Nach Feuer auf Lürssen-Werft: Betrieb wieder angelaufen
Wie kam es zu dem Brand der Jacht und der Halle auf der Lürssen-Werft in Schacht-Audorf? Das möchten Ermittler nun wissen. Heute wird auf dem Geländer der Werft nach dem Großbrand wieder gearbeitet.
Nach dem Großbrand auf der Lürssen-Werft in Schacht-Audorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist der Betrieb dort heute wieder angelaufen - zunächst in den Bereichen, die nicht vom Brand betroffen waren. Am Mittwoch nahm die Polizei Ermittlungen zur Ursache des Brandes auf. Zunächst sind nach Angaben der Polizei Gespräche mit der Geschäftsführung des Unternehmens geplant. Heute oder am oder Freitag, wenn die Temperaturen in der Halle etwas weiter heruntergekühlt sind, sollen Brandermittler in der Schiffshalle nach Spuren suchen. Ein Ergebnis der Ermittlungen wird in zwei bis vier Wochen erwartet. Das Feuer ist seit Mittwochfrüh gelöscht. Die letzten Feuerwehrautos rückten um 10 Uhr vom Gelände ab.
Betriebsratsversammlung am Freitagfrüh geplant
Zahlreiche Mitarbeiter waren am Mittwoch wie gewohnt zur Arbeit auf dem Werftgelände erschienen - wurden aber wieder nach Hause geschickt. Einer von ihnen sagte NDR Schleswig-Holstein: "Das fühlt sich beschissen an. Da steht unser Schiff - und ich sehe nur eine zerstörte Halle." Mitarbeiter Thomas Rathmann sagte bereits am Dienstag: "Da hängen Hunderte Arbeitsplätze dran, da hängen Zulieferer dran, da hängt die Region dran und wir wissen im Moment noch nicht, wie es weitergeht." Auf einer Betriebsratsversammlung Freitagfrüh soll nun die Belegschaft über die nächsten Schritte informiert werden.
Wellblech geschmolzen
Am Dienstagmorgen hatte es - laut einem Polizeisprecher - in einer Jacht in der Halle "zu kokeln" begonnen. Kurz darauf war erster Rauch zu sehen gewesen. Wegen der starken Hitze sei es dann zu dem Brand gekommen. In den Seitenwänden bildeten sich nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein große Löcher, das Wellblech schmolz unter der großen Hitze zum Teil.
1.000 Grad heiß
Ein Polizeisprecher sprach von Temperaturen von mehr als 1.000 Grad. Die Feuerwehr versuchte, die Hallenwände von außen zu kühlen, um die Temperatur im Halleninneren zu senken. Der Versuch, das Feuer auch von innen zu löschen, musste laut einem Feuerwehrsprecher abgebrochen werden, weil Teile der Halle einzustürzen drohten.
"Die Halle steht in Flammen, das Boot steht in Flammen." Sprecher der Polizei
Brandbekämpfung per ferngesteuertem Wagen
Ein ferngesteuertes Kettenfahrzeug der Feuerwehr Hamburg und zwei Wasserwerfer der Bundeswehr unterstützten die Brandbekämpfung. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal lag außerdem ein Schlepper bereit, um gegebenenfalls mit Wasser zu kühlen. Auch eine NOK-Fähre mit einem Wasserwerfer unterstützte die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Sicherheitshalber wurden zudem zwei Rettungshubschrauber zur Lürssen-Werft geschickt. Außerdem waren zahlreiche Rettungswagen vor Ort. Für die Schifffahrt war der Kanal aber nicht gesperrt.
Das Dach der Halle und die Fassade waren schließlich teilweise eingestürzt. Immer wieder waren Explosionen zu hören gewesen. Deshalb wurde das Gelände der Werft evakuiert. Eine Person wurde verletzt - sie erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, wie die Polizei mitteilte. Am Dienstagabend war der Brand unter Kontrolle - ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude konnte verhindert werden.
Zeitweise 420 Kräfte im Einsatz
In der Spitze hatten bis zu 420 Einsatzkräfte gegen die Flammen in der Schiffshalle gekämpft. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur befand sich in der Halle der Neubau einer 75 Meter langen Jacht. Deren Wert dürfte schätzungsweise mindestens 100 Millionen Euro betragen. Der Bau war demnach bereits weit fortgeschritten. Die Werft ist auf den Bau von Luxusjachten spezialisiert. Am Standort Schacht-Audorf werden Unternehmensangaben zufolge mittlere und große Jachten von 55 bis 110 Metern Länge gebaut.
Rauch in Wohngebiet
Weil der Rauch in ein Wohngebiet zog, mussten einige Bewohnerinnen und Bewohner in Teilen von Schacht-Audorf am Dienstag ihre Häuser verlassen. Laut Polizei waren das etwa 30 Menschen. Die meisten von ihnen kamen bei Freunden und Verwandten unter. Auch eine Kaserne, in der eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet ist, war betroffen. Dirk Lüthje vom Amt Eiderkanal hatte auch eine mögliche Übernachtung der Evakuierten im Blick. "Wir wussten ja nicht, ob die heute zurück können oder nicht. Wir haben uns schon mit dem THW in Verbindung gesetzt, um eventuell Betten zu bestellen", erzählte Lüthje. Doch die Feuerwehr gab Entwarnung: Alle Anwohnerinnen und Anwohner durften am Dienstagabend wieder zurück nach Hause beziehungsweise in ihre Unterkunft.
Der Schaden dürfte in die Millionen gehen. Die Aufräumarbeiten sollen nach Abstimmung mit den Behörden so bald wie möglich losgehen.
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