Neuer Zensus: Flensburgs verschwundene Einwohner sind zurück
Die letzte Schätzung hatte Flensburg offizielle Einwohnerzahl radikal verkleinert. Jetzt sind 3.000 Bewohner zurück in der Statistik. Die Stadtverwaltung sieht sich in ihrer Kritik bestätigt.
Für Touristen und viele Menschen in Flensburg gehören sie zum Stadtbild - die verwinkelten Hinterhöfe und kleinen Gassen. Doch für die Stadtkasse waren sie fast 13 Jahre ein großer Nachteil. Denn weil die Interviewer des Zensus 2011 zahlreiche Anschriften bei ihren Stichproben nicht auffinden konnten, strichen sie offenbar die damit verknüpften Bewohner von der Liste. Das zumindest wird im Rathaus vermutet. Die vermeintlichen Karteileichen wurden hochgerechnet. Das hatte die Folge, dass der Stadt im vergangenen Jahrzehnt Dutzende Millionen Euro an Zuweisungen entgangen sein könnten.
Etwa 4.500 Einwohner fehlen weiterhin - das ist aber plausibel
Die neue Auswertung zum Zensus wurde daher mit Spannung erwartet. Und sie scheint der Stadt Flensburg Recht zu geben. Flensburgs offizielle Einwohnerzahl springt wieder auf mehr als 95.000. Zwar liegen im Melderegister Ende 2023 sogar gut 99.500 Namen und Anschriften vor. Das liegt aber zum Teil daran, dass sich viele geflüchtete Ukraine erst nach der Zensus-Erhebung im Mai 2022 angemeldet haben. Oberbürgermeister Fabian Geyer weist zudem darauf hin, dass Beschäftigte "aus dem osteuropäischen Raum schlichtweg gar nicht mehr hier wohnen." Die Firmen würden laut Stadtverwaltung beispielsweise Leiharbeiter aus Rumänien an- aber nicht abmelden, die oft nur wenige Monate oder Jahre bleiben.
Neue Zahlen zählen nur für die Zukunft
Geyer will das Ergebnis jetzt in Ruhe bewerten. Offen bleibt, ob die Stadt das neue Ergebnis vollständig akzeptiert. Über Flensburgs Klage zum letzten Zensus 2011 wurde noch nicht abschließend entschieden. Damals fehlten plötzlich 6.500 Einwohner. Und jeder Einwohner zählt pro Jahr grob gerechnet für etwa 1.000 Euro an finanziellen Zuweisungen für die Kommune. Als eher unwahrscheinlich gilt dabei, dass die Kommune nun für die zurückliegenden Jahre einen Ausgleich bekommt, heißt es aus dem Rathaus. Ebensowenig müssen Städte und Kommunen nun aber befürchten, dass sie Gelder zurückzahlen müssen, sollte die neue Statistik weniger Einwohner aufweisen.