nordseeküste und 689 Mal an der Ostsee. 1.493 Menschen wurde dabei geholfen: 50 waren in Seenot geraten - davon nur einer in der Nordsee - und 242 befanden sich in Gefahr (98 auf der Nordsee, 144 auf der Ostsee).
Außerdem erhielt in Schleswig-Holstein die Station Schilksee eines von drei neuen Seenotrettungsbooten. Das 8,90 Meter lange Boot soll die Einsatzmöglichkeiten auf der Kieler Förde und in der Kieler Bucht vor allem aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit erweitern, so die DGzRS. Ein Schwesterschiff wird in Kürze auf der Station Fehmarn eingesetzt.
578 Einsätze in Niedersachsen
An der niedersächsischen Nordseeküste kamen die Seenotretter in 578 Einsätzen 1.066 Menschen zu Hilfe. Davon waren 39 in Seenot und 97 in andere Gefahrensituationen geraten. Auch in Niedersachsen kam 2023 ein neues, 10,10 Meter langes Seenotrettungsboot dazu - und zwar an der Station Neuharlingersiel.
Für einen der umfangreichsten Einsätze für die Seenotretter sorgte die Kollision der Frachtschiffe "Verity" und "Polesie" in der Nordsee im vergangenen Oktober. Die "Verity" ging unter, fünf Seeleute kamen dabei ums Leben - zwei weitere konnten jedoch gerettet werden. Laut DGzRS waren an dem mehr als 18-stündigen Einsatz rund 25 Schiffe und Luftfahrzeuge beteiligt.
Mehr als 900 Menschen in MV gerettet
In Mecklenburg-Vorpommern mussten die Einsatzkräfte 472 Mal auf die Ostsee, um 973 Menschen zu helfen. In Seenot waren 14 von ihnen, 63 wurden aus Gefahrensituationen befreit.
In Wustrow wurde im vergangenen Jahr ein neues Seenotrettungsboot der neuen 8,4-Meter-Klasse stationiert. Durch einen Spezialtrailer und Traktor kann es mobil eingesetzt werden. Das ist wichtig, weil die Station sowohl Einsätze auf der Ostsee als auch auf dem rückwärtigen Bodden übernimmt.