Schlechte Stimmung in der Elektro- und Metallindustrie in SH
Explodierende Energiepreise, wachsende Bürokratie und Fachkräftemangel - die Unzufriedenheit in der Elektro- und Metallindustrie steigt. Firmen klagen über die Wettbewerbsbedingungen in Schleswig-Holstein.
22 Prozent - also mehr als jede fünfte Metall- und Elektrofirma in Schleswig-Holstein - plant zurzeit eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. Das hat eine Umfrage des Verbandes Nordmetall ergeben, an dem sich 66 Unternehmen aus Schleswig-Holstein beteiligten. Dessen Präsident, Folkmar Ukema, bezeichnete die Entwicklung als alarmierend, denn der Umfragewert sei fünfmal so hoch wie noch vor zehn Jahren.
Unternehmen, etwa in der Schiffbau oder in der Windindustrie würden hier einfach keine vernünftigen Wettbewerbsbedingungen vorfinden, kritisierte Ukena. Die Innovationskraft der Unternehmen sei da, so der Verbandschef weiter - es fehle jedoch an Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Politik.
Wirtschaftsministerium in SH setzt sich für Energiepreissenkungen auf Bundesebene ein
Auch das Land ist unzufrieden mit den hohen Strompreisen für die Industrie. Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium setze sich nach eigenen Angaben auf Bundesebene für Senkungen ein - als Land der Erneuerbaren Energien wolle man nicht länger mit den höchsten Strompreisen bestraft werden, so das Ministerium. Im Bundesrat bringe das Land zudem eine Initiative für Erleichterungen in Sachen Bürokratie ein.
Das Wirtschaftsministerium vermutet jedoch, dass die Kritik von Nordmetall vor allem an die Bundesregierung gerichtet ist. Die Regierung habe in der vergangenen Zeit viele Förderungen gestrichen, wie zum Beispiel bei Photovoltaik, E-Autos oder Wärmepumpen.
Zu viel Bürokratie - Nordmetall fordert "one in - two out"
Im Rahmen der Nordmetall-Umfrage wurden 131 Betriebe aus ganz Norddeutschland befragt. Das größte Problem aus ihrer Sicht: neue Gesetze und Verordnungen, die internen Aufwand mit sich bringen. So zum Beispiel das Lieferkettengesetz, das laut Nordmetall neue kostspielige Strukturen zur Nachverfolgung von Produktionsbedingungen und Material zur Folge hat. Das Gesetz soll ab 2024 auch für kleinere Betriebe gelten.
Die Vorschriften seien leicht anzuwenden - dem widersprechen knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen. Und mehr als die Hälfte der Betriebe gibt an, auf Investitionen verzichten zu müssen, um der steigenden Bürokratie Folge zu leisten. "One in - one out oder noch besser one in - two out", fordert daher Nordmetall. Für jedes Gesetz müssten demnach ein oder zwei bisherige weichen. "Nach dieser Regel sollte die Politik in Bund und Ländern endlich echten Bürokratieabbau betreiben", so Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger.