Runder Tisch für Verschickungskinder in St. Peter Ording
In den Jahren 1945 bis 1990 kamen die sogenannten Verschickungskinder zu Kuren nach St. Peter Ording (Kreis Nordfriesland). Sie waren dort für drei bis sechs Wochen ohne ihre Eltern in so genannten Jugenderholungsheimen untergebracht. Einige der heute Erwachsenen berichteten davon, dass sie gewaltsamen Misshandlungen einiger Erzieherinnen und Erzieher oder Mitarbeitenden ausgeliefert waren. Von Essenszwang oder Kontaktverbot zu den Eltern berichten sie. Am Freitag soll erstmals ein runder Tisch in St. Peter-Ording mit Betroffenen tagen.
Studie soll komplexe Realität aufzeigen
Laut Koordinator Helge-Fabien Hertz von der Uni Kiel geht es darum, den Dualismus "Täter-Opfer" aufzubrechen und zu zeigen, dass die Realität viel komplexer war. An dem runden Tisch werden Verschickungskinder mit negativen Erfahrungen Aspekte der Kuren mit dem ehemaligen Heimpersonal und auch Verschickungskinder mit positiven Erfahrungen diskutieren. Durch das Zusammenführen von verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen möchte Hertz am Ende zu einem tieferen Verständnis des Phänomens gelangen.
Alle Ansichten würdigen
Eine Studie hatte ergeben, dass es keine Hinweise für systematische Gewalt aus niederen oder ideologischen Gründen gab. Es würde sich jedoch lohnen, die Darstellungen ernst zu nehmen und zu würdigen, hieß es im Fazit. Das soll der runde Tisch nun leisten. Neben der Auftaktveranstaltung sind zwei weitere bis 2025 geplant.