Hoher Krankenstand bei der Polizei in SH: Gewerkschaft besorgt
Jährlich kommen bei der Landespolizei in Schleswig-Holstein rund 200.000 Fehltage zusammen. Die GdP sieht Handlungsbedarf. Sie fordert einen besseren Überblick über die Ursachen.
An insgesamt 219.589 Tagen fehlten Polizistinnen und Polizisten im vergangenen Jahr im Dienst, weil sie krank waren. 2019 waren es 199.298 Tage. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage von Niclas Dürbrook (SPD) hervor. In diesem Jahr wurden bisher 101.174 Fehltage gezählt.
Gewerkschaft: "Brauchen vernünftiges Lagebild"
Der Landesvorsitzende der Polizei-Gewerkschaft GdP, Torsten Jäger, sprach von "Zahlen, die ein Stückweit erschrecken". Die GdP fordere eine Ursachenforschung, zudem brauche es eine bessere Datenlage. Bisher sei unbekannt, wie viele Rückenleiden oder psychische Erkrankungen es bei Polizeibeamtinnen und -beamten gibt. "Wir brauchen ein vernünftiges Lagebild, um die gesundheitliche Situation bewerten zu können", sagte Jäger.
Das sieht auch der SPD-Innenpolitiker Dürbrook so: "Wie ernst kann man das Thema nehmen, wenn man sich mit den Zahlen in den letzten Jahren offensichtlich nicht beschäftigt hat?" Aus seiner Anfrage gehe hervor, "dass es tatsächlich bei der Landespolizei einen hohen Anteil an Langzeiterkrankungen gibt, ein Drittel der Fehltage in 2023 geht bislang darauf zurück".
Mehr als 60.000 Fehltage wegen Langzeiterkrankungen
Im Vorjahr entfielen 64.026 Fehltage auf Langzeiterkrankungen, also auf Beamtinnen und Beamte, die mehr als sechs Wochen am Stück nicht arbeiten konnten. Im Jahr 2023 wurden dafür bisher 32.019 Fehltage verzeichnet. Im vergangenen Jahr wurden außerdem 15 Beamtinnen und Beamte wegen Krankheit in einen vorzeitigen Ruhestand versetzt, im Jahr 2021 waren es 21, in diesem Jahr bisher sieben.
Krankheit ein Grund für personelle Engpässe
Der GdP-Vorsitzende Jäger fordert vor diesem Hintergrund ein besseres Wiedereingliederungsmanagement. "Ängste der Kolleginnen und Kollegen vor negativen Folgen müssen genommen werden, um die Akzeptanz der Hilfsangebote zu erhöhen", so Jäger. Krankenstand und Gesundheitsvorsorge würden langfristig ein Thema für die Landespolizei bleiben. Schließlich seien auch Krankheitsfälle ein Grund für Personalmangel, so Jäger.
Innenministerium: Polizei muss Gesundheitsbericht erstellen
Das Innenministerium teilte in Bezug auf Gesundheitsfürsorge mit, dass die Landespolizei verpflichtet sei, regelmäßig einen Gesundheitsbericht zu erstellen. Zudem sei der Landespsychologische Dienst auf sechs Psychologinnen und Psychologen verstärkt worden und es würden Angebote zur Verarbeitung von belastenden Einsätzen gemacht: "Flächendeckend wird die Betreuung nach belastenden Einsätzen und ergänzend seit circa einem halben Jahr auch die Möglichkeit einsatztaktischer Nachbereitungen durch geschulte Moderatoren angeboten", heißt es in der Antwort auf die Anfrage.
SPD schlägt vor, nach Hamburger Vorbild zu arbeiten
"Keine einzige neue Idee" sieht Dürbrook darin. Er schlägt vor, nach Hamburger Vorbild Gesundheitslosen einzusetzen, die das Wiedereingliederungsmanagment gezielt betreuen. "Ich glaube, genau so etwas braucht auch unsere Landespolizei, um das Problem der Langzeiterkrankungen in den Griff zu bekommen", so Dürbrook. Denn: "Wir werden in den kommenden Jahren jede Polizeibeamtin und jeden Polizeibeamten brauchen."