Trümmer eines zerstörten Gebäudes liegen neben einer Straße in der Türkei © Suat Ates Foto: Suat Ates
Trümmer eines zerstörten Gebäudes liegen neben einer Straße in der Türkei © Suat Ates Foto: Suat Ates
Trümmer eines zerstörten Gebäudes liegen neben einer Straße in der Türkei © Suat Ates Foto: Suat Ates
AUDIO: Der Organisator eines Hilfstransports im Interview (2 Min)

Schleswig-Holsteiner hilft Erdbebenopfern in der Türkei

Stand: 15.02.2023 19:27 Uhr

Suat Ates aus Neumünster hat gemeinsam mit seiner Frau einen Hilfstransport in die Türkei organisiert, um den Opfern zu helfen. Was er in der türkischen Provinz sehe, gleiche eine Geisterstadt. Noch immer werden viele Menschen vermisst.

von Birte Steuer

Noch immer sind die Menschen vor Ort auf der Suche ihren Hinterbliebenen. Suat Ates ist seit Montag mit Helfern und einem Lkw-Konvoi in der Türkei. Fünf Tage sind sie mit mehreren Lkw, beladen mit Hilfsgütern, unterwegs gewesen. Eine lange und anstrengende Fahrt, sagt er. Aber das sei nichts zu dem, was er vor Ort erleben müsse.

Türkische Provinz Aidayman gleiche einer Geisterstadt

Er laufe durch die Straßen und könne immer noch nicht glauben, was er da sieht, so Suat Ates. Von den Häusern sei kaum noch etwas übrig geblieben. Manche seien noch als solche zu erkennen, an anderen Stellen ließen sich nur noch Häuser erahnen. Überall sehe man Trümmerfelder. Beton, der in sich zusammengefallen sei wie warme Butter und alles unter sich verschüttet habe. Autos, die von Stahl zerquetscht wurden. Straßen, die kaum passierbar seien, weil sie durch das Erdbeben aufgerissen wurden.

Aidayman sei wie eine Geisterstadt, erzählt er. Viele Menschen sind nach dem Erdbeben in den Westen der Türkei geflüchtet - andere hausen zurzeit in Zelten vor ihren zerstörten Häusern, wissen nicht, wie es weitergeht. Sie haben kein Wasser, keinen Strom - die Sorge, dass jetzt Krankheiten ausbrechen, sei groß, so Suat Ates.

Weitere Informationen
Suat und Semra Ates stehen nebeneinander vor einem Firmen-LKW. © A.T.S Transportunternehmen

Hilfe für Erdbebenopfer: Interview mit Helfer aus SH

Suat Ates aus Neumünster hat einen Hilfstransport zu den Erdbebenopfern in der Türkei organisiert. mehr

Zehntausende sterben beim Erdbeben - Unzählige werden noch vermisst

Bei Suat Ates Tour durch die fast zerstörte Stadt Aidayman begegnete er einem verzweifelten Mann, der immer noch auf der Suche nach seinen beiden Kindern sei. Für Ates schlimm zu hören. Er ist selbst Vater von drei Kindern. Die Zahl der Toten steigt nach wie vor jeden Tag. Und noch immer werden Menschen vermisst. Diese Situation sei kaum auszuhalten, sagt Ates. Er fühle sich traurig, kann kaum etwas essen, weil ihn die Situation so belaste.

Chaos in der Stadt Aidayman: Überall zerstörte Straßen

Wo vor einer Woche noch fröhlich Kinder auf der Straße spielten, ist heute ein Ort der Verwüstung. Nur die Vögel höre man noch zwitschern, ansonsten herrsche eine grausame Stille, beschreibt Suat Ates den Moment. Hinzu komme der Geruch von Leichen, die offenbar noch nicht geborgen wurden. Die Sonne scheine zwar, aber nicht mehr für Aidayman, so Ates. Vier Grad seien es gerade mal tagsüber, nachts sinken die Werte in den Minusbereich - für all die, die kein Zuhause mehr haben, eine schier nicht aushaltbare Situation. Und keiner weiß, was die Zukunft bringen wird.

Aidayman  - ein Stück Heimat

Für Suat Ates ist Aidayman ein bisschen wie nach Hause kommen. Hier lebt auch seine Schwester, die bei dem Erdbeben zusammen mit ihrer Tochter verletzt wurde - die beiden sind zurzeit im Krankenhaus - es gehe ihnen aber den Umständen entsprechen gut, so Ates. Er unterstützt sie und hofft, dass er dort auch noch vielen anderen Menschen helfen kann. Für Suat Ates aus Neumünster ist das selbstverständlich, denn er ist der Meinung, dass man immer helfen könne, wenn man wolle und dass das nicht immer was mit Geld allein zu tun habe.  

Weitere Informationen
Ein zerstörten Gebäudes nach dem Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze in der syrischen Stadt Melis. © dpa Foto: Anas Alkharboutli

Tagesschau: Opferzahl steigt auf mehr als 35.000

Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien werden nur noch wenige Überlebende gerettet. extern

Helfer suchen nach einem Erdbeben in der Türkei die Trümmer von Häusern ab. © picture alliance / AA | Emin Sansar Foto: Emin Sansar

Erdbeben in Türkei und Syrien: Aus Neumünster kommt Hilfe

Eine Spedition hat bereits Material für zwei Lastwagen gesammelt. Mitarbeiterin Semra Ates erzählt vom Hilfstransport. Sie hat dort selbst Familie. mehr

In der türkischen Stadt Antakya wurden Blumen auf ein im Februar 2023 vom Erdbeben zerstörtes Haus gemalt. © Boris Roessler/dpa Foto: Boris Roessler/dpa

Spenden: Wie Sie den Erdbebenopfern helfen können

Sie wollen den Menschen in Syrien und der Türkei helfen? Hier gibt es Informationen zu Spendenkonten von Hilfsorganisationen. mehr

Hilfsgüter liegen in Plastiksäcken verpackt in einem Kofferraum eines Transporters © NDR

Hilfe für Erdbebenopfer auch aus dem Norden

Viele Hilfsorganisationen und private Initiativen wollen die Menschen in den betroffenen Gebieten in der Türkei und in Syrien unterstützen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin Schleswig-Holstein – mit Mandy Schmidt und Horst Hoof | 15.02.2023 | 07:10 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Neumünster

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine junge Frau steht in einem Zimmer am Fenster. © dpa/picture alliance Foto: Peter Steffen

Gewalt gegen Frauen in konservativen Familien: Eine Frau berichtet

Auch in Schleswig-Holstein kämpfen jungen Frauen für ein selbstbestimmtes Leben. Eine davon ist Zada Wagner. Sie wuchs in einer arabischstämmigen Familie auf. mehr

Videos