Für Mitsprache und Gleichberechtigung: Landfrauentreffen in Kiel

Stand: 02.07.2024 18:37 Uhr

Der Bundesverband Deutscher Landfrauen feiert sein 75. Jubiläum. Etwa 5.000 Frauen aus ganz Deutschland waren dazu nach Kiel gekommen - auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war dabei.

Mehrere Tausend Landfrauen aus ganz Deutschland haben sich am Dienstag in Kiel zum Deutschen Landfrauentag getroffen. Sie vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von rund 450.000 Frauen, die auf dem Land leben. Der Verband setzt sich für gerechte Bezahlung von Frauen auf dem Land und Mitsprache ein. Wichtigstes Thema: Frauen sollen Familie, Beruf und Ehrenamt einfacher unter einen Hut bringen können. Bei dem Festakt waren neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unter anderem auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) dabei.

Möglichkeiten für berufstätige Frauen schaffen

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Petra Bentkämper und der Oberbürgermeister von Kiel Ulf Kämpfer (SPD). © NDR Foto: Cassandra Arden
Landfrauen-Präsidentin Petra Bentkämper hieß Daniel Günther (CDU), Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Ulf Kämpfer (SPD) auf dem Landfrauentag willkommen.

Gleichberechtigung, gerechte Bezahlung und eine Aufteilung der Kinderbetreuung - die Themen, die Frauen auf dem Land beschäftigen, sind dieselben wie schon seit Jahrzehnten - und sie sind nach wie vor von großer Bedeutung, erklärte die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Petra Bentkämper, zum Auftakt der Veranstaltung in Kiel: "Dass wir sagen: Wir müssen da einfach sehen, dass wir die Möglichkeiten schaffen, dass Frauen einfach auch berufstätig sein können. Und das ist auf landwirtschaftlichen Betrieben ja nicht anders. Auch da müssen wir für sensibilisieren." Dazu gehören laut Bentkämper unter anderem auch gute Betreuungsmöglichkeiten auf dem Land. Diese und andere Punkte könnten dazu beitragen, dass Frauen auch in den ländlichen Räumen bleiben.

Lob und Anerkennung vom Bundespräsidenten

Der Besuch des Bundespräsidenten war für die Landfrauen nach eigenen Angaben ein Zeichen der Wertschätzung. Und auch Steinmeier fand in seiner Eröffnungsrede wertschätzende Worte.

"Das Wort Landfrau, das verbinden viele auch heute noch mit Bäuerinnen und Backrezepten, mit Hauswirtschaft und Hausmitteln. Aber was Sie hier alle sind und was Sie alle tun, das ist so viel mehr!" Bundespräsident Frank Walter Steinmeier

Dabei lobte das Staatsoberhaupt besonders das Wissen über Tradition und Moderne, aber auch das Engagement der Landfrauen in schwierigen Zeiten.

Özdemir: Wer Frauen stärkt, stärkt am Ende alle

Frauen auf dem Land hätten Männern oftmals etwas voraus, erklärte Steinmeier: "Wo Männer am Stammtisch oder im Verein eher über Fußball und Politik sprechen als über die Schwierigkeiten im eigenen Leben, sind Frauen besser darin, ihre Schwarmintelligenz zu nutzen." Und gemeinsam machen die Frauen des Verbands einen großen Unterschied für das Land, den Bund und das Leben der Menschen darin, wofür Steinmeier sich herzlich bedankte. "Ohne Sie wäre dieses Land ärmer und kälter."

Cem Özdemir ergänzte, dass Frauen eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft zukomme: "Wenn wir die gerechtere Welt wollen mit weniger Krieg, weniger Korruption, weniger Ungerechtigkeit, ist der Schlüssel die Stärkung der Rolle der Frauen." Dabei geht es ihm nicht darum, die Geschlechter gegeneinander auszuspielen - im Gegenteil. "Wer die Rolle von Frauen global stärkt, stärkt am Ende auch die Lebensqualität von Männern."

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Auszeichnungen für Engagement oder innovative Geschäftsideen

Um ihre Wichtigkeit zu unterstreichen, wurden auf dem Landfrauentag in Kiel am Dienstag unter anderem insgesamt neun Landfrauen in drei Kategorien geehrt, zum Beispiel für Engagement oder auch für innovative Geschäftsideen auf dem Land. Dabei ging es auch um Sichtbarkeit von Frauen und ihren Interessen. Außerdem beschäftigten sich die Landfrauen mit Zukunftstrends in der Landwirtschaft.

Immer mehr junge Frauen engagieren sich

Ein große Veranstaltung zum Landfrauentag. © NDR Foto: Cassandra Arden
Mehrere Tausend Landfrauen aus ganz Deutschland treffen sich in Kiel. Sie vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von rund 450.000 Frauen, die auf dem Land leben.

Die Landfrauen sind in 12.000 Ortsvereinen und 22 Landesverbänden organisiert - auch in Schleswig-Holstein. Hier sind rund 27.000 Frauen Mitglied im Landesverband. Das sind zwar weniger als noch vor zehn Jahren, denn auch im Norden haben die Landfrauen mit Mitgliederschwund zu kämpfen.

Doch inzwischen geht es bergauf: Eine Sprecherin berichtete, dass sich im vergangenen Jahr in 60 der 154 Ortsverbände mehr Frauen ehrenamtlich engagieren als noch 2022. Dabei wird die Arbeit der Landfrauen vor allem bei jüngeren Frauen immer beliebter. Schleswig-Holstein ist eines der wenigen Bundesländer, wo es in allen Kreisverbänden inzwischen auch eine Junge Landfrauen-Gruppe gibt. Diese gehört jeweils zum Kreisverband, hat aber immer auch eigene Projekte.

Equal Pay, Care-Arbeit und Gleichberechtigung

Auch in Schleswig-Holstein ist dabei Gleichberechtigung ein zentrales Thema. Das sagt Lena Haase aus Dithmarschen. Sie ist seit rund 17 Jahren ehrenamtlich mit dabei und mit 40 Jahren die jüngste im Vorstandsteam. Ihr sind vor allem Themen wie Equal Pay und Gleichberechtigung wichtig.

"Wir Landfrauen können auf jeden Fall dabei mitwirken, die Care-Arbeit besser aufzuteilen. Wir machen uns außerdem für mehr Betreuungsplätze stark, damit mehr Mütter wieder arbeiten gehen können." Landfrau Lena Haase aus Dithmarschen

Auch um die Aufteilung der Arbeit geht es. "So machen das Freunde von uns - da arbeiten beide 30 Stunden." Auch im Hinblick auf Rente und Altersvorsorge sei es wichtig, solche Modelle möglich zu machen.

Mehr Frauen in Führungspositionen in der Landwirtschaft

Bei der Gleichberechtigung geht es aber auch um Frauen in Führungspositionen in der Landwirtschaft. Nach Angaben des Statistikamts Nord sind in Schleswig-Holstein aktuell nur rund zwölf Prozent der Leitungspositionen mit Frauen besetzt - das ist nicht viel besser als im Jahr 1949, damals waren es zehn Prozent. Auch deswegen bietet der Verband Qualifikationen und Seminare an, um Frauen unabhängig und stark für Führungspositionen zu machen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 02.07.2024 | 19:30 Uhr

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