Kiel will mit Wasserstoff-Kraftwerk zum Vorreiter werden
Das Kieler Küstenkraftwerk soll ab 2035 Strom und Wärme aus Wasserstoff produzieren. Jetzt wurde dafür eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Als weltweit erstes Großmotoren-Heizkraftwerk soll das Küstenkraftwerk am Kieler Ostufer in zwölf Jahren auf den Betrieb mit grünem Wasserstoff umrüsten, so die Stadtwerke Kiel. Am Mittwoch wurde dafür eine Absichtserklärung unterzeichnet. Der Betrieb kann 2035 beginnen, wenn der Rahmen und die Infrastruktur dafür gegeben sind. Das Küstenkraftwerk wäre das weltweit erste Großmotoren-Heizkraftwerk, das mit grünem Wasserstoff betrieben wird.
Als grün gilt Wasserstoff, der per Elektrolyse mit Wind oder Sonnenstrom gewonnen wird. Wird dieser Wasserstoff wieder zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet, ist dieser Kreislauf klimaneutral.
Abhängigkeit vom Gas soll enden
"Wir müssen jetzt einfach Tempo machen beim Thema Klimawende", so Jörg Teupen von den Stadtwerken Kiel zu der Entscheidung. "Wir haben gesehen, dass die Brücke 'Gas' doch kürzer wird, als wir ursprünglich dachten, auch bedingt durch den Ukraine-Krieg." Die Kieler Stadtwerke wollen den Klimaschutz deshalb jetzt noch schneller vorantreiben.
Bislang wird das Kraftwerk mit Erdgas betrieben. Umweltschützer hatten schon bei Inbetriebnahme Anfang 2020 kritisiert, dass das Küstenkraftwerk noch immer mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. Nach Angaben der Stadtwerke produziert es allerdings 70 Prozent weniger Emissionen als sein Vorgänger - ein Kohlekraftwerk.
Kritik an der Bundesregierung
Die Bundesregierung hatte ihre nationale Wasserstoffstrategie schon im Sommer 2020 beschlossen. "Seitdem ist nicht viel passiert", kritisierte Teupen. Wenn er der Bundesregierung und der EU-Kommission einen Rat geben dürfe, dann den: "Sorgt dafür, dass Deutschland mit Wasserstoff geflutet wird." Allerdings müsse Wasserstoff auch bezahlbar sein, so der Technikvorstand der Stadtwerke Kiel.
Flexible Strom- und Wärmeproduktion
Das Küstenkraftwerk besteht aus 20 Gasmotoren, die eine Nennleistung von zusammen 191 Megawatt erbringen, einem Elektrodenkessel und einem Wärmespeicher. Die Motoren können innerhalb weniger Minuten hochgefahren werden und so je nach Bedarf Strom und Wärme erzeugen. Zum Vergleich: Nach Angaben der Stadtwerke braucht das Kieler Gemeinschaftskraftwerk vier Stunden zum Hochfahren. Über den Elektrodenkessel kann das Kraftwerk auch einen Überhang etwa an Windstrom in Wärme umwandeln und zwischenspeichern.