Hilfe für Erdbebenopfer: Interview mit Helfer aus SH
Suat Ates aus Neumünster hat nicht lange gezögert, als er von dem verheerenden Erdbeben in der Türkei hörte. Er selbst hat Familie vor Ort und auch Angehörige bei dem Unglück verloren. Zusammen mit seiner Frau und der Unterstützung durch Spenderinnen und Spender hat er einen Hilfstransport in die Türkei organisiert. Vor zwei Tagen ist Ates im Südosten des Landes angekommen.
Wie erlebst du die Situation vor Ort?
Suat Ates: Momentan bin ich sprachlos, wenn ich die Menschen so sehe. Also manche Dörfer sind komplett zerstört, auch die Städte teilweise. Die Menschen wissen zweifellos nicht, was sie machen sollen. Ich habe hier so viele Leichen gesehen. Das ist unglaublich, was hier passiert.
Wo bist du jetzt gerade?
Ates: Ich bin in der Türkei. Die Leute schlafen hier draußen in Zelten und ich schlafe in meinem Lkw.
Deine Schwester ist ja im Moment auch mit ihrer Tochter im Krankenhaus, weil sie verletzt wurden. Wie geht es den beiden?
Ates: Mittlerweile ein bisschen besser. Aber der Schock über das, was sie erlebt haben, geht nicht so schnell weg.
Jetzt bist du zwei Tage da. Verändert sich da auch was bei dir?
Ates: Gestern Abend kamen noch kleine Nachbeben. Das war nicht so stark, aber trotzdem haben die Leute wieder geschrien nachts und sind wieder raus. Die Leute, die hier leben, werden das nicht so einfach vergessen können.
"Die hier leben, werden das nicht einfach vergessen können." Suat Ates
Selbst du klingst jetzt gebrochen.
Ates: Ja, ich bin am Ende. So eine Katastrophe habe ich in meinem Leben noch nie erlebt. Man kann ja darüber reden, aber da muss man einfach vor Ort sein und mit eigenen Augen sehen.
Wir können wirklich stolz auf euch sein, dass ihr den Transport mit den Hilfsgütern organisiert habt. Ich hoffe, ihr bringt sie an die richtigen Leute, dass es gut verteilt wird und kommt dann hoffentlich auch wieder gesund und gut nach Hause.
Ates: Wir haben es den richtigen Leuten gebracht. Ich war selbst vor Ort und habe Babynahrungsmittel selbst gegeben. Das hat mich sehr stolz gemacht. Ich dachte, ich habe etwas Schönes gemacht.
Hast du auch und machst du auch noch.
Ates: Ich bleibe noch ein bisschen hier und versuche, für die Leute einzukaufen. Öl oder Mehl, Zucker - was man täglich braucht.
Und versuch auch selbst, ein bisschen Ruhe zu finden. Übernimm dich nicht. Wir wünschen dir und allen Helfern alles Gute und vielen dank an alle, die gespendet haben.
Das Interview führten Horst Hoof und Miriam Pede für NDR 1 Welle Nord.