Pilotprojekt: SH will Geflüchtete in den Arbeitsmarkt bringen
Mit einem Pilotprojekt will das Land jetzt Geflüchtete schneller für den Arbeitsmarkt fit machen. Berufsqualifikationen sollen schon bei der Erstaufnahmeeinrichtung ausgewertet werden.
"Geflüchtete, die eine feste Bleibeperspektive haben, werden jetzt schon ab dem ersten Tag als potenzielle Fachkräfte begriffen", sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) am Montag in der Erstaufnahmeeinrichtung Boostedt (Kreis Segeberg). In acht Schritten sollen demnach die beruflichen Kompetenzen der Geflüchteten erfasst werden, nachdem vorher Asylstatus und Bleibeperspektive geprüft worden sind. Dabei werden mithilfe von Fragebögen und Beratungsgesprächen in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, den Jobcentern und dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge berufliche Qualifikationen, Erfahrungen und weitere Kenntnisse von Geflüchteten ermittelt.
Geflüchtete sollen auf Kreise weiterverteilt werden
Das Projekt läuft bereits seit einer Woche und richtet sich an Geflüchtete, die aus Syrien oder Afghanistan kommen, arbeiten können und zwischen 18 und 63 Jahren alt sind. Parallel wird das neue Konzept zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) getestet. Geflüchtete sollen dann, je nachdem wie der Arbeitsmarkt lokal aussieht, auf die Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein verteilt werden. Touré will besonders einen Schwerpunkt auf soziale und pflegerische Berufe legen: "Wir brauchen Menschen, die sich für diese Berufe begeistern. Wir haben deshalb zum Beispiel auch den Quereinstieg für Kitas für ausländische Abschlüsse vereinfacht."
Arbeitsagenturchef Biercher: Brauchen dringend Fachkräfte
Dass Arbeitskräfte über soziale und pflegerische Berufe hinaus gebraucht werden, ist auch dem Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, wichtig. Besonders weil viele Arbeitnehmer demnächst in Rente gehen. Laut Biercher sind das in den kommenden sieben Jahren etwa 120.000 der 1,065 Millionen Beschäftigten in Schleswig-Holstein. Deshalb liege es nah, qualifizierte Geflüchtete schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, so der Agenturchef weiter. Das Projekt hat laut Sozialministerium zunächst eine Laufzeit bis Ende Juni 2025. Dann soll evaluiert werden, inwiefern es auch in anderen Einrichtungen für Geflüchtete fortgeführt werden soll.