Jugendmedientag: Jugendliche erleben den NDR in Kiel
Im Fokus des Jugendmedientages waren am Mittwoch Nachrichten - auch beim NDR Landesfunkhaus in Kiel. Rund 30 Schüler erfahren hautnah, wie täglich das Programm entsteht.
Die Augen sind groß, als die Jungen und Mädchen der Holstenschule aus Neumünster im NDR Fernsehstudio stehen. Sie bekommen Puschen an und dürfen ausnahmsweise die "grüne Hölle" betreten. Überall Kameras, überall Scheinwerfer. "Das sind so 150 bis 200 Stück", erklärt Andreas Schmidt vom NDR. "Boah, Wahnsinn", hört man überall tuscheln. "Was für eine Technik!" Ein Junge liest die Nachrichten vom Teleprompter an - es fühlt sich fast an wie live. Die Schüler sind aufgeregt, zücken ihre Handys, saugen die Atmosphäre auf.
Fasziniert von Kameras, Scheinwerfern und Green Screens
Es war klar, dass dieser Teil des Tages - die Führung durch den Fernsehbereich - die 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen am meisten fasziniert. Doch was der NDR an diesem Tag vor allem auch zeigen will, ist: Wie werden Nachrichten eigentlich "gemacht"? Woher bekommen die Journalisten die Informationen? Und wie werden sie schließlich im Radio, im Fernsehen und online ausgestrahlt? Viele der Kinder - so sagen sie - hören bewusst gar keine Nachrichten. "Aber meine Eltern hören am Frühstückstisch immer Radio, und dann reden wir darüber", sagt Jasmin Kröger.
"Bei TikTok wird viel Quatsch erzählt"
Was viel verbreiteter in der jungen Generation ist, sind natürlich Social Media Plattformen wie Tiktok oder Instagram. Schon mal was von fake news gehört, fragen die NDR Journalisten die Schüler? "Ja, aber ich weiß auch, dass zum Beispiel bei Instagram viel Quatsch erzählt wird. Da bin ich eher skeptisch", meint Meliah Reher, gibt aber auch zu: "Wenn ich es dann öfter höre, dann fange ich schon an, es zu glauben." Tatsächlich informieren sich mehr als die Hälfte aller 12- bis 19-Jährigen zu 30 Prozent über Internetplattformen wie Youtube, TikTok oder Instagram. Das hat der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest 2023 ermittelt. Die vielen fake news sind dabei laut Bundeszentrale für politische Bildung ein großes Problem.
Radio und Fernsehen: "Das machen unsere Eltern!"
Beim NDR erfahren die Kinder an diesem Vormittag im Schnelldurchgang, wie die Redaktionen an Themen und seriöse Quellen kommen. "Ist es eigentlich schwer, bei Nachrichten seine eigene Meinung zurückzuhalten?", fragt der 14 Jahre alte Max Krüger. Das sei absolute Voraussetzung, machen Samir Chawki und Christian Oechsle deutlich. Die beiden führen die 30-köpfige Gruppe Mittwoch durch den Tag. Und sie stellen ihrerseits Fragen: Von den Gymnasiasten möchten sie wissen, was NDR 1 Welle Nord ist. Ein Mädchen sagt etwas unsicher: "Das ist so eine Art Radio." Einige schmunzeln. Und ob denn jemand das Schleswig-Holstein Magazin guckt. "Ich nicht, aber meine Eltern", rufen etliche Kinder. Und wer nutzt die NDR Schleswig-Holstein App? "Meine Mutter", kommt wieder wie aus der Pistole geschossen.
Challenge: Einen Instagram-Post entwickeln
Die Schüler aus Neumünster sollen jetzt einen eigenen Post für Instagram entwickeln. Das Thema ist ein aktuelles: Der Sylt-Prozess gegen die "Letzte Generation" beginnt. Die Jugendlichen sitzen in Gruppen zusammen und zerbrechen sich die Köpfe. Welche Schlagzeile nehmen wir? Wie wecken wir Emotionen? Gibt es ein starkes Zitat, das wir hervorheben? Und welches Bild zieht? "Irgendwas mit Polizei, das geht immer", ruft ein Junge. Andere überlegen, Hashtags einzubauen. "Und wir brauchen einen Link, der dann zum eigentlichen NDR Artikel führt." Die junge Generation lernt schnell. Max entwickelt die provokante Schlagzeile: "Muss man kriminell sein, um der Umwelt zu helfen?" Bei der Präsentation am Ende findet die Jury diesen Satz ziemlich gut. "Der wird viele Kommentare bringen", schmunzelt Dominik Dührsen von der Multimedia Production. Aber auch die vielen anderen Ideen der Jugendlichen haben Potential. Alle merken jedoch: Es ist gar nicht so einfach, Fakten ansprechend für Social Media aufzubereiten.
Plötzlich live im Radio bei NDR 1 Welle Nord
Zum Schluss dürfen noch drei Jugendliche zu NDR 1 Welle Nord Moderator Jan Bastick mit ins Hörfunk-Studio. Vanessa, Jasmin und Max sind in den wenigen Stunden beim NDR schon halbe Medienprofis geworden, haben ihre Scheu abgelegt und nehmen das Kamerateam, das den ganzen Vormittag dabei ist, kaum noch wahr. Die Jugendlichen erzählen Jan Bastick, wie sie gerade ihren Post entwickelt haben. "Das heißt, ihr seid ja richtig schon am Recherchieren, oder?", fragt der Moderator und will wissen, wie sie denn an die Informationen gekommen sind. "Über die NDR Webseite", sagt Jasmin. Die ganze Aktion im Studio lässt die 13-Jährige ihrer Lehrerin per Handy filmen. Nur für die Mama zum Nachschauen oder gleich auf Instagram posten? "Nur für Mama", lacht Jasmin.
Die Kinder der Holstenschule sind am Ende des Jugendmedientages ziemlich begeistert von dem Tag beim NDR. Auch viele andere Anstalten der ARD haben am Mittwoch Aktionen für die Jugendlichen angeboten. Das Fazit in Kiel ist bunt durchmischt. "Ich kann mir jetzt sehr viel besser vorstellen, wie hier gearbeitet wird", meint Jasmin. Der ein oder andere will sich jetzt auch mal das Schleswig-Holstein Magazin um 19.30 Uhr zusammen mit den Eltern ansehen. Und ein paar Kinder haben sich die NDR Schleswig-Holstein App auf ihr Handy runtergeladen. "Geht doch", grinst NDR Reporter Samir Chawki. "Ihr seid unsere Zukunft."