Randy Gyamenah: Fußballer oder Social Media Star?

Stand: 24.01.2025 11:16 Uhr

Stürmer Randy Gyamenah spielt bei SC Weiche Flensburg 08 seine erste Saison. Auf Social Media gibt er Followern Tipps und Tricks für das eine Ziel: Fußballprofi werden.

von Ben Armstrong

Montagabend, dichter Nebel, beißender Wind. Es ist so kalt, dass die Fluchtlichtanlagen eingefroren sind. Das Eis taut um das angeschaltete Flutlicht herum auf. Wie Regen prasseln die Tropfen auf das Dach der Tribüne herunter. Keine guten Bedingungen für Schönwetterkicker. Die Spieler des SC Weiche Flensburg 08 sind oben im Norden aber Kummer gewohnt. Stürmer Randy Gyamenah läuft mit vollem Fokus auf den durchnässten Rasen des Manfred-Werner-Stadions auf. "Fußball ist für mich ein Stück weit Leben", erklärt er. Schon als Kind wollte er Fußballprofi werden. Sein Weg zum Viertligaspieler war aber alles andere als einfach.

Fußball bei HSV, Aue und Schalke gespielt

Mit Flensburg hat der 24-Jährige in seiner Laufbahn bereits bei insgesamt zehn Mannschaften gespielt. Die Fußballkarriere des gebürtigen Hamburgers begann in der Hansestadt. Unter anderem spielte er in der Jugendakademie des HSV. Nach zwei Jahren beim Nachwuchs des heutigen Zweitligisten war dann aber Schluss für Randy. Seine Leistung war nicht gut genug. Über Berater kam er danach in Kontakt mit weiteren Profiteams. So spielte er 2018 für ein Jahr beim Nachwuchs des Erzgebirge Aue und 2019 für die U 23 vom FC Schalke 04. Auch dort hat es nicht für ihn gereicht. "Ich werde meinen Weg so oder so gehen", berichtet Randy entschlossen. Er habe in der Zeit nach vorne geschaut und wollte das Beste aus der Situation machen.

Eine Karte von Deutschland mit einigen Piktogrammen von Fußbällen © NDR Foto: NDR Screenshot
Insgesamt spielte Randy bis jetzt bei mehr als zehn Vereinen. Sein Weg zum Fußballprofi führte ihn bislang durch ganz Deutschland.

Nach einer Saison bei den Königsblauen lief er auch noch im Trikot vom VfB Lübeck II und Altona 93 auf. Oberliga statt Bundesliga. Als Pizzalieferant und Angestellter im Corona-Testzentrum verdiente er sein Geld. 2022 traf Randy dann eine Entscheidung, die sein Leben auf den Kopf stellen sollte.

Vom Fußballer zum Influencer?

In der Zeit fing Randy nebenbei an auf Social Media Fußballvideos hochzuladen. "Dann ist ein Video viral gegangen, wo ich meine Geschichte erzählt habe", blickt er zurück. Diesen Clip haben 800.000 Menschen auf TikTok gesehen. Immer mehr Menschen haben dann angefangen sich für ihn zu interessieren. Viele seiner Fans wollten von ihm wissen, wie sie selber von professionellen Mannschaften entdeckt werden können. Randy antwortete mit Videos. Immer mehr Menschen fingen an, seine Clips zu liken, teilen und kommentieren. "Ab da habe ich angefangen kontinuierlich zu produzieren", stellt Randy fest. Seine Videos hatten nun ein Ziel: jüngeren Spielerinnen und Spielern so viel wie möglich mitgeben.

Währenddessen ging es für seine Fußballkarriere aber in die Nachspielzeit. Zuletzt spielte er 2023 für den RW Koblenz in der Oberliga. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich langfristig dort entwickeln konnte", sagt Randy. Also nahm er sein Schicksal in die Hand und kündigte seinen Vertrag. Lieber wäre er damals vereinslos gewesen, um für sich zu trainieren, erinnert sich Randy zurück. Er nutzte seine Reichweite und veröffentlichte ein Bewerbungsvideo auf der Suche nach einem neuen Verein. Mit Erfolg. Fünf Millionen Userinnen und User haben das Video gesehen. "Bis heute schreiben mir Leute noch Vorschläge, wo ich hinwechseln soll", sagt Randy mit einem Schmunzeln.

Trainer: "Wegen Randy stehen sie jetzt an"

Eine Person in einem Stadion steht auf dem Platz und gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshot
Thorsten Fröhling war schon bei der U23 von Schalke 04 Trainer von Randy. Weil die beiden Kontakt hielten, brachte Fröhling Randy nach Flensburg.

Am Ende wurde Randy Stürmer beim SC Weiche Flensburg 08. Aber tatsächlich nicht wegen des Videos. Weiche-Trainer Thorsten Fröhling war Randys alter Trainer bei Schalke. Wegen seiner Größe, Schnelligkeit und Liebe für den Fußball fand Fröhling ihn schon damals interessant. Nachdem Randy Gelsenkirchen verlassen hatte, blieben sie trotzdem in Kontakt. Für diese Saison hatte Fröhling den vereinslosen Randy dann nach Flensburg geholt. Die Präsenz auf Social Media stört den Coach nicht. Er merkt selber, wie gut Randy bei jungen Menschen ankommt: "Bei Auswärtsspielen ist man sonst nicht so beliebt. Bei Randy stehen sie jetzt aber an", sagt Fröhling.

Eine Person in einem Stadion steht auf dem Platz und gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshot
Weiche Flensburg Kapitän Mads Albæk hält viel von Randy. Laut ihm geht man innerhalb der Mannschaft humorvoll mit Randys Medienpräsenz um.

Auch Weiche-Kapitän Mads Albæk ist von Randy überzeugt - als Spieler auf dem Feld und als Mensch neben dem Feld. Auf die Teammoral hätten Randys Videos keine negativen Auswirkungen. "Wir machen manchmal Witze über seine Videos", gesteht Albæk mit einem Lächeln. Letztendlich respektiert er aber Randys Nebentätigkeit. "Andere gehen Arbeiten oder zur Schule, Randy macht TikTok", so der Kapitän.

Voller Fokus auf Fußball

Randy kann von Social Media leben. Deshalb konzentriere er sich voll und ganz auf seine fußballerischen Ziele. Denn für Randy ist klar: "Ich bin ein Fußballer, der Social Media macht". Für ihn sei die Arbeit als Content Creator perfekt, weil er seine Arbeitszeiten flexibel an seinen Trainingsplan anpassen könne. "Ich teile mir alles so ein, dass ich meine beste Leistung abrufen kann", legt Randy offen. Trotzdem sei das Erstellen von Videos kein großer Aufwand für ihn. "Ich lebe einfach mein Leben und nehme die Leute mit".

Randys Ziel: "Fußballprofi werden"

Eine Person in einem Stadion blickt auf ein Smartphone © NDR Foto: NDR Screenshot
Mit Sozialen Medien macht Randy sein Geld. Trotzdem steht für ihn der Fußball an erster Stelle.

Mit seiner aktuellen Leistung beim Fußball und seinem Verein ist Randy zufrieden. Bis jetzt hat er in der Saison drei Tore und zwei Vorlagen in elf Spielen gemacht. Für ihn gibt es aber noch Luft nach oben. Auch auf der Karrieretreppe. "Ich denke, das ist noch nicht das Ende in der vierten Liga zu spielen", prophezeit Randy. Sein Vertrag bei Flensburg geht noch bis zum Sommer 2026. "Wo die Reise danach hingeht, kann ich noch nicht sagen".

Als Influencer will er auch weiter machen. Dieses Jahr veröffentlichte er sein Buch "Fußballprofi werden". Darin teilt er seinen Leitfaden darüber, wie man dieses Ziel erreicht. Aufstrebende Talente will er in Zukunft mit weiteren Büchern einen Schritt näher zum Profi bringen.

Tipps von Randy auf dem Weg nach oben

Wenn man Randy fragt, welche Tipps er für aufstrebende Talente hat, dann kann er drei Dinge benennen:

  • Der Glaube an sich selbst und daran, dass man im Leben etwas außergewöhnliches erreichen kann.
  • Fokus auf die Dinge, die wirklich relevant sind, um seine Ziele auch zu erreichen.
  • Vertrauen auf seinen eigenen Weg, ohne sich von anderen Wegen oder Menschen zu sehr negativ beeinflussen zu lassen.

Randy ist aber auch der festen Überzeugung, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss - das könne man mit den genannten Tipps aber auch erzwingen. Ein wenig Glück gehört dennoch dazu.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 25.01.2025 | 19:30 Uhr

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