Geiselnahme in Kiel: Aminata Touré will Fußfessel diskutieren
Nach der Geiselnahme einer Rendsburgerin in Kiel-Holtenau laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen. Hätte das Opfer früher geschützt werden können? Sozialministerin Touré spricht sich für schärfere Maßnahmen aus.
Nach der mutmaßlichen Geiselnahme einer Rendsburgerin auf dem MFG-5-Gelände in Kiel spricht sich Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) für schärfere Maßnahmen aus. "Was ich persönlich als einen guten Vorschlag sehe, ist, dass im Rahmen der Justizminister- und Justizministerinnen-Konferenz auch das Instrument der Fußfessel diskutiert worden ist." Damit solche Fälle zukünftig verhindert werden können, will Touré den Informationsaustausch zwischen den Behörden verbessern. NDR Schleswig Holstein berichtet sie von einem aktuell laufenden Pilotprojekt, bei dem es um ein landesweites Hochrisikomanagement gehe. Personenbezogene Daten sollten besser zwischen Behörden kommuniziert werden können.
Touré glaubt, dass man irgendwann an dem Punkt sein werde, an dem man "genügend Instrumente hat, um Frauen zu schützen und dann auch aus dieser Gewaltsituation rauszuholen." Eine stärkere Prävention sei wichtig, denn "eigentlich wollen wir ja, dass die Gewalt gar nicht erst stattfindet". Laut Touré hätte man die Rendsburgerin besser schützen müssen und auch besser schützen können - mit den aktuellen Möglichkeiten.
Kontaktverbot gegen Danial A.
Die Entführung soll nicht die erste Straftat gewesen sein, die der mutmaßliche Täter Danial A. Nicole S. angetan hat. Laut der Polizei in Kiel soll der Beschuldigte die Frau bereits im April 2023 in Hamburg mit einem Cricketschläger körperlich schwer misshandelt haben. Inzwischen hat die Freie und Hansestadt Hamburg bestätigt, "dass mit Datum 17.04.2023 ein Ermittlungsverfahren beim zuständigen Landeskriminalamt der Region Altona (LKA 123) geführt wurde". Nach Angaben der Behörden wurde ein Kontaktverbot ausgesprochen.
Danial A. nach Vergewaltigung auf freiem Fuß
Dennoch zeigt Nicole S. im Mai 2023 eine Vergewaltigung an. Laut dem Kieler Oberstaatsanwalt Michael Bimler sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, da die Angaben aber relativ diffus gewesen seien, habe es keinen dringenden Tatverdacht gegeben. Im Juli 2023 ist der Beschuldigte dann freiwillig zur Polizei gegangen und hat die Tat gestanden. Laut Bimler habe Danial A. damals den Eindruck erweckt, dass er sich ernsthaft mit seiner Tat auseinander gesetzt und Reue gezeigt habe. "Das ist ein Verhalten, das wirklich ungewöhnlich ist", sagte Bimler. Die zuständige Staatsanwaltschaft habe keine Haftgründe gesehen, insbesondere auch keine Wiederholungsgefahr, teilte der Oberstaatsanwalt mit.
Unklar ist allerdings, ob die zuständige Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt wusste, dass das Vergewaltigungsopfer bereits ein Kontaktverbot gegen den mutmaßlichen Täter erwirkt hatte. Außerdem ist unklar, ob ihr bekannt war, dass er sein Opfer im April mit einem Cricketschläger attackiert haben soll.
Alarmierendes Foto auf Instagram
Am 10. September wird Nicole S. als vermisst gemeldet. Die Polizei startet eine großangelegte Suchaktion. Danial A. wird observiert. Die Beamten können die Rendsburgerin zwei Tage später auf dem Gelände des ehemaligen Marinefliegergeschwaders 5 (MFG-5) in Kiel-Holtenau in einem alten Hangar lokalisieren und befreien. Zuvor war nach NDR-Informationen auf dem Instagram-Profil der 29-Jährigen zeitweise ein Foto von ihr, mit zugeklebtem Mund vor einer Heizung hockend gepostet worden. Inzwischen wurde gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl erlassen. Die Staatsanwaltschaft Kiel wirft dem 27-Jährigen unter anderem Freiheitsberaubung vor.