Kolumne: Gute Nacht, SH - der Traum vom guten Schlaf
Fehltage wegen Schlafstörungen haben in SH zugenommen, Schlafmittel boomen. Warum wandeln so viele von uns übernächtigt durch die Welt, während wir Schlaf so nötig haben wie noch nie? Unsere Kolumnistin auf der Suche nach Antworten.
"Ich konnte schon wieder nicht einschlafen, obwohl ich so müde war", erzählt mir eine Freundin am Telefon. Ich nicke wissend und gähne herzhaft. Auch bei mir gab es irgendwann diesen einen Moment, an dem mein biologisches Grundbedürfnis nach Schlaf aus dem Takt geriet. Jahrelang gehörte ich zu den glücklichen Menschen, die zu jeder Zeit, an jedem Ort, kurz nachdem mein Kopf das Kissen berührt hatte, einschlafen konnten. Plötzlich war das vorbei. So wie mir geht es vielen: Bei uns im Land haben Krankmeldungen wegen Schlafstörungen 2022 einen Höchstwert erreicht, so eine Studie der AOK. Da reibt man sich doch verwundert (und müde) die Augen!
Vierundzwanzig Jahre im Traumland
Schlafmangel ist in aller Munde, dabei brauchen wir Schlaf genauso sehr wie ein Ertrinkender Luft. Zudem ist Schlaf der beste Urlaub der Welt: Während wir durch fremde, exotische Welten schweben, regeneriert sich unser Körper, speichert Gelerntes und wehrt Krankheiten ab. Laut dem Magazin P.M. verbringen wir Deutschen im Schnitt rund 24 Jahre und 4 Monate unseres Lebens im Traumland. Wie gemein also, dass uns gefühlt immer mehr Steine in den Weg gelegt werden, dahin zu reisen. Vor allem sorgt der all-nächtliche Kampf ins so schwer erreichbare Traumland nicht nur für Frust, sondern auch dafür, dass wir uns ernsthaft kaputtmachen.
Schlaf-Zombies: Sie sind mitten unter uns
Das Tückische ist, dass wir Schlafgepeinigten nicht wirklich auffallen. Weitestgehend unbemerkt schlagen wir uns gähnend durch den Tag, nur damit wir uns nachts im dunklen Bett wälzen. Wir sind Gefangene unseres Kopfes und unseres von Bildschirmlicht, Koffein und Stresshormonen aufgeputschten Körpers. Und es gibt so viele von uns!
Laut Jens Kuschel, Pressesprecher AOK NordWest ist die Dunkelziffer von Menschen, die zwar Schlafstörungen haben, sich deswegen jedoch keine Krankschreibung geholt haben und somit in der jüngsten Studie nicht auftauchen, hoch. Und über den Witz eines Freundes: "Was beschwerst du dich denn Stella, das Böse schläft nie", kann ich auch nur noch müde lächeln.
Es gibt einen Weg heraus
Warum dieser Text trotzdem Sinn ergibt - und hoffentlich Mut macht(!): Er wurde von einer ausgeschlafenen Person geschrieben. Ja, ich habe es tatsächlich geschafft, nach vielen Jahren nachts wieder ohne Probleme Richtung Traumland zu reisen. Meine Rettung, die ich wirklich konsequent durchziehe: ab 12 Uhr keinen Kaffee mehr, abends sehr selten Alkohol (sorgt für unruhigen Schlaf), Blaulichtfilter auf Handy und PC sowie jede Nacht zur gleichen Zeit ins Bett und noch ein paar Seiten lesen. Der Effekt: ein Traum (beziehungsweise wieder viele Träume!). Weitere Tipps und Tricks finden Sie hier. Für mich gibt es an dieser Stelle wohl nur noch drei Dinge loszuwerden: Doch, auch das Böse schläft, tschüss und bis Bald-rian!