Islam zum Anfassen: Tag der offenen Moschee in Nahe
Der Tag der deutschen Einheit ist auch ein Tag der interkulturellen Zusammenkunft. Denn seit 1997 öffnen an jedem 3. Oktober in der ganzen Republik Moscheen ihre Türen - zum Beispiel in Nahe.
Die Nachbarschaft zu Gast im Gebetshaus, um sich kennenzulernen und Vertrauen zu schaffen. Das ist ein Ziel des jährlichen Tags der offenen Moschee. Auch im Jahr 2023 sagt laut Bundesinnenministerium noch mehr als jede und jeder dritte Deutsche, sie oder er fühlten sich durch Muslime manchmal fremd im eigenen Land.
Für die Mitglieder der Bait-ul-Baseer Moschee in Nahe (Kreis Segeberg) hilft da nur: aufeinander zugehen. Die Moschee und ihre Mitglieder gehören zur muslimischen Glaubensgemeinschaft "Ahmadiyya Muslim Jamaat" in Deutschland. Seit 100 Jahren sind ihre Mitglieder hier aktiv.
Glaubensgemeinschaft innerhalb des Islams umstritten
Innerhalb des Islams hat die Ahmaddiya eine besondere und nicht unumstrittene Rolle. Denn der 1835 im heute indischen Punjab geborene Gründer, Mirza Ghulam Ahmad, wird von seinen Anhängerinnen und Anhängern als religiöser Erneuerer betrachtet. Der Erneuerer, auf den Muslime seit Jahrhunderten warten. Auch allgemein gilt die Ahmadiyya Muslim Jamaat als reformorientierter und weltoffener als andere muslimische Gemeinschaften.
Viele Glaubensgruppen des Islams sehen das kritisch. In einigen muslimischen Staaten werden die Ahmadiyya als Apostaten - also als Glaubensabtrünnige - verfolgt. Nicht so in Deutschland, wo die Gemeinschaft im Einklang mit dem Grundgesetz eine Körperschaft öffentlichen Rechts ist - also eine anerkannte Kirche.
Leibniz-Institut: Etwa 2.800 Moscheen in Deutschland
Der "Tag der offenen Moschee" findet immer am Tag der deutschen Einheit statt. Ein großer Teil der laut Leibniz-Institut schätzungsweise 2.800 Moscheen in Deutschland öffnet an diesem Tag allen Interessierten die Türen.
"Unsere Gemeinde steht grundsätzlich an 365 Tagen im Jahr für alle offen. Aber heute wollen wir ganz besonders die einladen, die vielleicht noch nie etwas mit dem Islam zu tun hatten", so Gemeindesprecher Reyyan Ahmad. Es helfe bei der Integration, dem Austausch und dem Abbau von Vorurteilen, wenn man miteinander statt übereinander spreche. Außerdem sei man damit den Grundsätzen des Gründers auf der Spur, der "die Menschen miteinander versöhnen wollte", so Ahmad.
In der Naher Moschee würden sie versuchen, das Halbwissen vieler Besucherinnen und Besucher in "Vollwissen" umzuwandeln: "Die meisten gehen dann total zufrieden nach Hause und bleiben auch weiter mit uns in Kontakt", sagt Ahmad.
Gast in Moschee in Nahe: "Neugier hilft, sich besser zu kennen"
Das sehen auch die Besucherinnen und Besucher an diesem Dienstag so. Einer von ihnen ist Christoph Sievers. Er sagt: "Es gibt gute Gründe, sie kennenzulernen und nicht nur vom Islam zu wissen, was in der Zeitung steht." Denn vor Ort erlebe er als Katholik den Islam nicht als Schlagzeile, sondern im Alltag. Und das seien ja nun zwei sehr verschiedene Dinge, so Sievers.
Er nehme die Ahmadiyya Gemeinde in Nahe als deutlich offener wahr als manch andere islamische Gemeinde, in der er schon zum Zuckerfest oder Fastenbrechen zu Gast war, sagt Sievers. Am Ende helfe die Neugier darauf, was die anderen so machen, ja auch dabei, sich besser zu kennen.