Polizei: Mehr als jeder fünfte Azubi in SH bricht ab
Die Gewerkschaft der Polizei klagt über Personalmangel. Viele Azubis brechen ihre Ausbildung ab - gleichzeitig müssten laut dem Vorsitzenden eigentlich 500 neue Stellen geschaffen werden. Die Forderung: Der Beruf müsse attraktiver werden.
"Bewirb dich jetzt noch für einen der schönsten Jobs in Schleswig-Holstein!" In sozialen Netzwerken wie Facebook rührt die Polizei regelmäßig die Werbetrommel, um Nachwuchs zu gewinnen. Doch viele derjenigen, die sich entschließen, Polizist oder Polizistin zu werden, stehen am Ende ohne Abschluss da.
Mehr als jeder fünfte Azubi bricht die Ausbildung ab. Das berichtet die Gewerkschaft der Polizei und beruft sich dabei auf Zahlen aus dem Jahr 2022. Demnach ist diese hohe Abbrecherquote ein bundesweites Phänomen.
"Wir brauchen jede und jeden"
Torsten Jäger, Vorsitzender der Gewerkschaft, sagt, die Polizei müsse mit dem gesellschaftlichen Trend umgehen, dass sich viele Menschen umorientieren und eine Ausbildung wieder abbrechen. Der Personalmangel sei nach wie vor groß. "Wir brauchen jede und jeden." Er fordert, der Beruf müsse attraktiver werden, um mehr Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen.
Ein wesentlicher Punkt, den es zu verbessern gelte, sei die übliche Wochenarbeitszeit von 41 Stunden. Die könne potenziellen Nachwuchs abschrecken, sagt Jäger. "Für junge Menschen ist Zeit das neue Geld." Er plädiert deshalb für eine 35-Stunde-Woche.
Forderungen: Kostenloser Führerschein und Home-Office
Ein weiterer Vorschlag der Gewerkschaft: Polizei-Azubis sollten kostenlos einen Führerschein während ihrer Ausbildung machen können. Und: Es sollte gezielte Angebote geben, um angehende Polizistinnen und Polizisten bei der Wohnungssuche zu unterstützen.
Außerdem, meint Jäger, sollten Polizeibeamte flexibler im Home-Office arbeiten können - etwa bei Ermittlungen im Bereich der Cyberkriminalität. "Da kann ich mich auch von zuhause auf den Rechner schalten und arbeiten", sagt er.
Noch höhere Abbrecherquote in anderen Berufen
Laut Gewerkschaft der Polizei fehlen in Schleswig-Holstein mehr als 500 zusätzliche Stellen. Klar ist aber: Die Polizei steht mit ihrem Problem nicht allein da. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung hat in Schleswig-Holstein im Jahr 2022 etwa jeder dritte Auszubildende seinen Vertrag vorzeitig aufgelöst. Verglichen mit anderen Berufen kommt die Polizei also noch relativ glimpflich davon.