Leon Hoffmann: Mit 15 Jahren gegen renommierte Rennfahrer
Bobbycar ist er schon gefahren, bevor er laufen konnte. Mittlerweile stapeln sich in seinem Zimmer die Pokale. Leon Hoffmann aus Bönningstedt tritt mit 15 Jahren gegen renommierte Rennfahrer an - mit Erfolg.
Mit seinen Lederhandschuhen umklammert Leon Hoffmann fest das Lenkrad, nimmt die scharfe Rechtskurve und drückt das Gaspedal danach voll durch. 212 Stundenkilometer zeigt der Tacho jetzt an. Sein Rennauto ruckelt auf der Fahrbahn vom Hockenheimring. "Dritter", sagt er am Ende der Strecke, und steigt aus dem Simulator in seinem Zimmer. Leon ist 15 Jahre alt - Schüler und Rennfahrer aus Bönningstedt imKreis Pinneberg. Seitdem er Anfang des Jahres Geburtstag hatte, ist er vom Kart auf den Tourenwagen BMW318ti umgestiegen - und misst sich in der neuen Klasse mit erwachsenen Fahrern, die teils jahrzehntelange Erfahrung haben. "Im Kart sitzt man zentral. Hier hat man noch eine Beifahrerseite, die man berechnen muss", erklärt er die Unterschiede. "Da ist es manchmal sehr schwer, alles zu überblicken, wenn man gegeneinander fightet. Es gibt viele Berührungen und kaputte Spiegel."
"Aus ihm wird bestimmt mal ein großer Rennfahrer"
In der neuen Klasse dauert ein Rennen 61 Minuten, vorher waren es nur 20. Deshalb braucht Leon Hoffmann jetzt noch mehr Kondition. Drei Mal in der Woche trainiert er mit seinem Personal-Trainer. An diesem Tag im Garten zu Hause in Bönningstedt. Nach einigen Kilometern auf dem Fahrradtrainer bringt Vater Thomas ihm sein Wasser raus. "Er saß schon auf dem Bobbycar, als er noch gar nicht laufen konnte", erinnert er sich. "Seine Oma hat damals schon gesagt: Aus ihm wird bestimmt mal ein großer Rennfahrer. Weil er so gigantisch schnell war."
Als Leon sieben Jahre alt war, lag er seinem Vater dann so lange in den Ohren, bis er ihm ermöglicht hat, auf der Kartbahn in Norderstedt mit einer Pedalverlängerung ein paar Runden zu drehen - eigentlich geht das erst ab acht Jahren. "Der Betreiber hat sein Talent sofort erkannt und meinte: Den müssen sie fördern!", erzählt Thomas Hoffmann. So fing alles an.
ADAC Jugendsportler des Jahres 2019
Kurze Zeit später bekam Leon sein erstes eigenes Kart, durfte mit Ausnahmegenehmigung fahren - und wurde über die Jahre immer professioneller. Mittlerweile stapeln sich in seinem Zimmer die Pokale in Umzugskartons. 2019 wurde Leon Deutscher Meister, erreichte bei mehreren Europameisterschaften das Finale - zum Beispiel 2021 in Belgien. Und der ADAC kürte ihn zum Jugendsportler des Jahres 2019. Rund 40 Rennen fuhr Leon im Jahr - bis er 2021 in Bayern in die Bande knallte und sich das Bein brach. Dabei wurde bei ihm eine Knochenkrankheit diagnostiziert. Es folgten anderthalb Jahre Zwangspause. "Das war natürlich frustrierend. Aber trotz der starken Schmerzen habe ich nie daran gedacht, mit dem Rennsport aufzuhören", sagt das Nachwuchstalent. "Ich habe jeden Tag im Simulator trainiert und mir Autorennen angeguckt."
Ohne Führerschein im BMW
Leon sitzt jetzt am Schreibtisch in seinem Zimmer und arbeitet nach - wie so oft. Denn damit die Schule ihn für die Rennen freistellt, müssen seine Leistungen stimmen. Vor kurzem ist er vom DMV BMW 318ti-Cup aus Zolder in Belgien wiedergekommen, wo Rennveranstaltungen Zehntausende Motorsportfans hinlocken. Hier ist Leon gegen 50 teils renommierte Fahrer angetreten, unter ihnen auch der ehemalige Formel 1-Pilot Timo Glock - und machte gleich im ersten Rennen den zweiten Platz. Dabei saß er überhaupt erst zum dritten Mal in einem Auto mit Schaltgetriebe. Weil er noch keinen Führerschein hat, bringt Vater Thomas ihn zu jedem Rennen. "Ich unterstütze ihn gerne, weil es seine Leidenschaft ist", sagt er. "Und habe selber ein neues Hobby dazu gewonnen."
"Das Gefühl ist mit nichts anderem vergleichbar"
Gerade bereitet Leon sich auf sein nächstes Rennen am ersten Juniwochenende im niederländischen Assen vor, sitzt täglich im Simulator. Im richtigen Auto kann er wegen der Schule immer nur im Testlauf am Tag vor dem Rennen trainieren. Sein großer Traum ist es, später einmal mit dem Rennsport Geld zu verdienen. Nicht als Formel 1-Pilot, sondern als Werksfahrer. "Ich bin ein Tourenwagenfahrer", schwärmt Leon. "Denn das Gefühl, wenn der Schotter auf die Windschutzscheibe fliegt, sich die Autos auf der Rennstrecke schieben und gegenseitig berühren, ist einfach mit nichts anderem vergleichbar."