Mitglieder der FDP stimmen auf einem Parteitag der Partei ab. © NDR Foto: Fabian Boerger
Mitglieder der FDP stimmen auf einem Parteitag der Partei ab. © NDR Foto: Fabian Boerger
Mitglieder der FDP stimmen auf einem Parteitag der Partei ab. © NDR Foto: Fabian Boerger
AUDIO: Helmer Krane als FDP-Spitzenkandidat für Eruopawahl gewählt (1 Min)

Mehrheit der Nord-FDP für Verbleib in Ampel-Koalition

Stand: 25.11.2023 17:36 Uhr

Die FDP hat auf einer Landesvertreterversammlung in Neumünster die personellen Weichen für die Europawahl 2024 gestellt. Außerdem wurde auf dem Parteitag über die Lage der FDP im Bund diskutiert.

von Fabian Boerger

Wie eine Wolke lag der Streit auf Bundesebene über dem Parteitag in Neumünster. Lebhaft debattierten die Delegierten am Sonnabend über die Ampel-Koalition mit SPD und Grünen. Hintergrund: Einzelne Mitglieder fordern von der FDP im Bundestag, aus der Ampel auszusteigen. 26 Mitglieder aus Schleswig-Holstein hatten zusammen mit anderen Landesverbänden Ende Oktober einen offenen Brief mit dem Titel "Weckruf Freiheit" verfasst. In dem Papier stellen sie die Koalition mit SPD und Grünen infrage.

Kamann: "FDP schließt faule Kompromisse"

Ein Konflikt, der in Neumünster auf fruchtbaren Boden stieß. Einer der Befürworter ist Axel Kamann aus dem FDP-Kreisverband Segeberg. "Verantwortung bedeutet, wenn ein Experiment nicht funktioniert, dann muss man es beenden." Die FDP schließe faule Kompromisse mit den Grünen, die die Bürgerinnen und Bürger verunsichern würden, sagte Kamann. Sein Verbandskollege Alexander-Georg Rackow schließt sich dem an. Es werde versucht, den Konflikt klein zu halten. "Wir wollen die Partei einen, wir wollen, dass der Konflikt ausgetragen wird." 

Mehrheit spricht sich für Verbleib in der Ampel aus

Der Tenor der Delegierten spreche jedoch eine andere Sprache, sagt der FDP-Landeschef Oliver Kumbartzky. Die Mehrheit der Delegierten sei der Meinung, man solle die Koalition nicht verlassen. "Wir sollten die Verantwortung weiter übernehmen und unsere Inhalte voranbringen." Finn Flebbe, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Schleswig-Holstein: "Es ist wichtig, dass wir uns mit kritischen Stimmen auseinandersetzen." Allerdings müsse vermieden werden, dass man sich öffentlichkeitswirksam zerfleischt. Dieser Konflikt müsse intern geführt werden.  

Buchholz: Berliner Bündnis müsse Vereinbartes einhalten

"Eine Koalition verlassen, ist nie der Weg", sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Bernd Buchholz. Die bis 2022 im Norden regierende Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP habe gezeigt, erfolgreiches Agieren aus einer Koalition mit den Grünen sei möglich. Allerdings müsse das Berliner Bündnis sich auch an die vereinbarten Dinge halten, die FDP selbst besser agieren.

Ostsee-Sturmflut, Nahostkonflikt und Haushaltslage

Neben dem Streit auf Bundesebene waren es vor allem die Herausforderungen im Land, die groß auf der Tagesordnung standen. Ostsee-Sturmflut, die Auswirkungen des Nahost-Konflikts im Land, die angespannte Haushaltslage. Letztere interpretiert FDP-Landeschef Kumbartzky als Regierungsnotlage. Die außergewöhnliche Notsituation mit der Schwarz-Grün den Ausnahmezustand begründen würde, hätte begonnen, als Daniel Günther die Weichen für seine Regierung stellte. "Wir werden nicht müde, der Landesregierung ihre vielen Schwächen unter die Nase zu reiben und als Opposition die besseren Vorschläge zu machen."  

Nationalpark Ostsee als Beispiel für das Scheitern

Als Beispiel für das Scheitern von Schwarz-Grün zieht die Partei exemplarisch das Thema Nationalpark Ostsee heran. Kumbarztky sagt: Während die CDU das Thema prominent einkassiert habe, ziehe der grüne Koalitionspartner weiter durch das Land und verunsichere die Menschen. "Das ist keine seriöse Politik, so schafft man kein Vertrauen."  

Leitantrag zur Fehmarnbeltquerung angenommen

Ein weiteres wichtiges Thema beim Landesparteitag war die Rolle Schleswig-Holsteins in Europa. Das Land spiele mit der Fehmarnbelt-Querung eine wichtige Rolle, was die Infrastruktur betreffe. Man sei eine große Wachstumsregion, die viel Beachtung finde, sagte Kumbartzky. Den dazu gestellten Leitantrag "Schleswig-Holsteins Zukunft ist europäisch: Mit der festen Fehmarnbeltquerung zur neuen Megaregion für Freiheit und Wohlstand" nahmen die Delegierten am Sonnabend mehrheitlich an.

Helmer Krane als EU-Spitzenkandidat gewählt

Während die Delegierten am Nachmittag lebhaft diskutieren, sich mitunter uneins waren, waren die am Vormittag umso geeinter bei der Landesvertreterversammlung und der Frage, wer für den Landesverband nach Brüssel gehen soll. Mit rund 92 Prozent der Stimmen wurde der Europabeauftragte der Partei, Helmer Krane, zum Spitzenkandidaten für die Europawahl gewählt. Bereits bei der Wahl 2019 war der 33 Jahre alte Rechtsanwalt Spitzenkandidat. Krane geht nun mit deutlichem Rückenwind für die schleswig-holsteinische FDP in die Europawahl 2024. Neben Krane wurden Monika Kronbügel (146 Ja-Stimmen) und Katrin Richter (158) auf Platz zwei und drei der Landesliste gewählt.  

Krane fordert Bürokratie-Abbau auf EU-Ebene 

In seiner Rede sagte Helmer Krane: "Wir können mit dem Zustand der EU nicht zufrieden sein. Aber wir wissen um die Werte und Potenziale, die es hat, das Leben von Millionen besser zu machen." Er forderte eine Abnahme der Bürokratie auf europäischer Ebene. Alle Berichts- und Dokumentationspflichten in der EU müssten zur Hälfte gesenkt werden. 

"Wir brauchen weniger Subventionen und mehr soziale Marktwirtschaft", sagt Krane. Das gelte auch für die Klimapolitik. Grüne und die sogenannten Klimakleber hätten ihr Monopol für Klimaschutz verloren. "Wir brauchen mehr Marktwirtschaft im Klimaschutz und mehr Klimaschutz in der Marktwirtschaft."  

Weitere Informationen
Christian Dirschauer wiedergewählt als Landeschef der SSW-Partei. © NDR Foto: Friederike Hoppe

SSW-Landesparteitag: Dirschauer bleibt Landeschef

Die Delegierten wählten ihn mit 83 von 89 Stimmen. Thematisch ging es auf dem Parteitag in Schleswig unter anderem Klimaschutz und die Energiewende. mehr

Lübeck: Parteimitglieder stimmen auf dem SPD-Landesparteitag zur Europawahl über einen Antrag ab. © dpa Foto: Markus Scholz

Nord-SPD startet Vorbereitungen für Europawahl

Auf ihrem Landesparteitag hat die SPD die Weichen für die Europawahl gestellt und ihre Kandidaten dafür gewählt. mehr

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, winkt nach seiner Wahl zum Landesvorsitzenden bei der Vertreterversammlung der CDU Schleswig-Holstein mit einem Blumenstrauß. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

Landesparteitag: Günther mit 85 Prozent zum Chef der Nord-CDU wiedergewählt

Die CDU in Schleswig-Holstein hat der Parteiführung um Ministerpräsident Günther den Rücken gestärkt. Niclas Herbst wurde als Spitzenkandidat für die Europawahl gewählt. mehr

Robert Habeck spricht bei einem Landesparteitag zu zahlreichen Mitgliedern der Grünen © NDR Foto: Friederike Hoppe

SH-Landesparteitag: Grüne einstimmig für Ostsee-Nationalpark

Außerdem stand in Neumünster die anstehende Europawahl im Fokus. Der Landesverband sprach sich für Rasmus Andresen als Kandidat aus. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 25.11.2023 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Neumünster

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Baustelle an der A7 an der Anschlussstelle Owschlag in Schleswig-Holstein. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg

A7: Geplante Sperrung bei Owschlag Richtung Süden verschoben

Wegen Schnee und Glätte-Unfällen auf den Nebenstrecken fällt die angekündigte A7-Sperrung dieses Wochenende zwischen Owschlag und Rendsburg aus. mehr

Videos