Handy-App macht 30.000 Menschen in SH zu Lebensrettern
Über die App "Saving Life" werden Ersthelfer über Notfälle in ihrer Nähe informiert. Damit kann den Patientinnen und Patienten gerade im ländlichen Raum schneller geholfen werden. Eine erste Bilanz fällt positiv aus.
Carlotta Stehr und Florian Stöver aus dem Kreis Dithmarschen machen eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Helfen, wenn es drauf ankommt, ist für die beiden selbstverständlich. Deshalb haben sie auch die "Saving Life"-App auf ihren Handys. Im September letzten Jahres saßen sie gerade beim Frühstück, als der Alarm kam.
"Das Handy aus der Tasche herauszuholen hat länger gedauert als die Entscheidung, ob wir dahin fahren oder nicht", sagt Florian Stöver. Ein Patient ganz in ihrer Nähe hatte einen Herzstillstand, brauchte dringend Hilfe. Für Carlotta Stehr auch eine aufregende Situation: "Also für mich war das die erste Reanimation und da macht man sich schon so ein bisschen einen Kopf. Sind da schon andere Leute und wie ist der Patient drauf?" Vor Ort haben sie mit einem anderen Ersthelfer reanimiert. Nach zehn Minuten kam der Rettungswagen und hat den Kreislauf wieder in Schwung gebracht.
Nicht zu helfen, ist der größte Fehler
Tatsächlich gelingt nicht jede Reanimation. Es aber gar nicht erst zu probieren, sei der größte Fehler, sagt Notfallmediziner Jan-Thorsten Gräsner. Er hat die App gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter Bund (ASB) entwickelt. "Wir verdoppeln bis verdreifachen die Überlebensaussichten für die Patienten, wenn alles top läuft", erklärt Gräsner.
Bleibt das Herz stehen, wird das Gehirn des Patienten nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Ersthelfer können die Zeit überbrücken, bis die professionellen Retter eintreffen. Mit der Herzdruckmassage und Beatmung wird sozusagen ein Ersatz-Kreislauf hergestellt.
Noch mehr Ersthelfer gesucht
Die App Saving Life ist in Zusammenarbeit mit dem ASB in Dänemark entstanden, erklärt Thorsten Mayer, ASB Landesvorstand in Schleswig-Holstein. "Dort hat man sich überlegt: Wie kann man in der Fläche noch effektiver helfen? Man hat dann einfach Ersthelfer ausgebildet - ganz viele." Das Konzept habe man dann auf Schleswig-Holstein kopieren können.
Hier muss ein Krankenwagen nach zwölf Minuten am Ziel sein. In der Stadt geht das oft schneller, auf dem Land dauert es oft die volle Zeit. Gerade hier können Ersthelfer, wie zum Beispiel Nachbarn, das Leben retten. "Mittlerweile haben wir über 30.000 Nutzer, die sich in ganz Schleswig-Holstein schon registriert haben", sagt Meyer. "Das ist schon nicht schlecht, aber wir hoffen und wünschen uns natürlich, dass da noch viel mehr kommen."
Rettungsleitstellen haben Zugriff auf die App
Die technischen Voraussetzungen für die schnellste Hilfe sind jedenfalls schon geschaffen. Inzwischen haben alle Rettungsleitstellen im Land Zugang zur "Saving Life"-App. Das gibt es in keinem anderen Bundesland. Von der integrierten Leitstelle in Kiel heißt es, dass man etwa 600 Reanimationen im Jahr hat. 80 Prozent davon werden über die Lebensretter-App an Ersthelfer herausgegeben.