Großbrand in Flensburg: Innenministerin spricht von "furchtbarer Tragödie"

Stand: 05.05.2023 13:30 Uhr

Nach dem verheerenden Brand in Flensburg beginnt die Suche nach der Ursache. Brandermittler können voraussichtlich erst kommende Woche in das Gebäude. Schleswig-Holsteins Innenministerin kam am Freitag nach Flensburg und zeigte sich betroffen - lobte aber auch die Hilfsbereitschaft.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat am Freitagmorgen von einer "furchtbaren Tragödie" gesprochen. Bei einem Großbrand in einem Mehrfamilienhaus in Flensburg starben eine Frau und ein vierjähriger Junge. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei der Frau um die 70-jährige Großmutter des Jungen. Neun weitere Menschen wurden verletzt. "Es ist ein verheerender Anblick, sich das völlig ausgebrannte Haus anzuschauen und sich vorzustellen, wie sehr die Menschen gelitten haben, die vom Feuer eingeschlossen waren", sagte sie am Freitag bei einem Besuch vor Ort. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen und den Verletzten. Außerdem dankte die Innenministerin den Einsatzkräften von Feuerwehr, THW und Polizei, aber auch den Menschen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern geholfen hatten.

Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer zeigte sich ebenfalls betroffen. "Die Gedanken lassen mich über den ganzen Tag noch nicht los", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Jetzt sei Aufarbeitung wichtig. "Deswegen gucken wir mal wie die weiteren Ermittlungsergebnisse sind, aber es ist natürlich ein ganz trauriger Anblick."

VIDEO: Sütterlin-Waack: "Verheerender Anblick" (2 Min)

Brandursache weiter unklar

Warum das Feuer im Dachstuhl des dreistöckigen Gebäudes ausbrach, ist noch immer völlig unklar. Die Brandermittler konnten das Gebäude noch nicht betreten, denn das Haus ist stark beschädigt und einsturzgefährdet. Noch während der Löscharbeiten war das Treppenhaus zusammengebrochen. THW und die Feuerwehr sicherten zunächst Wände und Decken ab, damit die Leiche der Frau geborgen werden konnte. Derzeit wird geprüft, welche Spezialkräfte und welche Spezialmaschinen benötigt werden, um das Haus begehbar zu machen. Laut Polizei werden Kräfte aus Eutin erwartet. Laut Innenministerin Sütterlin-Waack, werde es erst nächste Woche möglich sein, "dass man das Haus in einen Zustand bringt, dass man das betreten kann." Erst dann könnten die Ermittlungen vor Ort stattfinden.

Ein fremdenfeindliches Motiv schließt die Polizei aus, auch für Fremdverschulden gebe es derzeit keine Hinweise. "Das hatten wir gestern Abend schon nach den ersten Mutmaßungen gehofft", so Oberbürgermeister Geyer. "Ohne das Ergebnis jetzt vorweg nehmen zu wollen, verdichten sich jetzt die Hinweise, dass es kein Fremdverschulden, kein Vorsatz oder irgendetwas anderes ist, sondern dass wirklich eine schwerwiegendes Unglück passiert ist." Auch Geyer sprach von einer Tragödie.

Die Feuerwehr ist bei einem Brand in der Flensburger Neustadt im Einsatz. © Axel Heimken/dpa Foto: Axel Heimken/dpa
AUDIO: Ein Tag nach dem Brand in Flensburg: Das ist bekannt (3 Min)

Polizei prüft rechtliche Schritte gegen Gaffer

Bereits geprüft werden bei der Polizei rechtliche Schritte gegen einige Schaulustige, denn es wurden Videos von dem Brand gemacht und in Sozialen Medien geteilt. Die Polizei ruft dazu auf, die Videos nicht zu verbreiten. Innenministerin Sütterlin-Waack sagte am Freitag: "Die erste Reaktion jedes vernünftig denkenden Menschen ist, dass das furchtbar ist, dass man Leid von anderen Menschen in die Sozialen Netzwerke stellt und sich möglicherweise daran ergötzt."

Helfende behindern Einsatzkräfte - dennoch Lob für Engagement

Dennoch hob sie die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort hervor. "Ich will aber auch betonen, dass hier sehr viele Menschen sehr hilfsbereit waren. Die haben natürlich nicht daran gedacht, dass auch die Rettungskräfte durch müssen. Aber es waren sehr viele Hilfsbereite vor Ort, die haben hier Matratzen und Container hingestellt, damit die Menschen sich nicht noch mehr verletzen, wenn sie aus dem Fenster springen." Die Einsatzkräfte hatten am Donnerstag zum Teil die Polizei zu Hilfe rufen müssen, um die Menschen zurückzuhalten. Flensburgs Feuerwehr-Chef Carsten Herzog geht aber nicht von böser Absicht aus. Die Menschen hätten einfach helfen wollen: "Die erst eintreffenden Einsatzkräfte haben uns berichtet, dass die versucht haben zu helfen, also nicht im negativen Sinne, die Einsatzkräfte bewusst behindert haben", so Herzog. "Wir mussten sie ein bisschen beiseite schieben, um unsere Einsatzmaßnahmen durchführen zu können, brauchten dafür auch polizeiliche Hilfe, aber das war nicht bösartig gewesen." Auch die Polizei hebt das Engagement der Ersthelferinnen und Ersthelfer hervor: Wären sie nicht gewesen, wäre die Anzahl der Opfer größer gewesen.

Spendenaufrufe in Sozialen Medien

Auch am Freitag war die Hilfsbereitschaft groß, in sozialen Medien wurde zu Spenden aufgerufen. Von den Verletzten, die ins Krankenhaus kamen, befinden sich laut Polizei drei auf der Intensivstation, Lebensgefahr bestehe jedoch nicht. Zwei Personen konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Da das Gebäude nicht mehr bewohnbar ist, sind laut Polizei die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Verwandten oder Freunden aufgenommen worden. Etwa zehn Personen seien in Hotels untergekommen.

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Die Folgen des Großbrandes in einem Flensburger Mehrfamilienhaus. © NDR Foto: Jörg Jacobsen

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.05.2023 | 14:00 Uhr

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