Hilfe für ganz Kleine: Die Shetty-Retterinnen aus Lutzhorn
Aus dem Hundezwinger, vor dem Schlachter oder dem Hungertod - Ulrike und Melissa Andersen retten Shetlandponys in Not. Auf ihrem Gnadenhof in Lutzhorn im Kreis Pinneberg bekommen die Shettys eine zweite Chance.
Die Weide ist noch von Raureif überzogen, als Ulrike und Melissa Andersen an diesem Morgen ihre Shetlandponys begrüßen. Jeden Tag kommen sie mindestens einmal her, für mehrere Stunden – seitdem sie vor zehn Jahren angefangen haben, Shetlandponys in Not zu retten. Damals sind sie durch Zufall zu ihrem ersten Pony gekommen. Mittlerweile leben hier 15 Tiere. "Es ist erschreckend, zu sehen, was Ponys alles aushalten können," erzählt Melissa Andersen, während sie die Heuraufe auf der Weide befüllt. "Wenn sie hier ankommen, haben viele Parasitenbefall oder deformierte Hufe. Einige können überhaupt nicht laufen. Und sie sind traumatisiert." Die bis zu einen Meter kleinen Shetlandponys würden wegen ihrer Größe oft verkannt, und als günstige Alternative zum großen Pferd angeschafft. Obwohl sie die gleichen Ansprüche haben.
Aussortiert, krank oder einfach über
Fuchsstute Missy haben Mutter und Tochter von einer verwahrlosten Weide gerettet, auf der tote Schafe lagen. Den braun-weiß gescheckten Fidelio aus einem Hundezwinger. Und viele andere vor dem Schlachter. Wenn sie hier ankommen, werden sie als erstes vom Physiotherapeuten und Tierarzt durchgecheckt. "Alles andere ist Liebe und Ruhe und dieser Frieden, dass sie merken, es wird nichts mehr von ihnen verlangt, was sie nicht wollen", sagt Ulrike Andersen, während sie im kleinen Holz-Schuppen auf der Weide das Futter für die Shettys mit speziellen Kräuterzusätzen mischt. "Wir haben hier Stuten, die mussten jedes Jahr ein Fohlen gebären. Da war es egal, ob es behindert auf die Welt kommt. Es ging nur um den Niedlichkeitsfaktor."
Gestiegene Kosten
Als sie mit den Futterschüsseln nach draußen kommt, stehen die Ponys schon ungeduldig vor der Tür. Alleine das Futter und die Pacht für die Weide kosten mehr als 1.000 Euro im Monat. Dazu kommen Tierarzt- und Materialkosten für Unterstände und Zäune. Jahrelang haben die Beamtin im Vorruhestand und die selbständige Pferdetrainerin das alles selber bezahlt. Seit einem Jahr sind sie ein Verein, finanzieren sich auch über Spenden und Patenschaften. Einige der rund 25 Unterstützerinnen kommen auch vorbei, um mit anzupacken. So wie Kerstin Spröde und Susanne Harms, die an diesem Tag die Weide abäppeln. "Ich finde es ganz wichtig, dass Shettys ihrer Art entsprechend gehalten werden", sagt die Helferin. "Dass man sie versorgt, und dass sie einfach geliebt werden. Darum bin ich gerne dabei." Einige Ponys werden von ihren Paten auch regelmäßig zu Spaziergängen abgeholt.
Mittlerweile macht Missy, die sich am Anfang nicht mal anfassen ließ, sogar Kunststücke. Und Fidelio aus dem Hundezwinger ist hier richtig frech geworden. "Es ist so schön zu sehen, wenn die traumatisierten Ponys aufblühen und auf einmal wieder Lebensfreude bekommen", sagt Melissa Andersen. "Diese Momente, wenn sie hier über die Koppel flitzen - dafür macht man diese Arbeit bei jedem Wetter sehr gerne." Insgesamt 23 Shettys aus ganz Deutschland haben Ulrike und Melissa Andersen schon gerettet. Und alle, die einmal hier sind, bleiben für immer.