Prozess nach Entführung auf Kieler Kasernengelände hat begonnen
Am Landgericht Kiel hat der Prozess gegen einen mutmaßlichen Entführer begonnen. Er soll im September 2023 eine Frau auf dem ehemaligen MFG-5-Gelände in Kiel gegen ihren Willen festgehalten und vergewaltigt haben.
In Handschellen und mit einem geöffneten Papierordner vor seinem Gesicht setzte sich der mutmaßliche Täter am Dienstag neben seinen Anwalt. Die Staatsanwaltschaft Kiel wirft Danial A. unter anderem gefährliche Körperverletzung, mehrere Vergewaltigungen und Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz vor. Insgesamt werden dem 27-Jährigen elf Straftaten gegen zwei Frauen vorgeworfen, die er zwischen Januar 2022 und September 2023 begangen haben soll. Bei der einen Frau soll es sich um seine heutige Ex-Freundin gehandelt haben, bei der anderen um eine Frau, die seine Liebe nicht erwiderte.
Öffentlichkeit zum Opferschutz von Verhandlung ausgeschlossen
Da es in der Hauptverhandlung unter anderem um schwere Sexualdelikte geht, beantragte der Rechtsanwalt der Nebenklägerin, die Öffentlichkeit zwecks Opferschutz auszuschließen. Das Gericht stimmte nach kurzer Beratung zu: Die Anklage durfte daher nur teilweise öffentlich verlesen werden, zeitweise mussten Beobachterinnen und Beobachter den Gerichtssaal verlassen. Die weitere Verhandlung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Staatsanwaltschaft zu möglichen Hintergründen der Entführung
Bundesweit Schlagzeilen machte der Entführungsfall einer damals 29-Jährigen aus Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Nach Erkenntnissen der Ermittler kannten sich der Tatverdächtige und die in einem Hangargebäude festgehaltene Frau bereits seit einigen Monaten. Danial A. wollte laut Staatsanwaltschaft eine Beziehung mit ihr, die Frau aber nicht mit ihm. Er habe dann aber offenbar Ansprüche gestellt.
Zum Beispiel hat er ihr nach Angaben der Staatsanwaltschaft verboten, anderen Männern in den sozialen Medien zu folgen, sie sollte nicht mehr feiern oder Alkohol trinken. Er habe versucht, ihre Liebe zu erzwingen und das häufig mit Gewalt, so die Staatsanwaltschaft. Währenddessen hatte sich die Rendsburgerin immer weiter distanziert, bis es schließlich zur Geiselnahme kam.
Es geht um Vergewaltigung und Körperverletzung
Danial A. soll schon vor der Entführung auf dem Gelände des ehemaligen Militärfliegergeschwaders 5, das sogenannte MFG-5-Gelände an der Kieler Förde, mehrmals gewalttätig gegenüber der Frau gewesen sein. Er soll sie schon im April vergangenen Jahres mit einem Cricket-Schläger erheblich verletzt haben. Danach hatte er eine Zeit lang ein Annäherungsverbot auferlegt bekommen, teilten die Ermittler mit. Auch bei der Geiselnahme selbst soll der 27-Jährige die Frau vergewaltigt und verletzt haben.
Social-Media-Daten brachten Polizei auf die Spur der entführten Frau
Im September 2023 war die junge Frau zunächst als vermisst gemeldet worden. Nach einem Foto auf Instagram, das die mutmaßlich Entführte gefesselt zeigte, konnten Polizisten die Vermisste auf dem Gelände der ehemaligen MFG-5-Kasernen in Kiel-Holtenau lokalisieren. Nach stundenlanger Suche und einem Notruf wurde die Frau am 12. September nach fast 48 Stunden gefunden und von Spezialkräften befreit. Der 27 Jahre alte Mann wurde festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Der nächste Verhandlungstag ist für den 2. Mai angesetzt. Ein Urteil wird erst im Juli erwartet.