Secondhand liegt voll im Trend

Stand: 28.04.2023 17:55 Uhr

Viele Secondhandläden in Schleswig-Holstein freuen sich über eine immer größere Beliebtheit von Gebrauchtem. In dem Gebrauchtwarenhaus Hempels in Norderstedt laufen die Geschäfte so gut wie nie zuvor.

von Tim Diedrichs

In dem Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels in Norderstedt (Kreis Segeberg) sind die Umsätze seit Beginn des Jahres so hoch wie noch nie zuvor. "Es läuft einfach immer besser bei uns. Secondhand ist inzwischen einfach in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Natürlich freuen wir uns alle über den Trend zum Gebrauchten", so Marktleiter Carsten Loock. Mehr als 350.000 Kleidungsstücke, Möbel und Haushaltsartikel wurden alleine im letzten Jahr in dem städtischen Kaufhaus verkauft. "Unsere Kunden und Kundinnen werden auch immer jünger. Viele junge Menschen schauen zuerst, ob sie bei uns etwas gebraucht finden, bevor sie es neu kaufen", so Loock weiter. Nachhaltig, günstig und sozial - bei vielen Menschen kommt diese Mischung gut an. Pro Tag gehen inzwischen rund 1.200 Waren über die Ladentheke des Gebrauchtwarenkaufhauses.

Spendenbereitschaft immer größer - Warenannahme geschlossen

Ein Mann steht in einer Kleidersammlung zwischen gestapelten Kleidungsbergen © Stadt Norderstedt
Das Norderstedter Gebrauchtwarenkaufhaus Hempels ist auf Spenden angewiesen. Kleidung ist keine Mangelware.

Neben den immer weiter steigenden Verkaufszahlen steigt auch die Zahl der Spenden. Das städtische Kaufhaus Hempels ist für das Sortiment komplett auf gespendete Dinge angewiesen. "In den ersten Jahren habe ich mir noch Sorgen gemacht, dass wir nicht genug Waren zusammenbekommen. Diese Sorge mache ich mir schon seit Jahren nicht mehr", so Marktleiter Loock. Mehr als eine Million Artikel wurden im vergangenen Jahr an das Gebrauchtwarenkaufhaus gespendet. Nur etwas mehr als 35 Prozent der Waren landen am Ende im Verkauf. Inzwischen arbeiten 28 Menschen in dem städtischen Betrieb.

Trend zum Gebrauchten landesweit zu beobachten

Nicht nur in Norderstedt ist der Trend zum Gebrauchten zu beobachten. Gebrauchtwarenläden aus ganz Schleswig-Holstein freuen sich über eine immer größere Beliebtheit. "Besonders junge Menschen suchen bei uns einfach Kleidung, die man sonst nirgendwo mehr findet. Viele kaufen Kleidungsstücke, die älter sind, als sie selbst", heißt es aus dem Secondhandstore El Rastro in Neumünster. Auch die vom Kreis Pinneberg betriebene Online-Verkaufsplattform Plietschplatz wird bei jungen Nutzerinnen und Nutzern immer beliebter.

Zukunftsforscher: Krisen haben den Trend zum Gebrauchten beschleunigt

Der Zukunftsforscher Jan Opaschowski aus Börnsen (Kreis Herzogtum Lauenburg) ist davon überzeugt, dass Secondhand auch in Zukunft immer wichtiger wird. "Die unterschiedlichen Krisen der letzten Jahre haben das Thema Secondhand einfach immer relevanter gemacht. Viele Menschen müssen inzwischen einfach zu gebrauchten Waren greifen, weil sie sich neue Produkte nur noch selten leisten können", so Opaschewski. Dennoch beobachtet der Zukunftsforscher auch, dass Secondhand ebenso bei Normalverdienenden immer beliebter wird. "Ich kann es mir leisten, bescheiden zu sein. Ich muss nicht mit Marken und Preisen angeben. Nachhaltiges Handeln gehört einfach zum guten Ton des Mittelstands", so der Zukunftsforscher.

Weitere Informationen
Diverser Sperrmüll © PantherMedia Foto: Cora Müller

Richtig ausmisten: Tipps zum Entrümpeln

Wohin mit alten Klamotten, Handys, Fahrrädern und Büchern? Und wo bekommt man auch noch Geld für die gebrauchten Sachen? mehr

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.04.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Soziales Engagement

Umweltschutz

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Müssen vor ihrem Gerätehaus. © NDR Foto: Paul Wessels

Sanierungsfall Feuerwehrhaus: Darum schlagen kleine Wehren jetzt Alarm

Knapp die Hälfte aller Feuerwehrhäuser in Schleswig-Holstein muss saniert werden. Für viele Kommunen ist das zu teuer. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?