#Hyggepost aus Dänemark: Was kommt nach Hotdogs und Softeis?

Stand: 03.08.2024 05:00 Uhr

Unsere Autorin Simone Mischke wohnt seit dreieinhalb Jahren in Dänemark. In ihrer Kolumne #Hyggepost schreibt sie über ihren Alltag: etwa das kulinarische Leben jenseits von Hotdogs und Softeis.

von Simone Mischke

Pommes rot-weiß im Freibad um die Ecke, klebrig-süß gefüllte Crêpes im Straßencafé, Hotdog und Softeis unter dänischer Flagge am blauen Meer: Es gibt Snacks, die Sommerferien und Leichtigkeit bedeuten. Dass sich die Leichtigkeit irgendwann nicht mehr auf der Waage bemerkbar macht, ist eine andere Geschichte. Ich erinnere mich gut an meine ersten Wochen in Dänemark. Hotdogs und Softeis so oft ich will! Dass die erste Euphorie schnell einer gewissen Ernüchterung gewichen ist - ihr ahnt es. Auch bei den meisten Urlaubern lässt die Begeisterung für die bekanntesten dänischen Klassiker nach spätestens zwei Wochen nach. Auch wenn Hotdogs im Vergleich zu anderen kulinarischen Erlebnissen - oder sollte ich besser sagen Abenteuern - in Dänemark vergleichsweise günstig sind.

Warum der Däne ist, wie er isst

Grundsätzlich gilt in Dänemark: Essen gehen ist teuer, gegessen wird oft, reichlich und gerne süß, trotz der dänischen Zuckersteuer auf Dickmacher. Gummibärchen, Schokolade und Co oder das eine oder andere alkoholische Getränk von zuhause mit ins Ferienhaus zu nehmen schont die Urlaubskasse. Frühstück heißt bei den Dänen Morgenmad, das Mittagessen aber nicht Middagsmad, sondern Frokost. Nachmittags trifft man sich gern zu Kaffee und Kuchen. Am wichtigsten ist den Dänen ihr Aftensmad, das Abendessen. Was verwirrenderweise aber auch als Middag bezeichnet wird. Gegessen wird gern mit Familie oder Freunden. Das gehört zum dänischen Hyggegefühl dazu. Vielleicht ist das auch der Grund für die Gelassenheit der meisten Dänen: Wer gut und gerne isst und dieses Erlebnis mit anderen teilt, nährt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.

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Das Smørrebrød: mehr als ein Brot mit Butter

Ein Klassiker in Süddänemark oder Sønderjylland: das Smørrebrød - nicht einfach nur ein Butterbrot, ein fantasievoll belegtes Schwarzbrot, das gerne mittags zum Frokost gegessen wird. Kennengelernt habe ich diese Köstlichkeit selbst erst bei einem Dreh zu unserer deutsch-dänischen Sendung "grænzenlos" im vergangenen Jahr. Zur Erheiterung des Teams durften mein dänischer Kollege Anders und ich selbst eins bauen: u.a. mit süßlichem Hering, Ei und Zwiebeln und das schön hoch gestapelt. Eine Variante ist "Stjerneskud", die Sternschnuppe: traditionell zubereitet mit paniertem Schollenfilet, Krabben, Salat und dänischer Mayonnaise. Danach ist man eigentlich satt bis mindestens abends.

Brot und Sahne - spinnen die Dänen?!

Wäre da nicht noch eine Spezialität, die man in Süddänemark einmal probiert haben muss: die sønderjyske Brødtorte. Die besteht aus Sahne und noch mehr Sahne. Der Tortenboden ist ein Biskuitteig mit Schwarzbrot. Darauf werden Johannisbeermarmelade und Sahne geschichtet. Als mir diese Kreation bei einem Bäcker in Apenrade das erste Mal begegnet ist, dachte ich: Das geht doch nicht. Doch das leicht säuerliche Aroma des Brots und der Marmelade harmoniert erstaunlich gut mit der Sahne und ist außerdem das perfekte Seelenfutter.

Sønderjyske Spegepølse - es geht mal wieder um die Wurst

Eine weitere Spezialität aus Süddänemark ist die Sønderjyske Spegepølse, eine geräucherte Salami. Hergestellt wird sie nach traditionellen Rezepten, die ursprünglich aus Deutschland stammen und in Dänemark angepasst und verfeinert wurden. Sie besteht aus Rind- und Schweinefleisch und einer speziellen Gewürzmischung, die natürlich geheim ist. In einer Apenrader Traditionsschlachterei werden die Würste auf Wacholderbeeren geräuchert und erhalten so ihren charakteristischen feinen Geschmack.

Das beste zum Schluss - wirklich?

Das beherrschen die Dänen ebenso charmant wie pragmatisch: Wer nach einem Hyggeabend seine Gäste loswerden will, serviert einen Rausschmeißersnack. Typisch für Sønderjylland: das Solæg, wörtlich übersetzt "Sonnenei". Mein Nachbar - ein Mann namens Ove (er heißt wirklich so!) - erklärt mir die Sache. "Du musst die Eier 18 Minuten kochen. Dann legst Du sie eine Woche in Salzwasser und Essig ein, mit geknackter Schale!" Serviert werden sie in zwei Hälften, beträuftelt mit einem Hauch Olivenöl, Pfeffer, Salz und Tabasco. "Einen Schnaps und Bier gibt's auch dazu!", sagt Ove. Ob die Gäste dann wirtklich gehen oder vor Ort aus den Latschen kippen - wer weiß das schon vorher.

Schwere Kost für ein leichteres Leben?

Die traditionelle sønderjyske Küche ist nicht gerade kalorienarm. Aber Sønderjylland ist eben nicht Kopenhagen mit seinen hippen vegetarisch-veganen Restaurants und kreativer Streetfood-Szene. Aber ist es nicht ein bisschen wie mit Omas Sonntagsbraten und dem Schokoladenpudding? Manchmal muss es eben fett oder süß sein. Und geht es nicht genau darum, mit den Lieben neue Gaumenerlebnisse zu probieren und das Leben zu genießen? Das entspannt und macht glücklich. Ich hol' mir jetzt einen Hotdog und ein Softeis.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 03.08.2024 | 16:15 Uhr

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