Lürssen-Werft: Geschäftsleitung zeigt sich nach Großbrand zuversichtlich
Das erste Mal nach dem Großbrand sind die Mitarbeiter der Lürssen-Werft am Freitagvormittag zusammengekommen. Laut IG Metall war es eine emotionale Veranstaltung. Die Beschäftigten erfuhren auch, wie es erstmal weitergeht.
Die Auftragslage der Lürssen-Werft sei gut, der Gesellschafter verlässlich. Die Geschäftsleitung zeigte sich zuversichtlich, dass die Angestellten in naher Zukunft wieder Schiffe bauen werden. Das waren nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein die zentralen Aussagen auf der Mitarbeiterversammlung am Freitagvormittag in Schacht-Audorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Rund 300 Menschen waren nach Informationen der IG Metall bei der internen Versammlung dabei. Laut Martin Bitter, Sprecher der IG Metall, war es eine sehr emotionale Veranstaltung. Die Belegschaft kam das erste Mal nach dem Großbrand am Dienstag zusammen. Es ging auf der Versammlung laut IG Metall auch darum, wann welche Gewerke nach dem Brand wieder ihre Arbeit aufnehmen können.
Die Polizei ermittelt derweil, wie es zu dem Feuer kommen konnte. Brandermittler sollen in der Schiffshalle nach Spuren suchen. Ein Ergebnis der Ermittlungen wird in zwei bis vier Wochen erwartet. Am Donnerstag war der Betrieb wieder angelaufen - zunächst in den Bereichen, die nicht vom Brand betroffen waren. Das Feuer ist seit Mittwochfrüh gelöscht.
"Da hängen Hunderte Arbeitsplätze dran"
"Das fühlt sich beschissen an. Da steht unser Schiff - und ich sehe nur eine zerstörte Halle", sagte ein Mitarbeiter am Mittwoch NDR Schleswig-Holstein. Mitarbeiter Thomas Rathmann sagte: "Da hängen Hunderte Arbeitsplätze dran, da hängen Zulieferer dran, da hängt die Region dran und wir wissen im Moment noch nicht, wie es weitergeht."
Wellblech geschmolzen
Am Dienstagmorgen hatte es - laut einem Polizeisprecher - in dieser Jacht in der Halle "zu kokeln" begonnen. Kurz darauf war erster Rauch zu sehen gewesen. Wegen der starken Hitze sei es dann zu dem Brand gekommen. In den Seitenwänden bildeten sich nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein große Löcher, das Wellblech schmolz unter der großen Hitze zum Teil.
1.000 Grad heiß
Ein Polizeisprecher sprach von Temperaturen von mehr als 1.000 Grad. Die Feuerwehr versuchte, die Hallenwände von außen zu kühlen, um die Temperatur im Halleninneren zu senken. Der Versuch, das Feuer auch von innen zu löschen, musste laut einem Feuerwehrsprecher abgebrochen werden, weil Teile der Halle einzustürzen drohten.
"Die Halle steht in Flammen, das Boot steht in Flammen." Sprecher der Polizei
Brandbekämpfung per ferngesteuertem Wagen
Ein ferngesteuertes Kettenfahrzeug der Feuerwehr Hamburg und zwei Wasserwerfer der Bundeswehr unterstützten die Brandbekämpfung. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal lag außerdem ein Schlepper bereit, um gegebenenfalls mit Wasser zu kühlen. Auch eine NOK-Fähre mit einem Wasserwerfer unterstützte die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Sicherheitshalber wurden zudem zwei Rettungshubschrauber zur Lürssen-Werft geschickt. Außerdem waren zahlreiche Rettungswagen vor Ort. Für die Schifffahrt war der Kanal aber nicht gesperrt.
Das Dach der Halle und die Fassade waren schließlich teilweise eingestürzt. Immer wieder waren Explosionen zu hören gewesen. Deshalb wurde das Gelände der Werft evakuiert. Eine Person wurde verletzt - sie erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, wie die Polizei mitteilte. Am Dienstagabend war der Brand unter Kontrolle - ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude konnte verhindert werden.
Zeitweise 420 Kräfte im Einsatz
In der Spitze hatten bis zu 420 Einsatzkräfte gegen die Flammen in der Schiffshalle gekämpft. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur befand sich in der Halle der Neubau einer 75 Meter langen Jacht. Deren Wert dürfte schätzungsweise mindestens 100 Millionen Euro betragen. Der Bau war demnach bereits weit fortgeschritten. Die Werft ist auf den Bau von Luxusjachten spezialisiert. Am Standort Schacht-Audorf werden Unternehmensangaben zufolge mittlere und große Jachten von 55 bis 110 Metern Länge gebaut.
Rauch in Wohngebiet
Weil der Rauch in ein Wohngebiet zog, mussten einige Bewohnerinnen und Bewohner in Teilen von Schacht-Audorf am Dienstag ihre Häuser verlassen. Laut Polizei waren das etwa 30 Menschen. Die meisten von ihnen kamen bei Freunden und Verwandten unter. Auch eine Kaserne, in der eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet ist, war betroffen. Dirk Lüthje vom Amt Eiderkanal hatte auch eine mögliche Übernachtung der Evakuierten im Blick. "Wir wussten ja nicht, ob die Menschen zurück können oder nicht", erzählte Lüthje. Doch die Feuerwehr gab Entwarnung: Alle Anwohnerinnen und Anwohner durften am Dienstagabend wieder zurück nach Hause.