Ein Schlosser bei Schweißarbeiten © picture alliance / CHROMORANGE Foto: Udo Herrmann

Schlechte Stimmung in der Elektro- und Metallindustrie in SH

Stand: 28.12.2023 20:27 Uhr

22 Prozent - also mehr als jede fünfte Metall- und Elektrofirma in Schleswig-Holstein - plant zurzeit eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. Das hat eine Umfrage des Verbandes Nordmetall ergeben, an dem sich 66 Unternehmen aus Schleswig-Holstein beteiligten. Dessen Präsident, Folkmar Ukema, bezeichnete die Entwicklung als alarmierend, denn der Umfragewert sei fünfmal so hoch wie noch vor zehn Jahren.

Unternehmen, etwa in der Schiffbau oder in der Windindustrie würden hier einfach keine vernünftigen Wettbewerbsbedingungen vorfinden, kritisierte Ukena. Die Innovationskraft der Unternehmen sei da, so der Verbandschef weiter - es fehle jedoch an Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Politik.

Wirtschaftsministerium in SH setzt sich für Energiepreissenkungen auf Bundesebene ein

Auch das Land ist unzufrieden mit den hohen Strompreisen für die Industrie. Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium setze sich nach eigenen Angaben auf Bundesebene für Senkungen ein - als Land der Erneuerbaren Energien wolle man nicht länger mit den höchsten Strompreisen bestraft werden, so das Ministerium. Im Bundesrat bringe das Land zudem eine Initiative für Erleichterungen in Sachen Bürokratie ein.

Das Wirtschaftsministerium vermutet jedoch, dass die Kritik von Nordmetall vor allem an die Bundesregierung gerichtet ist. Die Regierung habe in der vergangenen Zeit viele Förderungen gestrichen, wie zum Beispiel bei Photovoltaik, E-Autos oder Wärmepumpen.

Zu viel Bürokratie - Nordmetall fordert "one in - two out"

Im Rahmen der Nordmetall-Umfrage wurden 131 Betriebe aus ganz Norddeutschland befragt. Das größte Problem aus ihrer Sicht: neue Gesetze und Verordnungen, die internen Aufwand mit sich bringen. So zum Beispiel das Lieferkettengesetz, das laut Nordmetall neue kostspielige Strukturen zur Nachverfolgung von Produktionsbedingungen und Material zur Folge hat. Das Gesetz soll ab 2024 auch für kleinere Betriebe gelten.

Die Vorschriften seien leicht anzuwenden - dem widersprechen knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen. Und mehr als die Hälfte der Betriebe gibt an, auf Investitionen verzichten zu müssen, um der steigenden Bürokratie Folge zu leisten. "One in - one out oder noch besser one in - two out", fordert daher Nordmetall. Für jedes Gesetz müssten demnach ein oder zwei bisherige weichen. "Nach dieser Regel sollte die Politik in Bund und Ländern endlich echten Bürokratieabbau betreiben", so Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger.

Weitere Informationen
Windrad der Firma Vestas © picture alliance / imageBROKER | Norbert Neetz Foto: Norbert Neetz

IG Metall und Vestas: Gewerkschaft stimmt Tarifvertrag zu

In einer Urabstimmung sprachen sich 92 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für den Tarifabschluss aus. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 28.12.2023 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Handwerk

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine verdi-Fahne hängt an einem geparkten Linienbus auf dem Betriebshof der Autokraft GmbH. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg

Heute neue Streiks im privaten Busgewerbe in SH

In Kiel und mehreren Kreisen hat die Gewerkschaft ver.di Busfahrer zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. mehr

Videos