Kino: Alltag erst in zwei bis drei Jahren zu erwarten
Kinobetreibende haben in den vergangenen zwei Jahren eine schwere Phase durchgemacht. Die Coronapandemie brachte viele an den Rand der Insolvenz. Die Situation ist inzwischen wieder etwas entspannter.
An der Kasse des Studio Filmtheaters am Dreiecksplatz in Kiel hat sich eine kleine Schlange für die Nachmittagsvorstellungen gebildet. "Ich hätte gerne zwei Karten für Spiderman. Möglichst weit hinten und Popcorn", sagt ein Besucher. Es ist fast wie früher. Menschen tuscheln in der Kassenschlange, kaufen Snacks und Getränke und freuen sich auf das bevorstehende Filmerlebnis. In den Kinos ist nach der Coronapandemie wieder etwas Normalität eingekehrt. "Die vergangenen beiden Jahre waren auch für die Kinobranche hart", sagt Dennis Jahnke, Betreiber des Studio Filmtheaters in Kiel.
Kinobetreiber und Existenzangst: "Pandemie war krasse Zeit"
Die Pandemie sei eine krasse Zeit gewesen, berichtet Jahnke: "Die Kinos hatten über ein Jahr vollständige Schließungszeit. Und vollständige Schließungszeit bedeutet ja für so ein Haus ein völliges Darniederliegen." Alle Geräte waren ausgeschaltet und die Kinos generierten keine Einnahmen. "Man musste schauen, dass die Geräte trotzdem gewartet werden. Damit sie sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes kaputt stehen." Gerade zu Pandemiebeginn wussten Jahnke und andere Kinobesitzerinnen und -besitzer im Land nicht, wie sie die Finanzierung stemmen sollten. Hilfen von Bund und Land hätten den Kinos in dieser Zeit zwar sehr geholfen, den Kopf über Wasser zu halten. Trotzdem hatte auch Dennis Jahnke Existenzangst.
Reaktion auf Not: Kinoverbund gegründet
Existenzängste hatten auch die meisten anderen in der Branche, wie zum Beispiel Martin Turowski, Geschäftsführer des Burgtheaters in Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg). Er sitzt, wie Dennis Jahnke auch, im Vorstand des Kinoverbundes Schleswig-Holstein. Im September 2020 entstand die Interessengemeinschaft als Reaktion auf die Pandemie. Eine positive Entwicklung für die Kinos in Schleswig-Holstein: "Man muss es ganz klar sagen: Die Not hat uns Zusammenziehen lassen und hat die Branche enger werden lassen." Das ist seiner Meinung nach ein positiver Aspekt dieser Katastrophe für die Kinos, die sie haben über sich ergehen lassen müssen. Sie hätten den Kinoverbund gegründet, damit sie als Gemeinschaft mit einem Sprachrohr sprechen könnten. "Und der riesige Vorteil dadurch war, dass wir dadurch jetzt politisch so einiges dann auch bewegen konnten."
Viele Kinos während Schließzeit modernisiert
Mit Hilfen von Bund und Land haben viele Kinobetreibende ihre Technik und die Säle modernisiert oder auch neue Heizungs- und Lüftungsanlagen einbauen lassen. Dadurch wurde auch die Ansteckungsgefahr für viele Viruserkrankungen gesenkt. Es ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob Hilfszahlungen zurückgezahlt werden müssen. Turowski und seine Verbundsmitglieder sind aber optimistisch, dass das nur in Ausnahmefällen geschehen muss.
Besucherzahlen noch unter Vor-Corona-Niveau
Aktuell sind die Besucherzahlen noch nicht wieder auf dem Level der Vor-Corona-Zeit. Gründe seien Preiserhöhungen aufgrund der Pandemie und der Inflation und auch der frühe Sommer, erklärt Dennis Jahnke. "Viele Besucher haben aber auch immer noch Vorbehalte gegenüber Veranstaltungen in Innenräumen", sagt Martin Turowski. Er rechnet damit, dass es noch etwa zwei bis drei Jahre dauern wird, bis sich wieder der normale Kinoalltag einstellen wird.
So lang müssen die Betreiber laut Verbund noch durchhalten. "Es zeigt sich aber auch an gewissen Filmtiteln, wie jetzt zum Beispiel Avatar, als erfolgreichster Film, den wir gespielt haben, dass die Menschen das Kino lieben", sagt Turowski. Sie erleben dort den Film. Sie sehen nicht, sondern würden ihn erleben. "Und das Publikum schreit danach. Und insofern bin ich zuversichtlich, aber es braucht noch eine lange Zeit, bis diese Zuversicht auch befriedigt wird".
Studio Filmtheater gewinnt Kinopreis
Als Lohn für das Durchhaltevermögen wurde das Studio Filmtheater Kiel am Mittwoch gemeinsam mit 32 anderen Lichtspielhäusern mit dem Kinopreis Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Jahnke und sein Team siegten in der Hauptkategorie "Herausragende Kinoarbeit" und erhielten 7.500 Euro. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 100.000 Euro ausgeschüttet.