Oberleitungen für Marschbahn: Sylt-Autozüge bald mit Dach?
Ab 2030 soll die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt komplett elektrifiziert werden, mit Oberleitungen. Für die Autozüge zwischen Niebüll und Westerland ist das ein Problem. Nun gibt es Lösungsideen.
Es soll die klimaneutrale Verkehrsachse der Westküste werden: Ab Anfang des nächsten Jahrzehnts sollen die Züge zwischen Hamburg und Westerland statt mit Diesel mit Strom fahren. Doch noch fehlen die Oberleitungen auf den 173 Kilometern zwischen Itzehoe und Westerland. Sie sollen mit dem Umbau der Strecke kommen.
Autozüge zwischen Niebüll und Westerland auf Sylt betroffen
Doch schon jetzt ist klar: Der Umbau wird auch Auswirkungen auf den Verkehr haben - vor allem auf die Autozüge zwischen Niebüll und Westerland. Der Grund: Durch die Oberleitungen ist die Höhe der Wagen begrenzt. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn höhere Fahrzeuge - wie zum Beispiel Lkw oder Sprinter - auf den Waggons stehen. Die Frage, die bislang offen war: Welche Auswirkungen werden die Oberleitungen auf den Betrieb der Autozüge in Zukunft haben?
Erster Zwischenstand der Autozug-Studie
Eine aktuelle Studie ist dem jetzt auf den Grund gegangen. Ein erster Zwischenstand wurde am Mittwoch von Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU) und dem NAH.SH Bereichsleiter, Jochen Schulz, in Kiel vorgestellt.
Das Ergebnis: Ja, es geht. Oberleitungen und hohe Autozüge sind miteinander zu vereinbaren. Aber die Autozüge bräuchten künftig ein Schutzdach - so, wie es bereits bei Autozügen in den Alpen der Fall ist, so die Studie. Dazu müssen Stahlstreben auf die bisherigen Waggons montiert werden, die das Dach dann halten. So soll dann der Schutz vor Kontakt mit dem stromführenden Fahrdraht gewährleistet sein.
Weniger Kapazitäten auf den Autozügen
Darüber hinaus werde sich der Studie zufolge die Kapazität leicht reduzieren. Verkehrsstaatssekretär von der Heide sprach von einer Senkung im einstelligen Prozent-Bereich. "Aber das sind genau die Themen, die wir jetzt intensiv mit den Autozug-Betreibern besprechen werden."
Den vorgestellten Zwischenstand sieht auch NAH.SH-Bereichsleiter Jochen Schulz als gute Diskussionsgrundlage. Die weiteren Details müssten nun mit der Expertise der Autozug-Betreiber geklärt werden, sagte er.
"Sicherheit hat oberste Priorität"
Vor allem das Thema Sicherheit stehe bei den Betreibern der Autozüge hoch im Kurs, sagte Markus Hunkel vom Autozug-Betreiber RDC Deutschland. Aber auch die reduzierte Kapazität der Autozüge, die Konsequenzen für die Verladung und die Wirtschaftlichkeit müssten nun überprüft werden. Hunkel: "Ein fundiertes Ergebnis werden wir hierzu sicherlich im September kommunizieren können."
Pendler-Initiative: Es braucht ein zweites Gleis
Achim Bonnichsen, Sprecher der Pendler-Initiative, begrüßte auf Nachfrage den Ausbau der Strecke mit Oberleitungen bis nach Sylt. Allerdings sei für ihn wichtiger, wann die Frage der Zweigleisigkeit auf dem Hindenburgdamm geklärt werde. Die meisten Probleme auf der Strecke kämen etwa durch Signal- oder Weichenstörungen, sagte Bonnichsen. Da bringe ein Fahrdraht nicht sonderlich viel, wenn es kein zweites Gleis gebe.
Sanierungsstau bei der Marschbahn
Bereits seit mehreren Jahren wird die in die Jahre gekommene Sylt-Strecke modernisiert. So wurden erst vor zwei Jahren die Schienen, das Gleisbett und Weichen erneuert.
Laut Verkehrsministerium ist das Ziel einer elektrischen Marschbahn, dass sie zum einen umweltfreundlicher betrieben werden kann. Zum anderen sollen E-Züge zuverlässiger sein und eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle haben.