Habeck in Kiel: Konkrete Pläne für Wasserstoffnetz im Sommer
Bei einem Besuch im Küstenkraftwerk in Kiel lobte der Bundeswirtschaftsminister Wärmeversorger als Entwicklungstreiber. Außerdem kündigte er an, dass beispielsweise durch Windräder erzeugter Strom künftig effizienter genutzt werden soll.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Sonnabend in Kiel konkrete Pläne für ein bundesweites Wasserstoffnetz angekündigt. Bei einem Besuch im Küstenkraftwerk sagte der Grünen-Politiker, dass Details noch vor den Sommerferien bekannt gegeben werden sollen. "Wir sitzen gerade mit den Gasbetreibern zusammen und entwerfen sehr genau das Wasserstoff-Backbone-Netz - die Autobahn für Wasserstoff", sagte Habeck. "Der Bund wird dieses Netz planen und dann den jeweiligen Betreibern sagen: Jetzt muss es umgesetzt werden." Das soll vor den Sommerferien noch passieren.
Habeck: "Es geht mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran"
Jetzt müsse geklärt werden, wer dieses Netz bezahle, sagte der Grünen-Politiker weiter. Die Netzbetreiber müssten jetzt für einen Stoff Leitungen bauen, der noch nicht da sei und erst in fünf oder sechs Jahren in großer Menge komme. "Sie müssen in Vorleistung treten." Bei einem guten Marktmodell werden die Netzbetreiber das nach Habecks Worten können. Wenn nicht, werde man sie unterstützen müssen. In jedem Fall sei "das Ausrollen der Wasserstoff-Elektrolyse jetzt in Deutschland der nächste große Schritt", betonte Habeck. Es gehe mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran.
Küstenkraftwerk soll ab 2035 mit Energie aus Wasserstoff herstellen
Für Strommengen, die nicht durch Wind und Sonne abgedeckt würden, solle es in Zukunft Wasserstoffkraftwerke und wasserstofffähige Kraftwerke geben, sagte Habeck. In der zweiten Jahreshälfte sollen dazu weitere Details vorgestellt werden, sagte Habeck. "Wo gehen wir hin? Welche Mengen werden ausgeschrieben? Wie ist die Zusatzvergütung? Das klären wir jetzt gerade." Zum Ende des Jahres sei dann die Auktion dazu geplant. Auch das Küstenkraftwerk in Kiel soll auf Wasserstoff umgerüstet werden und ab 2035 Strom und Wärme aus Wasserstoff herstellen.
Erneuerbare Energien: "Nutzen statt abschalten"
Zusätzlich zu dieser Kraftwerkstrategie soll laut Habeck in Zukunft stärker auf das Konzept "nutzen statt abschalten" gesetzt werden. Immer wieder kommt es vor, dass Windräder abgeschaltet werden müssen, gerade weil viel Wind weht und der Strom nicht abgeleitet werden kann. Das soll sich ändern. Der überschüssige Strom kann nach Habecks Ansicht zum Beispiel dazu genutzt werden, um Hitze für Fernwärme zu erzeugen. Die leitungsgebundene Wärmeversorgung sei für den städtischen Bereich eine sehr gute Option. Dabei könnten die verschiedenen Möglichkeiten der Wärmeerzeugung kombiniert werden. Habeck lobte dabei Wärmeversorger wie auch die Stadtwerke Kiel als Treiber solcher Entwicklungen. Sie setzten an an vielen Stellen längst um, worüber die Politik noch diskutiere.
Habeck für gedeckelten Industriestrompreis
Habeck besuchte am Sonnabend zudem ein Forschungsschiff des Geomar Helmholtz Zentrums für Ozeanforschung in Kiel. Bei einer Podiumsdikussion am Freitag warb Habeck außerdem dafür, den Strompreis für die Industrie zu deckeln. Das Geld dafür soll vom Bund kommen. Preisdeckelungen würden Geld kosten - wenn man es aber nicht mache, verliere man möglicherweise die Industrien der Zukunft, sagt Habeck. Er kann sich nach eigenen Angaben einen gedeckelten Industrie-Strompreis für die kommenden vier oder fünf Jahre vorstellen.