Kolumne: Von schnellem Geld und kurzem Glück
Ein Lotto-Glückspilz aus dem Kreis Plön sicherte sich vor wenigen Tagen den ersten Millionengewinn des Jahres in Schleswig-Holstein. Auch die Anzahl der Einkommensmillionäre im Norden steigt kontinuierlich an. Angesichts dessen stellt sich erneut die Frage, ob Geld glücklich macht, findet unsere Kolumnistin.
Für Petra und Hans-Joachim Bubert aus Klein Rönnau (Kreis Segeberg) hat sich im Sommer 1994 alles geändert: Im Spiel 77 gewinnt das Ehepaar 7.977.777 D-Mark. Dreißig Jahre später ist das Geld weg und das Paar hat ein Buch veröffentlicht. "Mit dem Geld kamen die Tränen - 8 Millionen im Lotto und kein bisschen Glück" lautet der Titel.
Mich fasziniert dabei nicht nur die Geschichte der Familie, die von falschen Freunden, Neid, Missgunst und Fehlinvestitionen erzählt, sondern auch das Stichwort "Glück". Menschen, die scheinbar grundlos glücklich wirken, fragt man: Hast du im Lotto gewonnen? Lotto als Synonym für Glück. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen, geringer als die, beim Kegeln zu sterben. Sie beträgt 1:139.838.160. Dennoch verliert dieser kleine Zettel, auf dem sechs Zahlen ein neues Leben bedeuten könnten, nicht an Faszination...
Der glitzernde Traum von Reichtum
Im vergangenen Jahr gab es allein fünf Lotto-Millionäre hier im Norden. Einer von ihnen knackte im Sommer 2023 mit 120 Millionen Euro beim Eurojackpot sogar den höchsten Gewinn, den Lotto Schleswig-Holstein jemals auszahlte. Mit schnellem Geld zu schnellem Glück ist, würde ich behaupten, die Existenzgrundlage von Lotto.
Keine finanziellen Sorgen zu haben und stattdessen einen gewissen sozialen Status und die damit verbundenen Symbole zu genießen, ist äußerst verlockend. Allein das Phänomen der "Crypto Bros", einer Gruppe von Influencern auf TikTok, YouTube oder Instagram, die Tipps (und manchmal absurde Selbsthilfekurse) anbieten, um angeblich schnell und einfach viel Geld zu verdienen, zeigt: Der Traum von Reichtum lockt seit jeher glitzernd im Schatten unseres tristen Alltags.
Inzwischen fast 1.000 Einkommensmillionäre in SH
Die Zahl der Einkommensmillionäre in Schleswig-Holstein ist inzwischen auf fast 1.000 angestiegen. Trotzdem haben nur wenige den Sprung ins Luxusleben durch gewöhnliche Berufe geschafft. Ganz im Gegenteil: Auch in SH sind immer mehr Menschen von Armut betroffen. Laut dem Statistikportal des Bundes waren das im Jahr 2021 knapp 15,6 Prozent der Menschen in Schleswig-Holstein. Die berühmte Schere zwischen Arm und Reich, sie schnippelt sich fleißig durch unseren Norden. Das einzig Tröstliche für mich war dabei immer: Diese (Super-)Reichen haben alles, die Häuser, Karren und unlimitierte Träume, aber glücklicher, nein, das sind sie trotzdem nicht. Und bisher bestätigte das auch die Glücksforschung. Doch weit gefehlt.
Ist Glück doch käuflich?
Früher hieß es, dass man ab einem Jahreseinkommen von 60.000 bis 90.000 Euro nicht mehr glücklicher werden kann. Doch nun haben Forscher ihre Ergebnisse revidiert und mich desillusioniert: Vielleicht kann man Glück doch kaufen. Laut einer Studie von Daniel Kahneman und Matthew Killingsworth macht Geld die meisten Menschen glücklicher. Die beiden sagen: Je mehr Geld man hat, desto glücklicher ist man - und das gilt sogar bis zu einem Jahreseinkommen von 500.000 Dollar. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Laut Forschern gibt es eine Gruppe von 15 %, deren Leben sich nicht verbessert. Geld heilt also nicht alle Wunden. Oder wie Killingsworth im Prolog sagt: "Wenn du reich und traurig bist, hilft Geld nicht."
Das musste auch Familie Bubert aus Klein Rönnau in den Jahren nach ihrem gigantischen Lottogewinn erfahren. Das Paradoxon des schnellen Reichtums zeigt: Es ist erstaunlich, wie viele neue Sorgen derjenige haben kann, der vermeintlich von allen Sorgen befreit wurde.