Nach E-Bus-Brand in Elmshorn: Zugausfälle in SH bis Dienstag

Stand: 08.09.2024 15:40 Uhr

Bei einem Brand nahe des Bahnhofs in Elmshorn ist am Donnerstag unter anderem ein Stellwerk beschädigt worden. Der Zugverkehr auf der Strecke über Elmshorn - ein Bahn-Knotenpunkt in Schleswig-Holstein - bleibt laut Bahn auch nach dem Wochenende stark eingeschränkt.

Der Bahnverkehr in Schleswig-Holstein ist massiv beeinträchtigt - und das nicht wie ursprünglich geplant nur bis Sonntag. Wie die Bahn mitteilt, dauern die Reparaturarbeiten an den Gleisen in Elmshorn noch mindestens bis Dienstag an. Sowohl der Regional- als auch der Fernverkehr bleiben bis dahin stark eingeschränkt.

Schuld an der Streckensperrung ist ein Brand in einer Unterführung nahe des Bahnhofs am Donnerstagnachmittag. Die Strecke bei Elmshorn (Kreis Pinneberg) - ein Bahn-Knotenpunkt im nördlichsten Bundesland - ist seitdem voll gesperrt. Die Bahn rät von nicht notwendigen Reisen ab.

Zugausfälle: Diese Fernzüge fahren nicht

Nach Angaben der Deutschen Bahn sind mehrere wichtige Fernverkehrs-Verbindungen durch ganz Schleswig-Holstein betroffen:

  • München/Basel - Kiel: Züge fallen zwischen Hamburg und Kiel aus.
  • Karlsruhe/Köln - Westerland: Züge fallen zwischen Hamburg und Westerland auf Sylt aus.
  • Hamburg - Kopenhagen: Züge verkehren mit Verspätungen.

Diese Regionalbahn-Linien sind betroffen

Auf den Regionalverkehr können Fernreisende nur bedingt ausweichen oder müssen mehrere Umstiege einplanen. Im Regionalverkehr fahren nach Angaben der Bahn vom Freitag folgende Linien nicht oder nur eingeschränkt:

  • RE6 von Westerland (Sylt) nach Hamburg-Altona: Die Züge beginnen und enden in Itzehoe (Kreis Steinburg).
  • RE7/RE70 zwischen Hamburg Hbf und Kiel Hbf beziehungsweise Flensburg: Züge enden und beginnen in Neumünster. Die Züge der Linie RE 70 verkehren ab Freitagnachmittag auch stündlich zwischen Hamburg Hbf und Elmshorn. Reisende von und nach Kiel weichen laut Bahn am besten auf Züge der erixx Holstein (RE 83/RB 84) über Lübeck aus und fahren von dort weiter.
  • RB61/RB71 zwischen Hamburg und Elmshorn beziehungsweise Itzehoe und Elmshorn: Die Züge der Linie RB 61 fahren zwischen Itzehoe und Elmshorn regulär. In Elmshorn muss dann in Nordbahn-Züge der Linie RB 71 in Richtung Hamburg-Altona oder auf die DB- Züge der Linie RE 70 in Richtung Hamburg Hbf. umgestiegen werden.

Ersatzverkehr und Ausweichstrecken stark ausgelastet

Die Bahn bittet darum, nicht notwendige Fahrten zu verschieben. Wenn das nicht geht, gibt es verschiedene Ersatzmöglichkeiten - die waren am Freitag allerdings zum Teil überlastet.

Reisende von und nach Kiel können laut Bahn die Verbindungen über Lübeck nutzen. Der Betreiber erixx Holstein teilt allerdings mit, dass die Züge stark ausgelastet seien und es auf allen drei Linien zu Verspätungen komme. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein dauerte es am Freitag bis zu drei Stunden länger, weil die Züge teilweise so voll waren, dass nicht alle Fahrgäste einsteigen konnten. Am Sonnabend finden zudem Bauarbeiten zwischen Plön und Kiel statt, sodass statt Zügen ganztägig Busse fahren - allerdings mit geringerer Kapazität. Erixx appelliert daher, Fahrten möglichst zu verschieben.

Bahnreisende stehen hinter einem roten Bus in Elmshorn. © NDR Foto: Samir Chawki
Um ihrem Ziel näher zu kommen, versuchten viele Reisende in Elmshorn, einen der Ersatzververkehrsbusse zu erreichen.

Ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen ist ebenfalls eingerichtet. Die Busse pendeln zwischen Elmshorn und Neumünster und fahren über Wrist und Brokstedt. Bis Pinneberg können Reisende zudem mit der S-Bahn fahren.

Auch Nordbahn und AKN raten zur Verschiebung der Reise

Auch die Nordbahn teilt mit, dass zwischen Wrist und Elmshorn ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurde. Diese seien ebenfalls stark ausgelastet. Das Unternehmen weist außerdem darauf hin, dass auf der Linie RB 82 zwischen Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) und Neumünster wegen einer Baustelle ebenfalls nur Busse fahren. Es seien zusätzliche Verbindungen eingerichtet worden, dennoch seien die Kapazitäten knapp. Auch die Nordbahn empfiehlt, auf Fahrten zu verzichten.

Stark ausgelastet sind am Freitag wegen der Störung auch die Züge der AKN-Linie 2 von Neumünster über Kaltenkirchen und Ulzburg-Süd nach Norderstedt (Kreis Segeberg), weil offenbar viele Fahrgäste diese Linie als Ausweichmöglichkeit nutzen. Die AKN rät ebenfalls dazu, Fahrten zu verschieben.

Funktioniert der Ersatzverkehr? Das berichten Fahrgäste

Besonders betroffen waren am Freitag Touristinnen und Touristen, die eigentlich auf Züge des Fernverkehrs angewiesen waren. Viele, die am Morgen auf Sylt gestartet waren, hatten es bis zum Nachmittag nicht weiter als bis Elmshorn geschafft. Vor Ort bezeichneten sie die Lage als unübersichtlich, fühlten sich oft nicht gut informiert, berichtete ein NDR Reporter.

So ging es auch Björn Knaudt, der mit seiner Familie mit zwei Kindern von Langeneß zurück ins Allgäu will. "Wir sind jetzt acht Stunden unterwegs, hätten eigentlich vor zwei Stunden in Hamburg sein sollen", sagte er. "Außer über die Navigator-App haben wir überhaupt keine weiteren Infos bekommen, ich weiß auch gar nicht, wie wir jetzt weiter nach Hamburg kommen. Wir versuchen jetzt, auf eigene Faust mit dem Bus weiterzukommen, auf gut Glück." Eigentlich fahre er gern Bahn, so Knaudt, aber man müsse immer großzügige Puffer einplanen. Nach Schleswig-Holstein würde er das nächste Mal lieber anders reisen.

Bahnreisende stehen an einem Bahnsteig in Elmshorn. © NDR Foto: Samir Chawki
AUDIO: Zugausfälle nach Brand: Gestrandete Reisende in Elmshorn berichten (1 Min)

Brennender E-Bus löste Bahn-Chaos aus

In der betroffenen Bahn-Unterführung in Elmshorn war am Donnerstagnachmittag ein E-Bus in Brand geraten. Laut Oberbürgermeister Volker Hatje (parteilos) handelte es sich dabei um einen Linienbus, dessen Fahrer die Höhe der Unterführung offenbar falsch eingeschätzt hatte. Der Bus streifte mit einem Akku die Decke, blieb in der Unterführung stecken und fing Feuer. Verletzt wurde laut Leitstelle niemand, da es sich um eine Leerfahrt handelte. Im Bus selbst war nur der Fahrer.

Ein beschädigter E-Bus steht nach einem Unfall mit anschließendem Brand auf einem Parkplatz. © NDR Foto: NDR
Durch die Akkus auf dem Dach war der E-Bus zu hoch für die Unterführung. Eigentlich hätte er deshalb gar nicht dort fahren dürfen.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, wollen die Stadt und das zuständige Verkehrsunternehmen nun aufarbeiten. Der Bus hätte weder plan- noch außerplanmäßig auf der Strecke unterwegs sein sollen, weil klar war, dass die E-Busse zu hoch für diese Unterführung seien, teilte die Verkehrsgesellschaft Pinneberg mit.

Feuer sorgte für Schäden an Bahn-Stellwerk in Elmshorn

Durch das Feuer sei die Elektronik eines Stellwerks in Mitleidenschaft gezogen worden, so ein Sprecher der Feuerwehr. Die Bundespolizei bestätigte, dass das Stellwerk nicht mehr funktioniert. Laut eines Bahnsprechers ist durch die Löscharbeiten viel Wasser ins Stellwerk gelaufen und es müssen Kabel getauscht werden.

Wie lange es dauert, bis die Schäden behoben sind, war zunächst schwer abzuschätzen. Am Donnerstag hatte die Bahn zuerst eine Sperrung bis Betriebsschluss mit Auswirkungen am Freitag angekündigt, später hieß es, die Störung sei bis Freitagabend, dann bis Sonnabend behoben. Nach aktuellem Stand wird es bis Dienstag dauern, bis die Schäden repariert sind.


05.09.2024 17:56 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir, dass sich Fahrgäste in dem Bus befunden hätten, die sich retten konnten. Diese Information gab uns die Feuerwehr zu Beginn des Einsatzes. Nach weiteren Erkenntnissen korrigierte die Feuerwehr ihre Aussage: Es handelte sich um eine Leerfahrt.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 08.09.2024 | 15:00 Uhr

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