Schleifähre "Missunde II": Frust statt Freude nach Fährstart
Das Land hat die alte Schleifähre "Missunde II" für rund 50.000 Euro zurückgekauft, nachdem sie das Schiff zum Schrottwert abgegeben hatte. Ihre Nachfolgerin soll im Herbst einsatzbereit sein.
Eigentlich ist es ein Grund zur Freude, wenn eine Fähre ihren Betrieb wieder aufnimmt. Am Fähranleger in Brodersby (Kreis Schleswig-Flensburg) hielt sich die gute Laune trotz fahrender Schleifähre "Missunde II" am Freitagnachmittag aber in engen Grenzen. Zuvor war der Start der Elektro-Fähre "Missunde III" Anfang März gründlich ins Wasser gefallen.
Frust und Unverständnis in der Region
Obwohl: Einmal wurde gelacht beim Vor-Ort-Besuch von Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) aus dem Wirtschaftsministerium und Michael Kruse vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). Es war allerdings ein bitteres Lachen - und zwar über die Ankündigung, dass die neue E-Fähre "Missunde III" voraussichtlich Ende September einsatzbereit sein soll. Daran glaubt kaum einer der rund 40 Anwohnerinnen und Anwohner, die am Fähranleger auf Antworten von Politik und Behörden warteten. "Es ist traurig, mit welcher starrsinnigen Hartnäckigkeit an diesem nicht wirklich sinnvollen Projekt einer solarbetriebenen Fähre festgehalten wird, die gar nicht allein mit Solarstrom fahren kann", sagte etwa Anwohner Rüdiger Knospe.
Rückkauf der "Missunde II" zum dreifachen Preis
Von diesem Konzept - Kostenpunkt für die "Missunde III" bislang: 3,3 Millionen Euro - ist der LKN aber nach wie vor überzeugt. "Wir bekommen eine Fähre, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird, die eine doppelte Traglast hat und viel längere Fahrzeuge mitnehmen kann. Das ist etwas, über das sich die Region noch sehr zufrieden äußern wird, denke ich", sagte Michael Kruse vom LKN. Zunächst aber bekommt die Region ihre alte Fähre zurück - nachdem der LKN die "Missunde II" zum Schrottwert von 17.000 Euro abgegeben hatte, wurde das Schiff nun laut Behördenangaben für rund 50.000 Euro zurückgekauft.
"Offensichtlich war das ein Fehler"
Warum aber eine Fähre verkaufen, bevor die Einsatzfähigkeit eines neuen Schiffes - eines "Unikats" mit neuer Technologie, wie der LKN betont - sichergestellt ist? "Offensichtlich war das ein Fehler, weil wir sie ja gut hätten brauchen können. Aber das hätte man damals, als man die Entscheidung getroffen hat, nicht wissen können", sagte von der Heide dazu. So gesehen sei es ja immer die Frage, ob das im Moment richtig gewesen sei, so eine Entscheidung zu treffen. "Und ich glaube, man hatte gute Hinweise darauf, dass es mit der 'Missunde III' hier auch reibungslos klappen kann", sagte von der Heide dazu. Weil das eben nicht geklappt hat, haben private Spenderinnen und Spender seit Anfang März mehr als 14.000 Euro gesammelt, damit sich Fähr-Pächter Rüdiger Jöns bei laufenden Lohnkosten über Wasser halten kann.
Umbaukosten unbekannt
Zu den voraussichtlichen Umbaukosten des Fähranlegers und der "Missunde III" äußert sich der LKN nicht. Das Schiff ist derzeit nicht einsatzbereit, weil es bei höheren Windgeschwindigkeiten nicht sicher in den Anlegestellen einrasten kann. Wer dafür die Verantwortung trägt, ist ebenfalls unklar. Auf eine Kleine Anfrage der FDP antwortete das Wirtschaftsministerium, dass man dem Planer die "ortsspezifischen Randbedingungen" zu Wind- und Strömungsverhältnissen übermittelt habe. Umbauarbeiten sind demnach unter anderem an der Seilführung, am Prallschutz des Schiffes und an den Dalben - also den im Hafengrund verankerten Stützen - nötig.