Northvolt überprüft Ausbau-Pläne - Auswirkungen auf Heide unklar
Der Batteriehersteller Northvolt erwägt nach Informationen einer schwedischen Zeitung, seine umfangreichen internationalen Pläne zu bremsen. In Heide hat bereits im März der Bau der Gigafactory begonnen.
"Wir waren in unseren Expansionsplänen etwas zu aggressiv und das überprüfen wir jetzt", sagte der Geschäftsführer von Northvolt, Peter Carlsson, dem schwedischen Wirtschaftsblatt "Dagens industri". Die Ankündigung erfolgte nach jüngsten Turbulenzen, die unter anderem auf mysteriöse Todesfälle in Skellefteå (dort steht die Mutterfabrik), verspätete Lieferungen und einen gestoppten Fabrikbau in Borlänge zurückzuführen waren.
Carlsson will sich auf den Kern des Geschäfts konzentrieren
Northvolt habe in den letzten Jahren viel Geld in das Wachstum gesteckt, schreibt die Zeitung. Laut Carlsson muss sich das Unternehmen nun besser "auf das konzentrieren, was den Kern des Geschäfts ausmacht". Und das sei nicht zuletzt die schleppende Produktion in Skellefteå.
Keine Krise, aber Schwierigkeiten
Was das Ganze jetzt konkret für die Realisierung des Projektes in Heide bedeutet, ist derzeit noch unklar. Es hieß, die Strategie-Tage des Vorstands im September seien nun wichtig, um "den Plan anzupassen". Von einer Krise des Unternehmens wollte Carlsson nicht sprechen, räumte aber laut "Dagens industri" ein, dass es unter anderem bei der Mutterfabrik schwierig sei. Carlsson sagte der Zeitung, wenn man jetzt im Rückstand sei, dann müsse man die nächsten Schritte überprüfen, und daran arbeite man gerade.
Batteriefabrik in Heide: Northvolt äußert sich und beschwichtigt
Am Dienstagnachmittag folgte eine Reaktion von Northvolt Deutschland. Sprecher Martin Höfelmann sagte, Northvolt überprüfe derzeit den Zeitplan zum weiteren Produktionshochlauf seiner Fabriken. Auch er betonte, dass der Fokus auf der Belieferung von Kunden aus dem Werk in Skellefteå liege. Er machte aber explizit deutlich: "Northvolt steht hinter der Expansion in Deutschland und Kanada, sie ist von entscheidender Bedeutung, um eine starke Position im globalen Markt für Batteriezellen zu erreichen." Konkreter wurde er nicht, was dies für Dithmarschen bedeutet.
Landesregierung in Kiel reagiert überrascht
Die Landesregierung, die die Ansiedlung in Dithmarschen mit Millionen Euro subventioniert, zeigte sich überrascht von Carlssons Ankündigungen und hat das Unternehmen um eine Stellungnahme gebeten. In den vergangenen Wochen und insbesondere während der letzten Sitzung der Steuerungsgruppe habe es seitens des Unternehmens keine entsprechenden Hinweise gegeben, so der Chef der Staatskanzlei, Dirk Schrödter (CDU).
Treffen am Mittwoch in Malmö
Der Wirtschaftsausschuss des Landtages ist aktuell in Kopenhagen und trifft sich am Mittwochnachmittag mit Northvolt-Vertretern in Malmö.
Zuletzt hatten ungeklärte Todesfälle am schwedischen Northvolt-Standort für Aufsehen gesorgt und Fragen nach der Betriebssicherheit aufgeworfen. Ende Juni hatte das "manager magazin" darüber berichtet, dassBMW einen Großauftrag bei Northvolt storniert. Demnach wurde eine Bestellung von Batteriezellen im Wert von zwei Milliarden Euro bei Northvolt zurückgezogen. Damals hieß es, dieses habe keine Auswirkungen auf den Standort Heide.
Handelsblatt berichtet über zahlreiche Probleme bei Northvolt
Auch das Handelsblatt berichtet am Dienstag, dass die Probleme bei Northvolt nicht abreißen. Der Verlust habe sich im vergangenen Jahr auf eine Milliarde Dollar verdreifacht. Das habe mehrere Ursachen. Northvolt kämpft demnach unter anderem mit billigen Batterien aus China. Außerdem seien die Aussichten für Elektroautos nicht mehr so rosig wie bisher.