Nach Bahnchaos in SH: Kritik von Pro Bahn und Minister Madsen
Ein Busunfall in Elmshorn hat vergangene Woche dafür gesorgt, dass ein wichtiges Stellwerk beschädigt wurde. Die Folge waren massive Einschränkungen im Bahnverkehr in Schleswig-Holstein. Pro Bahn sagt: Das Nadelöhr ist seit 40 Jahren bekannt.
Karl-Peter Naumann von Pro Bahn kennt die Probleme der Deutschen Bahn. Seit mehreren Jahrzehnten setzt er sich für Fahrgäste ein. Angesprochen auf das Bahnchaos der vergangenen Tage in Schleswig-Holstein, ausgelöst durch ein beschädigtes Stellwerk, sagt er, bereits in den 1980er-Jahren habe es in Elmshorn (Kreis Pinneberg) einen Bahnunfall gegeben, der gezeigt habe, wie empfindlich dieser Knotenpunkt für den Schienenverkehr ist. "Seitdem hat man vielleicht überlegt, aber nicht wirklich gehandelt", sagt Naumann.
Touristen, Pendler, Güterverkehr von Chaos betroffen
Bei Pendlern und Touristen hatten die Zugausfälle für Frust gesorgt - auch der Schienenersatzverkehr, der offenbar nicht reibungslos funktionierte. Pro-Bahn-Sprecher Naumann sieht aber auch einen wirtschaftlichen Schaden. Von der Streckensperrung war auch der Güterverkehr betroffen. "Der gesamte Güterverkehr mit Dänemark, da gehört auch der Güterverkehr für die Insel Sylt dazu, wird durch eine solche Streckensperrung stark erschwert und verzögert", erklärt Naumann.
Pro Bahn verlangt Ausbau von Ausweichstrecken
Um solche Probleme künftig zu vermeiden, vergleicht Naumann die Schiene mit der Autobahn. "Wenn die A7 dicht ist, kann man immer noch die A21 nehmen", so Naumann. Deshalb sei es wichtig, Ausweichstrecken für die Bahn zu bauen. Zum einen müsse die Strecke Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) - Bad Segeberg (Kreis Segeberg) - Neumünster zügig zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden. Zum anderen müsse die Strecke zwischen Jübek (Kreis Schleswig-Flensburg) und Husum (Kreis Nordfriesland) so ausgebaut werden, dass mehr als ein Regionalzug pro Stunde und pro Richtung fahren könne.
Unterstützung kommt vom Verkehrsministerium
Auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Madsen (CDU) fordert mehr Tempo beim Ausbau der Schiene. "Die vergangenen fünf Tage zeigen wie durch ein Brennglas, wie zerbrechlich das System Bahn gerade ist", sagt Madsen. Er verlangt wie Pro Bahn, dass der Ausbau der Ausweichstrecke Bad Oldesloe - Bad Segeberg - Neumünster schnell umgesetzt wird.
Das Land gehe in diesem Fall bereits massiv in Vorleistung, so der Minister, nun müssten Bund und Bahn ihren Beitrag leisten. Laut Landesverkehrsplan soll die Strecke bis 2030 befahrbar sein. Damit das auch klappt, "wäre es wichtig, dass die Bahn das Projekt vor allem personell ausreichend unterfüttert, damit das Gleis tatsächlich auch spätestens 2030 zur Verfügung steht", so Verkehrsminister Madsen.